Ich möchte jetzt das Leid von anderen nicht schmälern, aber ich finde es mittlerweile echt gruselig, dass per se in jeder schlecht gelaufenen Beziehung automatisch der/ die ehemalige Partner/in ein/e Narzisst/in sein soll. De facto gibt es tatsächlich dann doch reichlich wenige Menschen mit einer narzisstischen PS. Viel häufiger sind es dann die narzisstischen Anteile (die erst mal jeder hat und nicht unbedingt aus jedem Blickwinkel als schlecht anzusehen sind), mit denen man sich rumschlägt. Ich finde es jedenfalls immer wieder erstaunlich, wie diagnostikvisiert manche Menschen sind. Ich traue mir das jedenfalls nicht zu.
Aber das wollte ich nur mal am Rande loswerden….
Nun meine Tips.
Tip 1: Komm raus aus der Opferrolle!
Es ist egal, ob der andere ein Narzisst ist oder nicht. Der Gedanke und die Auseinandersetzung darum ist im weitesten Sinne nur eine Schuldzuweisung. Wenn man Schuldzuweisung betreibt, dann ist der andere der Täter und man selbst das Opfer. Der Täter hat Unrecht, man selbst Recht. Wenn man Recht hat, besteht kein Handlungsbedarf. Man übernimmt also nicht die Verantwortung (für sich selbst). Das ist aber schon wichtig, um aus der Schleife zu kommen und aktiv zu werden und etwas gegen die Situation zu tun, die einem nicht gut tut.
Das bedeutet nicht, dass man nicht auch traurig sein darf, über das, was einen verletzt hat. Aber die Dauerschleife von Opfer-Täter hat wenig dauerhaften Nährwert, um aktiv zu werden und in eine Veränderung der Situation zu kommen. Opferhaltung ist passiv. Finger weg auch von unprofessionellen Videos im Internet, die lediglich einen wieder in der Opferrolle bestärken. Komm lieber in die Handlung und Änderung des Zustandes. Du nimmst Dein Leben jetzt wieder in die Hand, statt Opfer der Umstände zu sein
Tip 2:Eigene Anteile erkennen!
Es gehören immer zwei Menschen dazu. Einer macht und der andere lässt mit sich machen. Das ist gleichwertig. Du trägst auch einen Anteil und den gilt es zu erkennen, denn sonst rutscht Du in der nächsten Beziehung in das gleiche Muster. Meist sind das Dinge wie mangelnde Selbstliebe, nicht gesetzte Grenzen, Hunger nach Anerkennung, Helfersyndrom, Bedürfnisse nicht kommunizieren, fehlender Zugang zu den eigenen Gefühlen.
Ggf. kann hier ein Therapeut, Selbsthilfegruppen, Abstand zur betreffenden Person, Freunde etc. helfen
Tip 3:Sei realistisch!
Sondiere die Lage.
Schaffst Du es alleine?
Kannst Du Hilfe annehmen von außenstehenden Personen (Polizei, Jugendamt, Frauenberatungsstellen, Therapeut, Hausarzt, Frauenhäusern, Selbsthilfegruppen etc)
Wie mutig bist Du, etwas zu ändern?
Kannst Du vielleicht erst kleine Schritte machen, Dir kleine Inseln schaffen (Atmen/Meditation, Spaziergang, überlegen, was Du willst…)?
Hast Du ein Umfeld, welches Dir hilft?
Schreib es Dir am Besten auf.
Brainstorming.
Sortieren kann man immer noch. Letztlich ist jeder noch so kleine Schritt gut, denn Du hast schon mal beherzigt, dass Du aus der Opferrolle rauskommst. Und wenn Du nur nachdenkst, was man ändern kann!
Tip 4:Denk an das Ziel
….und verschwende nicht Gedanken daran, dass etwas peinlich ist oder nicht funktioniert. Das kannst Du erst beurteilen, wenn Du es versucht hast. Außerdem gibt es ganz viele Menschen, die schon was ähnliches erlebt haben. Jugendämter, Frauenhäuser und co erleben sowas tagtäglich.
Tip 5: Nimm Hilfe an!
Wenn du es alleine nicht hinbekommst, ist das keine Schwäche. Sich einzugestehen, Hilfe zu brauchen und anzunehmen ist Stärke.
Tip 6:Bleib bei Dir!
Es ist ganz edelmütig, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen. Jedoch ist das auch ein erwachsener Mensch. Und so, wie Du die Verantwortung für Dich selbst hast, hat der andere die Verabtwortung für sich. Lass es, doppelte Verantwortung zu übernehmen. Du bist weder Therapeut noch Elternteil.
Tip 7: Vermeide unnötige Kämpfe!
Wenn du eine dysfunktionale Beziehung hast und Dich noch nicht trennen konntest, vermeide, dich in Diskussionen, Streits und weiteren Quatsch hineinziehen zu lassen. Es ist ok, wenn es zwischen emotional reifen Menschen auch mal kracht und man dann darüber redet. Wenn dem aber nicht so sein sollte, Wiedersehen einfach dem Drang, dich zu streiten, rechtfertigen, Recht haben zu wollen, dem Wunsch vom anderen verstanden werden zu wollen.
Du bist ja in der Situation, weil all dies vorher schon nicht geklappt hat. Das wird sich also nicht auf einmal wie von Zauberhand ändern und super werden.
Nick ab um des Frieden willens. Der Kampf um das Recht und anderes nimmt eine Menge Energie. Die brauchst du aber für andere Dinge - nämlich um aus der dysfunktionalen Beziehung auszusteigen.
Es ist also UNWICHTIG!
Tip 8:Kontaktsperre!
Wenn Du das hinter Dir gelassen hast, halte Abstand. Erst mal musst du wieder zu dir selbst finden. Hast Du das noch nicht, ist die Chance groß, dass man sich eher wieder in dem gleichen Kreislauf befindet, als einem lieb ist.
Kontaktsperre tut auch weh. Das muss man wissen. Aber mit jedem Tag, den du das durchhältst, wird es besser. Hältst du das nicht durch, musst du von vorne beginnen und der Schmerz ist wieder da, anstelle dass die Zeit ihn heilt.
Tip9: Nicht aufgeben!
Scheitern gehört zu Leben. Scheitern ist doof. Aber anstelle Dich damit runterzuziehen, dass Du den Absprung nicht geschafft hast, fängst du halt sofort wieder an der Stelle an, wo du aufgehört hast. Mach einfach weiter. Und wenn’s halt drei anläufe brauchst, ist das auch egal. Irgendwann wird das schon. Sei gütig zu Dir. Man darf auch mal scheitern, um dann wie ein Phönix aus der Asche zu steigen.
Tip 10: Belohne Dich.
Für jeden verdammten Step, den Du hinbekommen hast, feiere und belohne Dich und Deine Selbatwirksamkeit.
Ps: im Anschluss eine tolle Beziehung wäre sicherlich das Sahnehäubchen der Belohnung. Ich finde, der
@*******nist hat schon viel Gutes dazu gesagt, wie man vorgehen kann. Ich persönlich würde aber sehen, dass es ch mich erst mal ein Stück selbst sortiere(Tip 2). Dann rutscht man auch nicht von dem einen Dilemma ins nächste.
Da ist aber jeder anders…