„Stress, Sorgen und Medikamente
Stress und Sorgen kann man nur durch zwei Methoden reduzieren: Die Ursache abstellen oder seine Einstellung ändern.
Die Ursache kann man - evtl. - abstellen, nachdem man sie zunächst lokalisiert hat. Es kann aber weitgreifende Veränderungen bedeuten, wie z.B. Jobwechsel, Umzug, etc. Das Ändern der Einstellung ist genauso schwer, weil man dazu sich selbst ändern muss, was bekanntlich umso schwerer ist, je älter man bereits ist. Bei beidem kann die Partnerin ihm mit Zuversicht und Verständnis - auch für die hinterher geänderte Situation - mental unterstützen.
Wenn die Stimmung in Richtung Burnout gedämpft ist, kann auch eine Reha (ich habe genau aus diesem Grund eine gemacht) Wunder wirken. Dort wurde vielen Leuten schonungslos gesagt, was sie in ihrem Leben ändern müssen. Bei vielen war es der Job, finanzielle Probleme, aber auch der falsche Partner.
In Bezug auf Medikamente gibt es den Klassiker Beta-Blocker bei Bluthochdruck, der nicht die Lust, aber die Erektion drastisch bekämpft. Sicherlich wird es andere Mittel geben, die einen negativen Nebeneffekt auf die Libido haben.
Ich selbst habe jahrelang Beta-Blocker genommen und im sexlosen Eheleben gar nicht gemerkt, dass die Erektionsfähigkeit sich still aber stetig zur Tür rausschlich, weil die SB die ganze Zeit wunderbar funktionierte (für einen Orgasmus ist eine [harte] Erektion nicht zwingend notwendig). Erst mit einer Affäre, die über meine Möglichkeiten unzufrieden war, wurde mir bewusst, was in der Zwischenzeit verlorenging.
Der erste Termin beim Arzt brachte wenig ("Du musst dich erst wieder mental drauf einlassen..."), der zweite kurz danach mit eigenem Hinweis auf mögliche Nebenwirkungen und der berichteten Drohung, dass die Affäre sich von mir verabschieden wird, brachte dann das gewünschte Ergebnis. Der Arzt meinte dann nämlich, niemand müsse heute auf eine erfüllte Sexualität mit einer "normalen" Erektion verzichten. Auch im Alter und trotz Medikamenten sollte dieses Stück Lebensfreude erhalten bleiben.
Er tauschte den Beta-Blocker gegen ein anderes Medikament aus, unter enger Eigenkontrolle der Werte wurde dann in den folgenden Tagen die richtige Dosierung festgelegt.
Da die Nebenwirkung sich nur langsam im Verlauf der folgenden 2-4 Wochen aus dem Körper ausschleichen würde, gab er mir auch ein Rezept für Cialis (damals gab es kein Generikum dafür; Viagra würde das Herz zu sehr belasten) für die Übergangszeit. Damit ging das prima und ich merkte erst wieder, was wirklich eine Erektion ist, im Vergleich zu der Reststeifigkeit, die mir geblieben war.
(Orgasmusschwierigkeiten, die oftmals auch durch Stress und Sorgen bestehen, aber auch organische Ursachen haben können, sind jedoch ein anderes Thema. Cialis hilft auch nicht bei fehlender Lust, anders als Viagra, wo man auch beim Erstellen der Steuererklärung einen Ständer beibehalten kann.)