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Kulinarisch statt erotisch - oder doch beides?

******eld Mann
2.191 Beiträge
Themenersteller 
Kulinarisch statt erotisch - oder doch beides?
Abendessen

Es ist kurz nach vier, als ich unsere großzügige WG-Küche betrete.
Alle Lebensmittel und Zutaten liegen auf der Anrichte und warten bereits seit dem Vormittag auf ihrer Verarbeitung.
„Scharf und süß, so wie du“, hast du es dir unser Abendessen gewünscht.
Chilie-Mango-Chicken wirst du bekommen.

Zuerst müssen die Hühnerschenkel gehäutet und entbeint werden.
Die Schenkel haben mittlerweile Raumtemperatur. Die Haut liegt nun locker am Fleisch an und lässt sich mit einem gezielten Schnitt und einem beherztem Ruck gut abziehen. Ein weiterer Schnitt und ich ziehe mit einer Drehung den Knochen heraus.
Kurze Zeit später liegen 8 Fleischstücke, bester regionaler Bioaufzucht, in einer großen Schüssel, um mariniert zu werden.
Die Marinade besteht aus Erdnussöl, Limettensaft, etwas Honig, getrockneten Chilis, Ingwer, Knoblauch, einigen frischen, gehackten Korianderblättern und verschiedenen Gewürzen.

Während ich den Ingwer schäle, wandern meine Gedanken einige Zeit zurück und ich sehe eine andere Frau, sich windend und ihre Scham haltend, auf meinem Bett, im Stockwerk über mir liegen.
Ob du wohl für solche Spielchen offen wärst?
Der Honig, der gerade goldglänzend von einem Löffel fließt, wäre wohl eher dein Geschmack. Aber man weiß ja nie.
Ich schmunzle und widme mich den restlichen Zutaten.

Als alles gut vermengt ist, gieße ich es über die Schenkel.
Ich ziehe mir schwarze Latexhandschuhe über, wasche sie kurz unter warmen Wasser und beginne die Schenkelstücke zu massieren. Langsam und behutsam fährt mein Daumen in die Öffnung. Ich schließe die Augen und überlasse es ganz meinen Händen und Fingern das Richtige zu tun. Zu erspüren wo das zarte Fleisch noch nicht benetzt ist, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.
Ich streife die Handschuhe ab, sammle mich einen Moment, und schiebe Hühnchenschenkel, und meine Gedanken an unser letztes Treffen, zur Seite.

Nun gilt es die frische Kokosnuss zu öffnen. In Indien habe ich gelernt, wie man die Schale entfernt, ohne den Kern dabei zu beschädigen. Zuerst durchstoße ich mit einem Metallspieß zwei der drei kleinen Löcher auf der Oberseite. Das Kokoswasser fange ich in einem Glas auf, es wird später noch Verwendung finden.

Es folgen einige gezielte Hammerschläge, dann liegt der ovale Kern in meiner Hand.
Ich streichle mit geschlossen Augen sacht über seine feine, geäderte Oberfläche und es widerstrebt mir ein wenig sie zu zerstören.
Bedächtig entferne ich mit einem gebogenen Schälmesser die braune Haut und lege das weiße Fleisch frei. Eine schneeweiße, feucht schimmernde Kugel. Ich halte sie mit gespreizten Fingen ins Licht der Mittagssonne, die durch das Fenster fällt.
Ihr milchiger Saft läuft mir den Arm hinab.
Und wieder driften meine Gedanken ab in eine andere Zeit, in eine andere Küche. Zu einer anderen Frau.
Bevor der Saft meinen aufgekrempelten Ärmel erreicht, lecke ich ihn weg.
Der Zauber ist gebrochen und die Küchenreibe beginnt ihr Werk.

Bevor ich mich den beiden reifen Mangos zuwende, lege ich ein großes Stück Tamarindenmark in warmes Wasser, um es aufzuweichen.
Die Mangos sind schnell geschält und ich beginne sie in kleine Stücke zu zerteilen.
Ich liebe es mit den Fingern direkten Kontakt zu den Zutaten zu haben. Ebenso wie das Essen mit den Fingern. In den fünf Jahren, die ich in Indien gelebt habe, war das eine der schönsten und sensitivsten Erfahrungen.
Leider stößt es hier immer wieder auf Unverständnis.

Nachdem das Tamarindenmark aufgeweicht ist, die Tamarinde ist eine Art säuerliche Dattel, pule ich die Kerne heraus und zerdrücke das Fruchtfleisch, bis es sich mit dem Wasser zu einer geschmeidigen Paste verbunden hat.

Nun brauche ich noch mehr Ingwer und frische Chilis.
Wie viel kann ich dir wohl zumuten?
Ich möchte ja schon noch erkennen können, wann du meinetwegen beginnst zu schwitzen.
Drei Chilis sollten ausreichen, um deine Blutgefäße zu erweitern, dir aber nicht gleich den Schweiß aus allen Poren treiben. Das würde dann doch lieber ich selbst übernehmen.
Nachdem ich mir frische Handschuhe übergezogen habe, schneide ich die Chilis zuerst in Streifen, entferne die Samenscheidewände sowie die Samen und hacke sie dann in winzige Stückchen. In ebenso kleine Stücke zerteile ich den Ingwer.

