„hast du schon mal einen Narzisten getroffen, der/ die es tatsächlich geschafft hat, seine Bösartigkeit zu bereuen?
Ich grätsche bei dieser Frage einfach mal hinein: seit einiger Zeit lese und schreibe ich in einem englischsprachigen Forum mit, in dem tatsächlich auch einige diagnostizierte Narzissten und Narzisstinnen mitmachen, die sich in Therapie begeben haben, teilweise seit vielen Jahren. Ich finde es höchst interessant, auch ihre innere Welt kennen zu lernen. Unter anderem auch, dass sie tatsächlich nicht emotional verstehen können, was sie in anderen Menschen auslösen, sehr wohl aber kognitiv. Keine von diesen Personen ist glücklich mit dem, was sie tun - gleichzeitig stehen sie dazu, dass sie mangels emotionaler Empathie nicht wirklich verstehen, wie sich ihre Verhaltensweisen anfühlen.
Wer dort ebenfalls aufschlägt, sind kompetente Fachleute, die sehr viel zum Verständnis für Cluster B Persönlichkeitsstörungen beitragen. Es wird nichts verharmlost, nichts beschönigt, aber auch nichts verteufelt. Das Traurige ist ja, dass dysfunktionale Familien das menschliche Biotop für diverse Gruppierungen sind. Mit dem Unterschied, dass jene, die meist überdurchschnittlich viel Empathie in sich haben, ihre Traumata auflösen und heilen können - während Cluster B Persönlichkeiten die in ihrem Gehirn nicht ausgebildete Fähigkeit zur emotionalen Empathie nicht nachlernen können.
Über dieses Forum habe ich tatsächlich eine Handvoll Narzissten und Narzisstinnen kennen gelernt, die sich all ihrer negativen Seiten bewusst sind, aber keine Reue oder Bedauern empfinden (können). Sie kennen viele Verhaltensweisen durch Beobachten, Lesen von Büchern, von Filmen, vom Spiegeln ihrer Partner, können aber nichts davon nachempfinden, weil sie sich nicht in andere Menschen hinein versetzen können. Genau das wird ihnen in einer Therapie mühsam beigebracht, Stück für Stück, Schritt für Schritt. All das, was sie seit ihrer Kindheit als "richtig" erlernt haben, um Liebe und Anerkennung zu bekommen, um überhaupt überleben zu können, muss quasi umprogrammiert werden.
Dieser Handvoll Menschen ist absolut bewusst, dass es kaum möglich ist, mit ihnen eine befriedigende, erfüllende Beziehung zu haben. Der Alltag mit ihnen ist genauso beschwerlich wie für sie selbst - und sie machen haufenweise Dinge, um sich vom nicht enden wollenden Drang nach Aufmerksamkeit zu befreien. Manche beschreiben es wie ein schwarzes Loch, das dort sitzt, wo wir "neurotypischen" Menschen unser Herz haben. Dass sie anderen gegenüber weder Reue noch Bedauern empfinden, ist ihnen bewusst - in besonders dunklen Momenten ist nichts als abgrundtiefe Trauer darüber in ihnen.
Eine unbeschreibliche Leere - das, was ich persönlich bei meiner Ex-Partnerin immer fühlen konnte, ohne es irgendwie zuordnen zu können. Heute weiss ich, woher diese fast permanent spürbare Traurigkeit in ihr her kommt - und doch verzeihe ich ihre Handlungen und Worte nicht, denn sie wusste immer und ausnahmslos, was sie tat. Sie ist
nicht verantwortlich dafür, zu was sie ihre Eltern gemacht haben,
wohl aber für ihre eigenen Entscheidungen. Sie weiss das, will es aber nicht akzeptieren, schlicht und ergreifend, weil sie es nicht ändern kann. Sie
kann einfach nicht anders, auch wenn sie gern wollte.
Sie sitzt buchstäblich in ihrer persönlichen Hölle. Woher ich das weiss? Sie hat, nachdem ich irgendwann implodiert war und sie verliess, meine Begründung ernst genommen. Sie ging zu einem Therapeuten, der sie diagnostiziert hat. Das Ganze auch im Versuch, mich zurück zu gewinnen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber bereits zu viel über Cluster B, war selbst in Therapie und ignorierte sie. Irgendwann hat sie ihre Therapie aufgegeben - genau so wie ich die Hoffnung aufgegeben hatte, dass sie sich ändern könnte.
Das, was sie bereut und bedauert, ist ihre eigene Unfähigkeit, sich zu ändern - nicht, dass sie ihre Kinder und all ihre Partner belogen und betrogen hat. Die Kinder sind jetzt ausgeflogen, seither hat sie wieder zu ihrer Taktik gewechselt, die sie hatte, bevor sie Mutter wurde: jetzt, wo sie keinen Mann mehr als Vater ihrer Kinder benötigt, hat sie nur noch kurze Flirts und Beziehungen. Sie ist nach wie vor eine sehr schöne, attraktive Frau, die nur mit den Fingern schnippen muss - und tief in ihr drin ist dieses schwarze Loch.
Traurig, finde ich. Irgendwie tut sie mir leid. Seit sie nicht mehr in meinem Leben ist, geht es mir besser als jemals zuvor. Dank ihr habe ich gelernt, auch verdeckte Narzissten recht leicht erkennen zu können - und kann einen weiten Bogen um diese Menschen machen, denn so jemanden will ich nie wieder in meinem Leben.
Und genau solches Wissen teile ich in Foren wie diesem, ohne die Menschen zu verurteilen, denn das bringt niemandem etwas. Wichtig ist, toxische Persönlichkeiten zu erkennen und sie ins Leere laufen zu lassen, damit sie keinen Schaden anrichten können.