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aus SEXMYTHEN
Die Alternative zu einer Partnerschaft ist ein Leben als Single. Manche leben freiwiilig solo, manche unfreiwillig. In Abgrenzung zur festen klassischen Paarbehziehung ranken sich um das Singeldasein allerhand Mythen von grenzenloser Freiheit und wildem Sex.
Die werden allerdings gern von Leuten gestrickt, die in festen Händen sind, wie zum Beispiel „Jonas“, der die Übertreibung auch freimütig bekennt. Er ist 34 Jahre alt, seit fünf Jahren verheiratet und hat drei Kinder:
„Zwischendurch sehne ich mich nach der ungebundenen Zeit, als ich allein war und niemandem Rechenschaft schuldete. Ich konnte machen, was ich wollte, flirten, mit wem ich wollte , hatte manchmal einen One-Night-Stand oder eine heiße Affäre oder einfach meine Ruhe. Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich es mir gern schöner ausmale, als es tatsächlich war, und die unangenehmen Seiten des Singledasein vergesse. Ich fühlte mich manchmal einfach allein, habe die Leute in festen Partnerschaften beneidet und mich auch danach gesehnt. Un der Sex war auch nicht immer so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Manchmal war ich enttäuscht. Und mit neuen Partnerinnen war es beim ersten Mal auch nicht so toll – schöner und intensiver ungefähr ab dem dritten Mal. Aber das kam eher selten vor. „
Jetzt hat sich die Sache für Jonas ins Gegenteil verkehrt: „Ich fühle mich wohl als Ehemann und möchte nicht allein sein, obwohl ich manchmal daran denke. Vielleicht ist das normal, dass man sich manchmal das wünscht, was man gerade nicht hat.
Genauso scheint es zu sein: Singles träumen von einer festen Partnerschaft, gehen auf die Suche, geben Kontaktanzeigen auf oder nehmen jede Gelegenheit wahr, jemanden kennenzulernen. Sie sehnen sich nach der großen Liebe, nach Harmonie und Treue, nach gemeinsamen Glück mit einem Partner. Im Anzeigenteil der Tageszeitungen u.ä. sind all diese Wünsche in den Rubriken „Heiraten“ und „Bekanntschaften“ nachzulesen.
Die Leute in festen Beziehungen dagegen sehnen sich mitunter nach den Freiheiten der Singles, die ihrer Meinung nach problemlos immer neue Sexpartner finden und auf niemanden Rücksichtnehmen müssen. Die Realität sieht aber oft anders aus:
Manche Leute denken wirklich, dass ich ein ausschweifendes Sexleben führe, nur weil ich keinen festen Freund habe, bzw. ab und zu einen anderen, erzählt Susanne, 39 Jahre, die seit mehreren Jahren als überzeuge Singlefrau lebt. „Aber so ist das nicht. Meine verheirateten Freundinnen, die immer neugierig sind, was bei mir gerade so läuft, sehen nicht, was es für ein Problem ist, den Richtigen zu finden, wenn ich mit einem Mann schlafen will. Klar, die haben ja einen. Ich muss mir erst jemanden suchen, der passt, oder muss warten. Ich habe natürlich meine Ansprüche an einen Mann, und deshalb klappt es auch nicht so oft. Ich glaube, dass meine verheirateten Freundinnen häufiger Sex haben als ich. Und die, bei denen nichts mehr läuft, die trauen sich nicht, sich mal einen anderen zu suchen, weil sie ja verheiratet sind. ICH habe vielleicht mehr Abwechslung als die, aber es ist auch anstrengender, sich auf neue Leute einzulassen und Vertrauen zu fassen.“
Susanne scheint da keine Ausnahme zu sein; von ähnlichen Erfahrenungen berichten viele Single.
Singels befinden sich in einem ziemlichen Dilemma. Ihre Lebensform bietet ihnen kaum Gelegenheit, eine tiefe Beziehung zu einem Partner aufzubauen. Und wenn sie es doch tun, sind sie schon mittendrin in einer festen Beziehung. Das macht auch die Sache mit dem Sex etwas komplizierter, als gemeinhin angenommen wird. Zu einen haben Singles immer wieder den Reiz des Neuen, der bei festen Partnerschaften leicht untergehen kann, zum anderen erlauben aber Fremdheit und Kürze der Begegnungen nur eine begrenzte Entwicklung einer gemeinsamen Sexualität. Singles müssen immer alles neu erforschen.
Am häufigsten findet Sex immer noch in der Ehe statt, dasbelegen umfragen, obwohl es auch Ehe gibt, wo nichts mehr stattfindet, und obwohl es Singles gibt, die sehr aktiv sind. Dass die freien und ungebundenen Singels am häufigsten und dazu noch den aufregensten Sex haben, ist eine schöne, wenn auch unrealistische Phantasie. Im Mai 2002 konnte man auf Spiegel online einen Bericht über eine Forsa-Umfrage des Magazins Max bei 19 bis 39-jährigen Singels in Deutschland lesen. Von denen hatte die Hälfte seltener als einmal im Monat Sex, sechs Prozent hatten einmal und sechs Prozent mehrmals pro Woche Sex. Nur 20 Prozent waren zufrieden mit ihrer Lebensform und hielten das Singledasein für erstrebenswert. Das spiegelt die Ergebnisse der oben genannten Befunde zu Männder und Sexualität wider. Eine Beziehung ist immer noch ein wichtiger Faktor sowohl für die Häufigkeit von Sex als auch die sexuelle Zufriedenheit.
Mit der ungezügelten Sexualität von Singles ist es also nicht so weit her. Es fehlen einfach die Gelegenheiten. Mit Anfang zwanzig ist die Auswahl einfach grösser. Mit 38 sind die meisten verheiratet und in festen Beziehungen. Die Frauen die übriggeblieben sind, sind oftmals schwierige Menschen. Da ist es nicht so leicht einen Partner für eine Liebelei zu finden. Und wenn man eine gefunden hat, muss man immer klarmachen, dass mann keine feste Beziehung will.
Der Mythos vom aufregenden und häufigen Singelsex wird also eher von verheirateten Menschen und nicht von den Singles selbst gepflegt. Umgekehrt sehnen sich viele Singles nach einem Familienleben oder nach einer festen Partnerschaft als idealer Lebensform – laut Umfrage sollen es sogar 50 Prozent sein !