Kapitel 14
Alina rief erschrocken „Mama!“ aus, Mike sprang auf, fing die fallende Larissa, bevor sie zu Boden ging. Der Professor sprang ebenfalls auf, von seiner grantigen Art war von einem Moment auf den anderen nichts mehr zu bemerken. Zumindest nicht, bis er fest stellte, dass Larissa nichts ernstliches fehlte, sie kam unter schnell wieder zu sich. „Fertig mit dem Auftritt? Also, wenn es ihnen nichts ausmacht, ich hätte da noch ein paar Fragen.“ Larissa wurde rot, das Ganze war ihr ja so peinlich. „Jaja, schon gut, es ist nur, ich war nur so erschrocken eben, wenn, ich dachte ich hätte alles wieder verloren, was - “ Mike schüttelte den Kopf. „Geht das auch etwas weniger konfus? Ich bin zu Tode erschrocken als Du plötzlich weg gekippt ist.“ Larissa seufzte. „Ja, aber wenn Du gar nicht der Vater bist, dann -“
Mit einem Seitenblick auf Mike verstummte sie, zog bedauernd die Schultern ein. Der schüttelte verwirrt und offensichtlich verärgert den Kopf.
„Jetzt hör mir mal zu Du dumme Nuss, selbst falls ich nicht Alinas biologischer Vater sein sollte ja und? Das ist mir so scheiß wie egal, ihr beiden gehört zu mir. Mich wirst Du nicht mehr los! Außerdem, ich weiß felsenfest, dass ich Alinas Vater bin. Sie müssen sich irren!“ Das Letzte sagte er an den Professor gewandt. Larissa hielt erschrocken den Atem an, doch der schien es ihm nicht übel zu nehmen.
„Nun, unwahrscheinlich aber möglich. Aber zurück zum Thema. Sie haben gesagt die Probleme ihrer Tochter hätten sich in den letzten zwei Tagen einerseits verbessert und andererseits verschlimmert, gab es denn irgendwelche ungewöhnlichen Veränderungen?“ Larissa schüttelte unsicher den Kopf. „Nein, außer dass wir in den Genuss von sehr luxuriösem Essen gekommen sind nicht.“ Mit liebevollem Blick betrachtete Larissa Mike. Er war so fürsorglich, von Anfang an, ihr ruhender Fels in der Brandung. War es doch wahr? Konnte es sein, auch wenn -
Der Professor betrachtete das junge, offensichtlich über beide Ohren verliebte Paar und schmunzelte innerlich. Er hoffte ehrlich, dass er ihnen würde helfen können. Aber der Fall war wirklich sonderbar. Nun ja, sie würden die Kleine auf Herz und Nieren untersuchen und dann – aber erst dann – würde er sich die Untersuchungsberichte der Kollegen anschauen, denn nur so war ein unvoreingenommenes Urteil möglich. Da streifte etwas sein Bewusstsein, irgend etwas klopfte sozusagen an. So einen ähnlich mysteriösen Fall hatte er doch schon einmal gehabt, aber wie hatte der Patient denn geheißen? Er kam im Moment nicht darauf, so wandte er sich pragmatisch dem hier und jetzt zu.
„Aha. Geht das auch etwas konkreter?“ Larissa blickte den Professor verwirrt an. Wieso war das denn nun von Interesse? „Ach, naja, wir holen unsere Backwaren sonst in der Discountbäckerei, aber unser Gönner hier hat uns gestern ein regelrechtes Luxusfrühstück spendiert, zu Mittag gab es dann -“ Larissa stoppte gerade noch rechtzeitig mit einem Seitenblick auf ihre Tochter - „Hefeteig mit Belag und so.“ Der Professor grunzte etwas unverständliches, kritzelte wieder auf seinem Block. „Hmmmm. Sagen sie mal, hat oder hatte ihre Tochter denn noch andere Beschwerden irgend einer Art?“ Larissa schüttelte den Kopf. „Nein, keine. Außer den üblichen Dingen halt, wie öfters mal Durchfall oder Verstopfung, aber das -“ Jetzt klingelten im Kopf des Professors förmlich die Alarmglocken.
