„Der Vergleich hinkt aber trotzdem. Durch viel vögeln werde ich wahrscheinlicher krank. Durch viel fahren werde ich nicht unbedingt wahrscheinlicher ein schlechterer Fahrer.
Selbstverständlich hinkt mein Vergleich. Er sollte aber plakativ einmal aufzeigen, wie unterschiedlich wir bereit sind, Risiken einzugehen. Im Straßenverkehr akzeptieren wir alles, weil es zum Lebensrisiko dazu gehört.
Jegliche Geschwindigkeit birgt Risiken. 30 statt 50 in der Stadt, 80 statt 100 auf der Landstraße oder 130, 120, 100 statt unbegrenzt auf der Autobahn... Jede Reduzierung der Geschwinkdigkeit reduziert das absolute Risiko eines Unfalls und die Gefährlichkeit der Folgen. Natürlich auch andere Maßnahmen, wie die technischen Verbesserungen der letzten 100 Jahre. Sogar die Vorschrift von Anfang des 20. Jahrhunderts, wonach vor einem Kraftfahrzeug jemand mit einer roten Lampe vorausgehen musste, hat man wieder abgeschafft. Aber 0 Risiko gibt es nur bei 0 km/h. Danach zu streben bringt gar nichts.
So ist es auch bei Sex mit Fremden. 0 Risiko nur bei 0 Fremdkontakt. Und jeder war mal ein Fremder. Also dürfte man nie den ersten Sex erleben, wenn man 0 Risiko haben will.
Zurück zu meinem Vergleich bzw. zu der zitierten Antwort:
„Durch viel fahren werde ich nicht unbedingt wahrscheinlicher ein schlechterer Fahrer.
Durch viel fahren, kommst du in die gefährliche Nähe von mehr unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern, ohne wissen zu können, wie gut die autofahren können. Du nimmst an, dass sie irgendwann einmal einen Test erfolgreich absolviert haben. Und du nimmst an, dass ihnen aktuell eine solche vorher erteilte Fahrerlaubnis nicht aktuell entzogen wurde. Du nimmst weiter an, dass sie derzeit in der Lage sind, das Fahrzeug sicher zu führen, d.h. dass sie nicht unter Einfluss irgendwelcher Stoffe wie Alkohol oder Drogen, etc. sind.
All dies kannst du nicht wissen. Die Kontrollen, die es dazu gibt, sind aufgrund ihrer seltenen Durchführung nicht geeignet, wirksam Verstöße festzustellen und zu verhindern. Dies versucht man über die drohende Betrafung alternativ zu regeln.
Beim Sex unter Unwissenheit über den eigentlichen Gesundheitszustand ist es genauso. Man vertraut darauf, dass eine Betrafung wegen fahrlässiger Körperverletzung verhindert, dass infektiöse Leute Sex mit anderen haben.
Da nicht bei jedem durchgeführten Sex eine Ansteckung erfolgt, erfolgt ein "Unfall" nur in manchen Fällen. Wie im Straßenverkehr.
2019 hatten wir Im Straßenverkehr 3.047 Tote.
Im gleichen Jahr liegt die Schätzung der HIV-Toten bei 380 Personen.
In keinem Autoforum findet man solche Diskussionen wie hier, die sich um den Schutz der Leute drehen. Und wer sagt, der spinnt doch, das könne man nicht vergleichen, macht selbst einen Fehler.
Es liegt an uns, welche Risiken wir bereit sind, einzugehen. Extremsportler gehen ein anderes Risiko ein, als Tiefseetaucher oder Stuntmen. Beim Autofahren oder gar Fahrradfahren (brandgefährlich, wird aber vehement gepusht in diesen Zeiten) gehen wir andere Risiken ein als in den vollgestopften Verkehrsmitteln des ÖPNV. Und beim Vögeln eben wieder andere. Niemand, der irgendetwas der gerade genannten Aktionen unternimmt, wird wegen des Risikos darauf verzichten (wollen oder können). Wichtig ist nur, die Risiken zu kennen und für sich zu entscheiden, wie man damit umgehen will.