Naja, unsere Vorfahren haben der Angebeteten eine noch warme Mammutkeule von der Jagd nach hause gebracht und vor die Höle gelegt, um sie zu kriegen. Der Geldsklave rackert sich im Büro ab, um seine Geldherrin für sich zu gewinnen. Viel geändert hat sich nicht!
Auf die Gefahr hin, als unromantischer Pflock abgestempelt zu werden: sind Beziehungen zwischen Mann und Frau nicht immer auch - bisweilen sehr subtile - Verhandlungen um Macht und ein Austausch derselben? Sehr grob vereinfacht: Männchen will Sex, Weibchen will, dass er dafür gehörig balzt und liefert. Je attraktiver Weibchen ist, desto mehr Macht hat sie, je mehr Männchen liefern kann, desto mehr Macht hat er. Wer als Frau nicht in irgendeiner Form attraktiv ist, wer als Mann nicht in irgendeiner Form liefern kann, hat schlechte Karten!
Direkteste und schnörkelloseste Variante des Machtaustausches ist die Prostitution: Geld gegen Sex.
Bei Vanillas laufen die Verhandlungen um Macht oft sehr verdeckt ab, BDSM-ler betonen die Machtfrage, indem sie sie ritualisieren. Die ewige Frage, ob Subi insgeheim bestimmt oder der ach so starke Dom, ist obsolet. Es ist eine Verhandlung über Macht, beide besitzen die ihre und spielen ihre Karten möglichst gewinnbringend aus.
Der Geldsklave will seine Geldherrin für sich gewinnen. Sein Kick ist aber nicht der sexuelle Akt, sondern die Demütigung und Erniedrigung, dass sie ihm diesen vorenthält, wie dies auch bei Cuckolds und anderen Formen von Subs der Fall ist. Ihre Aufmerksamkeit erreicht er durch Geld - seine Form von Macht. Sie spielt ihre sexuelle Macht aus, indem sie ihn dazu bringt, ihr das Geld für nichts zu geben.
Wie andere BDSM-Rituale kann dies sehr destruktive Formen annehmen, wenn es nicht veranwortungsvoll als Ritual mit festen Regeln und Grenzen im Rahmen des gesunden Menschenverstandes gelebt wird.
Eine Geldherrin, die ihr Paypig zum Ruin treibt, handelt absolut verantwortungslos - nicht anders als ein Masochist, der dem Sub körperliche Schäden zufügt.
So jedenfalls sehe ich das. Im übrigen denke ich auch, dass Geldsklaven in der Regel keine Freundinnen haben und wenn, dass die Beziehung äusserst unbefriedigend ist. Die Frage, ob sie das Geld nicht besser in die Freundinnen investieren würden, stellt sich somit nicht.