„Schon immer, auch als sie noch gestillt hatten? Oder erst nach Absetzen der Babynahrung?“ Larissa wurde immer verwirrter bei den seltsamen Fragen, was hatte das denn mit den Hautproblemen zu tun? „Nein, das ging erst später los, als sie angefangen hat richtig zu essen. Nun grunzte der Medikus eindeutig abfällig. „Nun ja, inwieweit man Backwaren vom Discounter und „Hefeteig mit Belag“ als „richtig essen“ definieren kann oder eben nicht, also darüber führen wir später noch eine Unterhaltung. Aber weiter im Text: Ist denn bei ihrer Tochter mal eine Magen-Darmspiegelung gemacht worden?“ Larissa schüttelte den Kopf. „Nein, wozu das denn?“ Der Professor legte den Stift weg. „Ihre Tochter hat massive Magen-Darmprobleme, die keinesfalls „das übliche“ sind, wie sie sich ausdrücken. Nun ja, wie auch immer, wenn sie wieder in Deutschland sind und die Magen-Darm Beschwerden bis dahin nicht weg sind sollten sie das in jedem Fall mal vornehmen lassen.“
Larissa klappte der Unterkiefer weg, Mike riss die Augen auf. „Aber wozu das denn, ist das denn wirklich nötig?“ „Sonst hätte ich es ihnen wohl kaum vorgeschlagen, oder?“ Beim bärbeißigen Ton des Arztes schluckte Larissa, aber er hatte ja recht. Sie waren extra in die Schweiz gefahren nur um seinen Rat einzuholen. „Nun ja, wenn sie meinen. Aber können sie das dann denn nicht gleich hier machen?“ Dieses Mal schüttelte der Professor den Kopf. „Nein, das geht nicht von jetzt auf gleich. Da muss ihre Tochter vorher eine Woche lang auf kernhaltiges Obst, kernhaltiges Gemüse oder Vollkornprodukte verzichten. Alles andere machen wir heute aber gleich, auch eine Ultraschallabtastung des Abdomens.“ „Des was?“ „Des Unterbauches.“
Während Mike und Larissa etwas ratlos da saßen drehte der Professor sich wortlos weg und begann am Computer zu tippen, griff irgendwann zum Telefon, erteilte Anweisungen. Kurze Zeit später kam dann schon eine junge Frau herein ins Zimmer. „So also, sie beide gehen dann bitte mit Frau Hansen ins Labor, ich brauche Blutproben von ihnen beiden, dann sind sie entlassen. Ihre Tochter müssen wir nun aber leider für heute Nachmittag hier behalten. Wollen sie bei den Untersuchungen dabei bleiben, oder ist sie verständig genug dass sie alleine zurecht kommt?“ Larissa starrte den Arzt an. „Bitte ich kann sie doch hier nicht alleine mit Fremden lassen.“ Der Professor war zwar nicht erfreut, aber stand immerhin zu seinem Angebot. „Also gut, Sie können bei den Untersuchungen dabei bleiben. Aber bitte nur sie, zwei Leute die im Weg herum stehen können wir hier nicht gebrauchen.“ Mike nickte nur. „Kein Problem, ich fahre dann so lange das Gepäck weg und lade aus, wir sind ja ein paar Tage hier.“
Die Blutentnahme bei Larissa und Mike war schnell erledigt, die junge Frau war geschickt und effizient, andernfalls hätte Professor Ehrens sie allerdings auch nicht an seiner Klinik geduldet. Als Mike sich dann vorläufig verabschiedet hatte und Larissa und Alina ins Untersuchungszimmer geführt wurden war Larissa sehr verblüfft dort den Professor selbst vor zu finden. Dass er sich die Zeit nahm, die Untersuchungen selber durch zu führen, damit hätte sie nicht gerechnet. Die nächste Überraschung war, wie einfühlsam und sanft der sonst so bärbeißige Arzt mit Alina umging. Da war die Kleine schon schlimmeres gewöhnt, so liefen die Untersuchungen zügig ab. Trotzdem dauerte es tatsächlich den ganzen Nachmittag, bis der Arzt schließlich alles auf seiner Liste abgearbeitet hatte.
