Vielen Dank für die vielen Beiträge und die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema! Es hat mir einiges zum Nachdenken gegeben.
Ich habe verstanden, dass im BDSM Kontext eine/r auf seine Rechte verzichtet zu Gunsten des anderen.
Das führt mich zur Frage: Kann / sollte / darf man auf seine Rechte verzichten?
Bei "Standard-Rechten" ist die Antwort ganz klar "Ja". Ich verzichte auf mein Recht am Eigentum durch Verkauf oder Schenkung.
Aber wie sieht das mit den Menschenrechten aus? Die habe ich nicht erwerben müssen, die habe ich qua Geburt als Mensch mitbekommen. Kann ich die einfach zurück geben bzw. darauf verzichten?
Ich kann / könnte, ja. Das passiert bei einem Selbstmord. Ich verzichte dann auf mein Menschenrecht auf Leben.
Kann ich auch auf meine Menschenwürde verzichten?
Nach meiner (laienhaften) Sicht, kann ich das nur zeitlich begrenzt tun. Ich kann auf die Ausübung / das Bestehen auf mein Menschenrecht eine Zeitlang verzichten. Ja, das geht.
Sollte / darf man das tun? Für mich, ja, das geht und es gibt Situationen, ich denen ich auch kein Problem damit habe. Aber selbst dann bleibe ich ein Mensch, der diese Menschenrechte hat, auf deren Ausübung / Einforderung aber (aus welchen Gründen auch immer) eine Zeitlang verzichtet.
Auch verstehe ich den Reiz, der darin liegen kann, mal die Kontrolle abzugeben, sich fallen zu lassen, einem anderen die Verantwortung für sich zu übergeben. Die Motive dafür mögen unterschiedlich sein, aber ja, das kann ich nachvollziehen.
Für mich ist der Schlüsselaspekt, dass alle Menschen immer Menschen bleiben. Einen Menschen zum Objekt machen, geht für mich nicht. Und dieses "zum Objekt machen" steckt für mich in dem Begriff "benutzen". Daher ist er für mich negativ besetzt, wenn er zwischen Menschen verwendet wird. Ich würde dafür andere Worte finden wollen.
Ein letzter Gedanke dazu: Für mich gibt es eine Kopplung zwischen Sprache / Gedanken / Denken / Handeln. Wenn ich jemanden sprachlich entmenschliche, macht das etwas mit mir. Daher wehre ich mich dagegen. Ich muss wohl akzeptieren, dass es Gruppen gibt, die damit kein Problem haben. Verstehen muss ich das nicht.
Menschliche Grüße
Bernhardt