Nach reiflicher Überlegung und ähnlicher Indikation wie bei einem der Vorschreiber (angeborene Verengung, immer wieder kleine Einrisse, Vernarbung von Gewebe, dadurch immer enger werdende Vorhaut und teils extremer Juckreiz) habe ich die endgültige Entscheidung zu einer Beschneidung nun 3 Jahre vor mir her geschoben. Ich muß auch dazu sagen daß mein Körper bis zum Alter von 39 Jahren noch nie ein Skalpell oder eine Naht gesehen hat (mal von den Weisheitszähnen abgesehen). Von daher gebe ich zu daß ich ordentlich Angst hatte vor der ganzen Sache.
Der erste Urologe beim dem ich vorstellig wurde war mir nicht sympathisch (was in meinen Augen bei solchen Dingen eine erhebliche Rolle spielt, auch wenn es laut Andreas911 Urologen wie Sand am Meer gibt), und die Suche nach einem anderen gab mir etwas Aufschub
Im November 2009 war ich also bei einem netten, sympathischen Dr. med. habil. zur Untersuchung, und im Dezember machte ich dann den Termin aus - nächstmöglicher war am 12. März 2010.
Die OPs finden dort immer Freitags statt. Die Lokalanästhesie spürte ich kaum - nur der erste Pieks war wirklich spürbar. Nach einer kurzen Pause wurde ich dann einige weitere Male gestochen, was ich aber nicht mehr merkte. Es dauerte eine ganze Weile (25min) bis der "Pinzettenkneiftest" erfolgreich war - die Betäubung wirkte. Dann gings ziemlich flott - nach 10min war die Vorhaut ab und lag gegenüber der Liege in einer Schale. Das Vernähen dauerte gute 50min, weil ich wohl sehr gut durchblutet bin und jedes Blutgefäß einzeln umfaßt und abgebunden wird. Mein Arzt brauchte dreimal so viele Fäden wie normal... am folgenden Tag wurde der Verband abgemacht, wobei das Abziehen der nur zur Fixierung angebrachten Pflasterstreifen wesentlich unangenehmer war als alles Weitere.
Jetzt ist es eine Woche her und wenn das Pieksen der Fadenenden nicht wäre wäre alles vermutlich viel leichter zu ertragen. Richtigen Schmerz habe ich zu keiner Zeit gehabt. Es ist halt alles empfindlich und unangenehm und wird eben durch die Nähte verstärkt. Die kommenden Tage sollten sich die Fäden dann auflösen. Nur die Harnröhrenöffnung war am zweiten Tag leicht blutig, was sich aber schnell wieder gegeben hat.
Die erstaunlicherweise unvermeidlichen nächtlichen Erektionen waren Anfangs erschreckend (hoffentlich halten die Nähte, hoffentlich fängt es nicht zu bluten an) und jetzt zwickt es noch ein wenig.
Was mich am meisten gewundert hat: Der offene Umgang damit unter Kollegen und Freunden oder in der Apotheke - so viel selbstverständliches Mitgefühl habe ich selten erlebt. Zunächst habe ich immer ein wenig rumgedruckst, wenn mich jemand angesprochen hat, warum ich etwas verkrampft laufe oder neuerdings in Stoffhosen in die Arbeit gehe. Schnell habe ich gemerkt daß ein offenes Wort wesentlich besser ist als irgendwelche Ausreden. Witzig ist, daß ich sogar einen Kollegen habe, der es schlicht aus Angst noch nicht hat machen lassen - als ich mit ihm geredet habe war er für jede Info sehr sehr dankbar. Auch Kolleginnen mit Söhnen bei denen das schon früh gemacht wurde haben mich nett unterstützt und aufgemuntert. Ich kann jedem nur empfehlen, da keinen großen Hehl drauß zu machen - es ist normal!
Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht. Derzeit ist die Naht am Vorhautbändchen die absolut empfindlichste Stelle und sehr unangenehm beim Berühren. Dort entsteht durch die eher feuchte Lage in Körpernähe auch noch etwas Wundsekret, ich hoffe, daß sich das die nächsten Tage legt. Laut Arzt ist das normal.