„So, das war es dann für heute.“ „Können sie denn schon etwas sagen?“ Der Professor schüttelte den Kopf. „Nein, ganz gewiss nicht, wir müssen ja noch das Ergebnis der Blutprobe abwarten. Kommen sie morgen um zehn wieder, bis dahin müsste ich ihnen mehr mitteilen können.“ Larissa seufzte, war zwischen Hoffen und Bangen hin und her gerissen. Aber zumindest war es absehbar. Dass sie morgen gleich einen Besprechungstermin hatten war schon mehr als sie erwartet, ja selbst mehr als sie erhofft hätte.
Als Larissa dann mit Alina aus der Klinik heraus kam sah sie schon Mikes Auto und ihn nicht weit weg davon auf einer Bank sitzen, konzentriert mit dem Smartphone beschäftigt. „Hey Du!“ Mike schrak auf, drehte schnell das Telefon weg. „Oh Hey Ihr beiden.“ Schnell stand er auf, begrüßte seine beiden Mädels mit freudigem Kuss. Auf dem Weg zur Unterkunft berichtete Larissa das wenige, das es zu berichten gab. „Ich hoffe wir erfahren morgen dann mehr.“ Mike nickte seufzend. „Ja, das hoffe ich auch. Hat er noch etwas gesagt, warum er sich so für ihren Bauch interessiert hat?“ Larissa schüttelte den Kopf. „Nein, das ist das nächste Rätsel.“ „Das nächste?“ Larissa setzte zum Antworten an, hielt aber inne, als Mike mit einem Mal abbog. „Nanu, wo fährst Du denn jetzt hin?“ „Na zu unserer Ferienwohnung natürlich.“ „Wohnung, ich dachte wir haben ein Hotelzimmer?“ Mike lachte nur. „Naja, das hätte ich zur Not auch eines gebucht, aber ich habe mich dann doch spontan für eine etwas angenehmere Unterkunft entschieden, hier können wir kommen und gehen wie wir wollen und wir haben auch etwas mehr Privatsphäre. Komm, ich zeige Dir alles.“
Alina raste neugierig in der Wohnung hin und her, es war sogar ein Raum mit Kinderbett da, das Babyfon war ebenfalls aufgebaut. In der Küche stand ein Topf neben dem Herd. „Oh mein Gott, Du hast sogar eingekauft und gekocht!“ „Naja, ich dachte essen gehen wird heute zu anstrengend für Alina. Und ich musste mich ja irgendwie bechäftigen.“ Larissa hob den Deckel hoch, und atmete den würzigen Duft ein. „Oh das riecht aber lecker.“ Mike grinste. „Ich hoffe es schmeckt auch so. Eintopf mit Kartoffeln, Bohnen, Karotten, Rindfleisch, Speck und so weiter.“ „Na bestimmt, wenn Du es gemacht hast muss es ja lecker sein!“ Larissa schüttelte den Kopf. An Mikes Fürsorglichkeit hatte sich nichts geändert, seit, ja seit er erfahren hatte, dass er womöglich gar nicht Alinas leiblicher Vater war. Der Mann war fast zu gut um wahr zu sein. Und der Eintopf schmeckte mindestens so gut wie er roch.