Mein Blick fällt auf die Uhr. Schon halb sechs durch.
Ich brauche noch gelben Dhal (Linsen) als Basis für die Soße. Ich liebe Soßen.
Nachdem ich eine Tasse voll in eine flache Schüssel gegeben habe, beginne ich die Linsen zu sieben. Bei der Qualität, ist das natürlich Quatsch, erinnert mich aber an meine Zeit in Indien. Dort galt es die schlechten Linsen und kleine Steine herauszusuchen. Eine geradezu meditative Tätigkeit, wenn man zwischen Bergen am Fuße des Himalaya sitzt und in ein grünes Tal blickt.
Mit Safran, Kurkuma und einer Zimtstange lasse ich ihn ganz langsam köcheln, bis er weich ist und ich mit dem Stabmixer eine cremige Paste daraus machen kann.

Nachdem ich die Küche und alle Utensilien gesäubert habe ist es schon kurz nach sieben. Zeit die Schenkel anzubraten und das Curry zuzubereiten.

Eine gute halbe Stunde später ist die Küche erfüllt von verführerisch exotischen Düften und ich decke den großen Esstisch, der sich ebenfalls in der Küche befindet.
Ich überlege. Das raue, nur gebeizte Holz oder ein Tischtuch.
Als ich das weiße Leinentuch über den Tisch werfe, muss ich daran denken, wie ich vorhin das Bett oben frisch bezogen und mich gefragt habe, was du wohl zu den kleinen Messingösen sagen wirst, die an allen vier Ecken aus dem Holz ragen.

Zufrieden mit mir und der Welt, lasse ich mich auf einem der zusammengewürfelten Polsterstühle nieder, schenke mir ein Glas Chardonnay ein und genieße die Ruhe.
Alle Mitbewohner sind unterwegs und wir habe die Wohnung, den Abend, die Nacht, ganz für uns.

Ich freue mich so sehr ….


„Liebe geht durch den Magen.“
Ganz sicher mehr als ein Kalenderspruch.

Für mich hat gerade gemeinsames Essen und auch seine gemeinsame Zubereitung, einen sehr hohen Stellenwert.
Mit Menschen, für die Essen lediglich Nahrungsaufnahme ich, kann ich nicht viel anfangen. Sicher nichts Tiefgehendes.

„Gute Köche sind auch gute Liebhaber“, sagte mal eine Frau, die mich in beiderlei Hinsicht beurteilen konnte, zu mir.
Als jemand, der in Restaurantküchen groß wurde, möchte ich das, mit Erinnerung an diverse Köche, entschieden verneinen.
Für Hobbyköche aus Passion und Leidenschaft gilt das viel eher.
Denn das ist genau die Parallele.
Leidenschaft, Begeisterung, Neugier, Geduld, experimentieren und neues entdecken, ausprobieren wollen.
Mein Kochstil ist wohl fundiert, experimentell und nicht immer ergebnisorientiert.
Ich weiß, was ich kann, den Rest lass ich andere machen.
Ich weiß auch was mir schmeckt und was nicht.
So ähnlich ist es dann auch im Bett.

Bon Appetit.

********rlin Frau
4.012 Beiträge
sehr sehr gut
****a50 Frau
510 Beiträge
💋
Zitat von ******BLN:
sehr sehr gut

… ja, dem zustimmen muss, bis auf den Punkt, wo die kulinarische Stimmung nicht dahingehend aufgelöst wird, das zumindest die vier Bettösen nicht Ihrer Bestimmung zugeführt wurden, was dem ganzen einen gewissen Wermutstropfen verleiht und auch mit einem Chardonnay nicht kompensiert werden kann.
Aber ich gebe zu, es nicht einfach ist, die Geschichte in der Geschichte zu entdecken und zu sehen und dann somit zu schnell applaudiert.
********lara Frau
6.494 Beiträge
Wunderbare Welt, in die du mich entführt hast! Ich meine die Gewürze zu riechen und bin beinahe versucht, mich in einen Hähnchenschenkel verwandeln zu wollen...😄👍
******eld Mann
2.191 Beiträge
Themenersteller 
Haha ...
… tja, wenn der Lack ab, und die besten Jahre beginnen, sollte Mann sich auf ANDERES besinnen, was keinesfalls weit minder, wenn wir uns erinnern an die Zeit, wo waren wir noch Kinder, so vieles war dort zu entdecken, spielten DOKTOR und verstecken, waren am Eise gern am LECKEN, und gegenseitig viel am necken - warum nicht wieder dies, mit NEUEM heut entdecken 🤔😉⁉️ … eine wunderbare Welt, in welche wurde hier entführt, es wurde manches sehr schnell leicht, da es dadurch hier wurde nun berührt, durch die Würze der Gewürze, zu riechen sehr versucht, mich in einen Schenkel zu verwandeln, doch nur aus diesem zu bestehen, wer würde noch mit mir anbandeln⁉️🥴 ...
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