Cheesecake
Eigentlich kann ich nicht backen. Aber ich kann amerikanischen Cheesecake. Kürzlich fand ich beim Aufräumen meiner Küchenschränke in einem Fach mit allerlei Kram tatsächlich meine herzförmige Backform wieder. Sie ist schon alt und war ein Trödelmarktfund. Ich dachte, ich hätte sie damals weggeworfen, als das mit Laura zu Ende war.Ich war stolz, wenn ich sie hin und wieder, nachdem ich sie vom Flughafen abgeholt hatte, mit einem selbstgebackenen Käsekuchen überraschen konnte. Butterkekse zerkrümeln für den Boden, Magerquark und Frischkäse vermengen, all das ging mir nach dem zweiten oder dritten Mal gut von der Hand. Nur das Herausholen des Kuchens aus der Form war nicht einfach, weil sie keine seitliche Öffnung hat. Irgendwie bekam ich das trotzdem fast immer hin.
In mancher Nacht löffelten wir im Bett von Tellern die Reste des Kuchens vom Tage, nur einmal direkt aus der Form, als er mir zu klietschig geraten war. So oder so redeten wir nicht viel dabei, weil jede Nacht eine Nacht vor dem erneuten Abschied war. Viel lieber besah ich dabei schweigend ihren Hintern, der immer eine liebliche Röte und fein gezeichnete Striemen von mir hatte. Ich nahm an, das würde ewig so sein.
Doch das war es nicht, es wurde keine Geschichte ohne Ende. Ist jetzt schon länger her und kaum noch wahr. Wahrscheinlich hatte ich die Form wieder aus der Kiste mit unnötigen Andenken an die gemeinsame Zeit herausgenommen, bevor ich irgendwann alles zum Müll brachte. Ich erinnere mich nicht. Dafür kriege ich das Rezept noch aus dem Kopf zusammen. Nur bei der Menge des Zuckers bin ich mir nicht sicher.
m.brody
2018