Nach dem Essen fielen Alina dann schon fast die Augen zu, der Tag war doch lang und anstrengend gewesen. Ihr Einhorn im Arm haltend schlief sie ein, kaum dass Mike die Decke über sie gebreitet hatte. Im gemütlichen Wohnzimmer saß Larissa, die fast genauso erschöpft wirkte. „Na Du, auch bereit fürs Bett?“ Larissa öffnete die Augen. Oh sie könnte schlafen, oh ja! Oder zumindest war sie bereit zum ins Bett gehen. Aber vorher brannte ihr etwas auf der Seele. „Mike, was ist, wenn Du wirklich nicht der Vater -“ Als er den Mund öffnete korrigierte sie sich schnell „- also wenn Du nicht ihr naja, Erzeuger sein solltest. War das heute früh denn wirklich Dein Ernst, dass Du dann trotzdem, ich meine -“ Larissa brach ab, ihr fehlten die Worte um das auszudrücken, was sie fühlte. Doch Mike verstand auch so, was sie sagen wollte. Für einen Moment war er ärgerlich, schob den Ärger aber auf die Seite. Larissa hatte es schwer gehabt, viel schwerer als er. Nun ja, das würde sich grundlegend ändern, dafür war er ja nun da. Aber er hatte begriffen, dass er noch Geduld haben musste, bis Larissa so ganz in ihrer neuen Normalität angekommen war, zu lange hatten Sorgen, Nöte und Ängste ihr Leben bestimmt, als dass sie dies von heute auf morgen hinter sich lassen konnte. So nahm er sie einfach in den Arm. „Ja mein Herz, das war mein voller Ernst. Ich liebe Dich und Alina aus ganzem Herzen. Egal was heraus kommt, wir drei sind nun eins.“ Larissa schluchzte, schon wieder kamen ihr die Tränen. Mike sagte nichts mehr, hielt sie nur weiter fest im Arm, hielt sie geborgen und küsste ihre Tränen weg. Erst zaghaft, dann immer leidenschaftlicher erwiderte Larissa seine Küsse, begann dann erst an seinem Hemd zu zerren, dann an seiner Hose, bis Mike sie lachend hochhob und ins Schlafzimmer trug. Nachdem er Larissas auf das Bett gelegt hatte vergewisserte er sich noch, ob das Babyfon einschaltet war, ehe er sich langsam zu ihr legte und sie ihr angefangenes Werk vollenden ließ . . .
. . . während Mike und Larissa sich liebten, saß der Professor noch an seinem Schreibtisch, brütete über den Auswertungen der Untersuchungen, betrachtete nachdenklich die Ultraschallbilder. Gut, eindeutig war es ohne die Magen-Darm-Spiegelung nicht, aber im Zusammenhang mit dem Ergebnis der Gentests war er sich doch nahezu sicher, dass sein Verdacht richtig war.
Nun öffnete er auch die Akte mit den Untersuchungsergebnissen der deutschen Ärzte. Was er dabei so von sich gab, war nicht unbedingt als schmeichelhaft für die Kollegen zu bezeichnen . . .
Alina rief erschrocken „Mama!“ aus, Mike sprang auf, fing die fallende Larissa, bevor sie zu Boden ging. Der Professor sprang ebenfalls auf, von seiner grantigen Art war von einem Moment auf den anderen nichts mehr zu bemerken. Zumindest nicht, bis er fest stellte, dass Larissa nichts ernstliches fehlte, sie kam unter schnell wieder zu sich. „Fertig mit dem Auftritt? Also, wenn es ihnen nichts ausmacht, ich hätte da noch ein paar Fragen.“ Larissa wurde rot, das Ganze war ihr ja so peinlich. „Jaja, schon gut, es ist nur, ich war nur so erschrocken eben, wenn, ich dachte ich hätte alles wieder verloren, was - “ Mike schüttelte den Kopf. „Geht das auch etwas weniger konfus? Ich bin zu Tode erschrocken als Du plötzlich weg gekippt ist.“ Larissa seufzte. „Ja, aber wenn Du gar nicht der Vater bist, dann -“
Mit einem Seitenblick auf Mike verstummte sie, zog bedauernd die Schultern ein. Der schüttelte verwirrt und offensichtlich verärgert den Kopf.
„Jetzt hör mir mal zu Du dumme Nuss, selbst falls ich nicht Alinas biologischer Vater sein sollte ja und? Das ist mir so scheiß wie egal, ihr beiden gehört zu mir. Mich wirst Du nicht mehr los! Außerdem, ich weiß felsenfest, dass ich Alinas Vater bin. Sie müssen sich irren!“ Das Letzte sagte er an den Professor gewandt. Larissa hielt erschrocken den Atem an, doch der schien es ihm nicht übel zu nehmen.
