@****yn Ich halte wenig von der Relativierung der Gefahr, eines Tages das Opfer von Gewalt zu werden.
Ich habe jetzt nur bis Seite 3 gelesen...
„Im Übrigen habe ich die Gefahr (für Frauen), von jemandem angegriffen zu werden, der nicht der eigene Partner ist, hier ausgerechnet, sie liegt in Deutschland bei 0,5%.
0,5 % pro Jahr.
Wenn ich mich nicht irre, hast du die Zahlen aus der Jahresstatistik genommen.
Statistisch betrachtet macht eine von 200 Frauen
pro Jahr eine Gewalterfahrung mit einem Fremden.
Ich bin aber nicht nur für 1 Jahr Frau.
Als erwachsene Frau habe ich bereits 24 Jahre auf dem Buckel und wenn alles gut läuft, kommen noch viele weitere Jahre des Frau-Seins hinzu.
Obendrein kommen all die Situationen, in denen mir - und anderen Frauen aus meinem sozialen Umfeld - von Fremden Gewalt angedroht wurde. Situationen, die wir gerade so eben noch deeskalieren konnten. Diese Situationen wurden nie in der Gewaltstatsistik erfasst.
Ob ich in solchen Situationen Angst hatte? - Ja. Meine Angst machte mich wach. Und das war gut so.
Diese Situationen erforderten meine gesamte Aufmerksamkeit & Kraft.
Und danach ging ich auch nicht einfach so zur Tagesordnung über.
Danach hatte ich Angst vor der Ohnmacht.
Mir ist aufgefallen, dass ich kaum noch Handlungsoptionen hatte. Und so gar keine Handlungsoption mehr zu haben und den Willen anderer aufgezwungen zu bekommen, nennt sich Ohnmacht.
Ich wurde festgehalten.
Nichts von dem was ich sagte oder tat, brachte meinen Gegner dazu, mich los zu lassen.
Dieser Mann fuhr seinen ganz eigenen Film.
Ohne Kampf, käme ich da nicht raus.
Ich war kurz davor, mich für die Ohnmacht zu entscheiden. Ich hatte mich dann aber zum Kampf auf Leben und Tod entschieden. Darauf wäre es von meiner Seite aus hinaus gelaufen. Denn mein Gegner war einen Kopf größer als ich und er brachte in etwa das doppelte Kampfgewicht auf die Wage.
Da müsste ich möglichst rasch eine Aktion bringen, die ihn völlig außer Gefecht setzt.
Und bei allen Optionen, die mir einfielen, hätte ich es auf seinen Tod anlegen müssen.
Da hatte ich zu Beginn Skrupel. Aber wer gibt mir die Garantie, dass mein Gegner mich nach der Vergewaltigung am Leben lässt? Wo ist bei ihm die Grenze? Ich hielt ihn nicht für so vertrauenswürdig. Der Frauenhass, der mir entgegen schlug, war extrem. Wenn ich sofort kämpfe - ohne innere Verletzungen - verbessern sich meine Chancen, diesen Kampf zu gewinnen. Damit hatten sich meine Skrupel erledigt.
Wenn ein Mann mich vor die Wahl: "Sex oder Kampf", stellt, bin ich bereit den Mann zu töten.
Mehr als das: Ich bekomme Lust ihn zu Töten.
Gut zu wissen, dass ich so ticke.
Erst als mein Gegner bemerkte, dass das meinerseits kein lustiges Kräftemessen bleiben würde, erst als er meine Lust zu Töten spürte, kam er wieder zu Sinnen. Da entschied er sich, mich los zu lassen.
Seine Entscheidung. Nicht meine.
Aber es muss doch noch mehr Handlungsoptionen geben.
Ja, zur Not bin ich bereit für meine Freiheit und meine sexuelle Selbstbestimmung zu töten.
Das erlaube ich mir.
Doch zu töten ist nicht das, wonach ich im Leben strebe.
Wenn ich das vermeiden will, brauche ich mehr Macht - muss ich mehr MACHEN KÖNNEN.
Zwischen der Bereitschaft zu Töten und der absoluten Ohnmacht, muss es doch noch ein paar andere Handlungsoptionen geben, oder nicht?
Also ging ich in die Mannöver-Kritik: Ich hätte besser vorbereitet sein können.
ICH KANN mich besser auf den Worst-Case vorbereiten.
Und genau das tat ich dann auch.
Beim nächsten Mal hatte ich mehr Handlungsoptionen und konnte die Situation besser meistern.
Und ich denke, genau darum geht es der TE in diesem Thread auch.
Auch wenn die von der TE beschriebene Situation noch wesentlich harmloser war als meine.
Ob sie - wie ich - mehr Angst vor der Ohnmacht hat oder mehr Angst davor hat, in Notwehr zum Totschläger zu mutieren, ist doch scheiß egal.
Sie hätte gerne mehr Handlungsoptionen.
Eine Relativierung der Gefahr ist m.E. nicht zielführend.
Sodele... und nun lese ich erst mal im thread weiter.