„Nun, unwahrscheinlich aber möglich. Aber zurück zum Thema. Sie haben gesagt die Probleme ihrer Tochter hätten sich in den letzten zwei Tagen einerseits verbessert und andererseits verschlimmert, gab es denn irgendwelche ungewöhnlichen Veränderungen?“ Larissa schüttelte unsicher den Kopf. „Nein, außer dass wir in den Genuss von sehr luxuriösem Essen gekommen sind nicht.“ Mit liebevollem Blick betrachtete Larissa Mike. Er war so fürsorglich, von Anfang an, ihr ruhender Fels in der Brandung. War es doch wahr? Konnte es sein, auch wenn -
Der Professor betrachtete das junge, offensichtlich über beide Ohren verliebte Paar und schmunzelte innerlich. Er hoffte ehrlich, dass er ihnen würde helfen können. Aber der Fall war wirklich sonderbar. Nun ja, sie würden die Kleine auf Herz und Nieren untersuchen und dann – aber erst dann – würde er sich die Untersuchungsberichte der Kollegen anschauen, denn nur so war ein unvoreingenommenes Urteil möglich. Da streifte etwas sein Bewusstsein, irgend etwas klopfte sozusagen an. So einen ähnlich mysteriösen Fall hatte er doch schon einmal gehabt, aber wie hatte der Patient denn geheißen? Er kam im Moment nicht darauf, so wandte er sich pragmatisch dem hier und jetzt zu.
„Aha. Geht das auch etwas konkreter?“ Larissa blickte den Professor verwirrt an. Wieso war das denn nun von Interesse? „Ach, naja, wir holen unsere Backwaren sonst in der Discountbäckerei, aber unser Gönner hier hat uns gestern ein regelrechtes Luxusfrühstück spendiert, zu Mittag gab es dann -“ Larissa stoppte gerade noch rechtzeitig mit einem Seitenblick auf ihre Tochter - „Hefeteig mit Belag und so.“ Der Professor grunzte etwas unverständliches, kritzelte wieder auf seinem Block. „Hmmmm. Sagen sie mal, hat oder hatte ihre Tochter denn noch andere Beschwerden irgend einer Art?“ Larissa schüttelte den Kopf. „Nein, keine. Außer den üblichen Dingen halt, wie öfters mal Durchfall oder Verstopfung, aber das -“ Jetzt klingelten im Kopf des Professors förmlich die Alarmglocken.
„Schon immer, auch als sie noch gestillt hatten? Oder erst nach Absetzen der Babynahrung?“ Larissa wurde immer verwirrter bei den seltsamen Fragen, was hatte das denn mit den Hautproblemen zu tun? „Nein, das ging erst später los, als sie angefangen hat richtig zu essen. Nun grunzte der Medikus eindeutig abfällig. „Nun ja, inwieweit man Backwaren vom Discounter und „Hefeteig mit Belag“ als „richtig essen“ definieren kann oder eben nicht, also darüber führen wir später noch eine Unterhaltung. Aber weiter im Text: Ist denn bei ihrer Tochter mal eine Magen-Darmspiegelung gemacht worden?“ Larissa schüttelte den Kopf. „Nein, wozu das denn?“ Der Professor legte den Stift weg. „Ihre Tochter hat massive Magen-Darmprobleme, die keinesfalls „das übliche“ sind, wie sie sich ausdrücken. Nun ja, wie auch immer, wenn sie wieder in Deutschland sind und die Magen-Darm Beschwerden bis dahin nicht weg sind sollten sie das in jedem Fall mal vornehmen lassen.“
Larissa klappte der Unterkiefer weg, Mike riss die Augen auf. „Aber wozu das denn, ist das denn wirklich nötig?“ „Sonst hätte ich es ihnen wohl kaum vorgeschlagen, oder?“ Beim bärbeißigen Ton des Arztes schluckte Larissa, aber er hatte ja recht. Sie waren extra in die Schweiz gefahren nur um seinen Rat einzuholen. „Nun ja, wenn sie meinen. Aber können sie das dann denn nicht gleich hier machen?“ Dieses Mal schüttelte der Professor den Kopf. „Nein, das geht nicht von jetzt auf gleich. Da muss ihre Tochter vorher eine Woche lang auf kernhaltiges Obst, kernhaltiges Gemüse oder Vollkornprodukte verzichten. Alles andere machen wir heute aber gleich, auch eine Ultraschallabtastung des Abdomens.“ „Des was?“ „Des Unterbauches.“
Während Mike und Larissa etwas ratlos da saßen drehte der Professor sich wortlos weg und begann am Computer zu tippen, griff irgendwann zum Telefon, erteilte Anweisungen. Kurze Zeit später kam dann schon eine junge Frau herein ins Zimmer. „So also, sie beide gehen dann bitte mit Frau Hansen ins Labor, ich brauche Blutproben von ihnen beiden, dann sind sie entlassen. Ihre Tochter müssen wir nun aber leider für heute Nachmittag hier behalten. Wollen sie bei den Untersuchungen dabei bleiben, oder ist sie verständig genug dass sie alleine zurecht kommt?“ Larissa starrte den Arzt an. „Bitte ich kann sie doch hier nicht alleine mit Fremden lassen.“ Der Professor war zwar nicht erfreut, aber stand immerhin zu seinem Angebot. „Also gut, Sie können bei den Untersuchungen dabei bleiben. Aber bitte nur sie, zwei Leute die im Weg herum stehen können wir hier nicht gebrauchen.“ Mike nickte nur. „Kein Problem, ich fahre dann so lange das Gepäck weg und lade aus, wir sind ja ein paar Tage hier.“
Die Blutentnahme bei Larissa und Mike war schnell erledigt, die junge Frau war geschickt und effizient, andernfalls hätte Professor Ehrens sie allerdings auch nicht an seiner Klinik geduldet. Als Mike sich dann vorläufig verabschiedet hatte und Larissa und Alina ins Untersuchungszimmer geführt wurden war Larissa sehr verblüfft dort den Professor selbst vor zu finden. Dass er sich die Zeit nahm, die Untersuchungen selber durch zu führen, damit hätte sie nicht gerechnet. Die nächste Überraschung war, wie einfühlsam und sanft der sonst so bärbeißige Arzt mit Alina umging. Da war die Kleine schon schlimmeres gewöhnt, so liefen die Untersuchungen zügig ab. Trotzdem dauerte es tatsächlich den ganzen Nachmittag, bis der Arzt schließlich alles auf seiner Liste abgearbeitet hatte.
„So, das war es dann für heute.“ „Können sie denn schon etwas sagen?“ Der Professor schüttelte den Kopf. „Nein, ganz gewiss nicht, wir müssen ja noch das Ergebnis der Blutprobe abwarten. Kommen sie morgen um zehn wieder, bis dahin müsste ich ihnen mehr mitteilen können.“ Larissa seufzte, war zwischen Hoffen und Bangen hin und her gerissen. Aber zumindest war es absehbar. Dass sie morgen gleich einen Besprechungstermin hatten war schon mehr als sie erwartet, ja selbst mehr als sie erhofft hätte.
Als Larissa dann mit Alina aus der Klinik heraus kam sah sie schon Mikes Auto und ihn nicht weit weg davon auf einer Bank sitzen, konzentriert mit dem Smartphone beschäftigt. „Hey Du!“ Mike schrak auf, drehte schnell das Telefon weg. „Oh Hey Ihr beiden.“ Schnell stand er auf, begrüßte seine beiden Mädels mit freudigem Kuss. Auf dem Weg zur Unterkunft berichtete Larissa das wenige, das es zu berichten gab. „Ich hoffe wir erfahren morgen dann mehr.“ Mike nickte seufzend. „Ja, das hoffe ich auch. Hat er noch etwas gesagt, warum er sich so für ihren Bauch interessiert hat?“ Larissa schüttelte den Kopf. „Nein, das ist das nächste Rätsel.“ „Das nächste?“ Larissa setzte zum Antworten an, hielt aber inne, als Mike mit einem Mal abbog. „Nanu, wo fährst Du denn jetzt hin?“ „Na zu unserer Ferienwohnung natürlich.“ „Wohnung, ich dachte wir haben ein Hotelzimmer?“ Mike lachte nur. „Naja, das hätte ich zur Not auch eines gebucht, aber ich habe mich dann doch spontan für eine etwas angenehmere Unterkunft entschieden, hier können wir kommen und gehen wie wir wollen und wir haben auch etwas mehr Privatsphäre. Komm, ich zeige Dir alles.“
Alina raste neugierig in der Wohnung hin und her, es war sogar ein Raum mit Kinderbett da, das Babyfon war ebenfalls aufgebaut. In der Küche stand ein Topf neben dem Herd. „Oh mein Gott, Du hast sogar eingekauft und gekocht!“ „Naja, ich dachte essen gehen wird heute zu anstrengend für Alina. Und ich musste mich ja irgendwie bechäftigen.“ Larissa hob den Deckel hoch, und atmete den würzigen Duft ein. „Oh das riecht aber lecker.“ Mike grinste. „Ich hoffe es schmeckt auch so. Eintopf mit Kartoffeln, Bohnen, Karotten, Rindfleisch, Speck und so weiter.“ „Na bestimmt, wenn Du es gemacht hast muss es ja lecker sein!“ Larissa schüttelte den Kopf. An Mikes Fürsorglichkeit hatte sich nichts geändert, seit, ja seit er erfahren hatte, dass er womöglich gar nicht Alinas leiblicher Vater war. Der Mann war fast zu gut um wahr zu sein. Und der Eintopf schmeckte mindestens so gut wie er roch.
Nach dem Essen fielen Alina dann schon fast die Augen zu, der Tag war doch lang und anstrengend gewesen. Ihr Einhorn im Arm haltend schlief sie ein, kaum dass Mike die Decke über sie gebreitet hatte. Im gemütlichen Wohnzimmer saß Larissa, die fast genauso erschöpft wirkte. „Na Du, auch bereit fürs Bett?“ Larissa öffnete die Augen. Oh sie könnte schlafen, oh ja! Oder zumindest war sie bereit zum ins Bett gehen. Aber vorher brannte ihr etwas auf der Seele. „Mike, was ist, wenn Du wirklich nicht der Vater -“ Als er den Mund öffnete korrigierte sie sich schnell „- also wenn Du nicht ihr naja, Erzeuger sein solltest. War das heute früh denn wirklich Dein Ernst, dass Du dann trotzdem, ich meine -“ Larissa brach ab, ihr fehlten die Worte um das auszudrücken, was sie fühlte. Doch Mike verstand auch so, was sie sagen wollte. Für einen Moment war er ärgerlich, schob den Ärger aber auf die Seite. Larissa hatte es schwer gehabt, viel schwerer als er. Nun ja, das würde sich grundlegend ändern, dafür war er ja nun da. Aber er hatte begriffen, dass er noch Geduld haben musste, bis Larissa so ganz in ihrer neuen Normalität angekommen war, zu lange hatten Sorgen, Nöte und Ängste ihr Leben bestimmt, als dass sie dies von heute auf morgen hinter sich lassen konnte. So nahm er sie einfach in den Arm. „Ja mein Herz, das war mein voller Ernst. Ich liebe Dich und Alina aus ganzem Herzen. Egal was heraus kommt, wir drei sind nun eins.“ Larissa schluchzte, schon wieder kamen ihr die Tränen. Mike sagte nichts mehr, hielt sie nur weiter fest im Arm, hielt sie geborgen und küsste ihre Tränen weg. Erst zaghaft, dann immer leidenschaftlicher erwiderte Larissa seine Küsse, begann dann erst an seinem Hemd zu zerren, dann an seiner Hose, bis Mike sie lachend hochhob und ins Schlafzimmer trug. Nachdem er Larissas auf das Bett gelegt hatte vergewisserte er sich noch, ob das Babyfon einschaltet war, ehe er sich langsam zu ihr legte und sie ihr angefangenes Werk vollenden ließ . . .
. . . während Mike und Larissa sich liebten, saß der Professor noch an seinem Schreibtisch, brütete über den Auswertungen der Untersuchungen, betrachtete nachdenklich die Ultraschallbilder. Gut, eindeutig war es ohne die Magen-Darm-Spiegelung nicht, aber im Zusammenhang mit dem Ergebnis der Gentests war er sich doch nahezu sicher, dass sein Verdacht richtig war.
Nun öffnete er auch die Akte mit den Untersuchungsergebnissen der deutschen Ärzte. Was er dabei so von sich gab, war nicht unbedingt als schmeichelhaft für die Kollegen zu bezeichnen . . .