Mich irritieren diese "Wir/Die armen Männer unter Generalverdacht"-Postings.
Schließlich kann ich als Mann ja die Meinung über mich in dem Fall sogar aktiv steuern. Wenn ich langsamer gehe oder an geeigneter Stelle überhole oder die Straßenseite wechsle, gibt es bezüglich der Frau vor mir zwei Möglichkeiten:
1) Sie hat sich überhaupt nicht von mir bedroht gefüht. Schön für mich, doch kein Generalverdacht ein Vergewaltiger zu sein.
2) Sie hat sich von mir bedroht gefühlt. Aber jetzt durch mein Handeln nicht mehr. Schön für mich, sie hält mich nicht für einen Vergewaltiger.
Im Normalfall werde ich nie erfahren, ob jetzt 1) oder 2) bei der Frau vor mir der Fall war, von daher ist es immer schön für mich, dass ich am Ende nie unter dem Verdacht stehe ein potentieller Vergewaltiger zu sein.
Ergo wüsste ich nicht, warum der Themenkomplex an mir als Mann nagen sollte. Warum das meine Gefühle verletzen sollte. Weil alles was es mich kostet, ist, mein Verhalten marginal anzupassen (Gehgeschwindigkeit, Straßenseite).
Das ist für mich am Ende nichts anderes als älteren Menschen im ÖPNV einen Sitzplatz anzubieten.
Ich sitze auch lieber, als dass ich stehe. Aber meine Güte, es ist doch wirklich eine Kleinigkeit als jüngerer Mensch seinen Sitzplatz zu räumen. Selbst wenn es womöglich unnötig ist, weil auch viele ältere Menschen noch rüstig genug sind auch ein paar Stationen stehen zu können. Im schlimmsten Falle stehe halt ich unnötigerweise ein paar Stationen, aber vielleicht hat sich der andere Mensch ja trotzdem gefreut. Oder: im schlimmsten Fall bin ich unnötigerweise ein paar Minuten später daheim. Vielleicht hat sich dadurch aber ja auch ein anderer Mensch sicher(er) gefühlt. Da sind ein paar Minuten meiner Zeit, ein paar Meter mehr Sohlenabnutzung in meinen Augen eigentlich ein sehr kleiner Preis...
Zumal man es auch so sehen könnte: ich und mutmaßlich die meisten anderen Männer auch sind nie gefragt worden, ob sie als Mann oder Frau auf die Welt kommen wollten.
Somit bin ich (und mutmapßlich die meisten anderen Männer) ohne eigenes Zutun in der glücklichen Situation mir in solchen Situationen in aller Regel keine Sorgen um meine sexuelle Unversehrtheit o.ä. machen zu müssen (und wer jetzt meint mit irrationalen Ängsten kommen zu müssen: sich als Mann um seine Geldbörse/Handy, körperliche Unversehrtheit, Leben Sorgen zu machen, ist in so einer Situation genauso rational oder eben irrational). Würden wir Jungs denn tauschen wollen?
Also selbst wenn man es jetzt als "Opfer" sieht, seinen Heimweg ggf. mal um ein paar Minuten zu verlängern, selbst wenn man sich in seiner Ehre angegriffen fühlt, dass eine fremde Frau einen womöglich unter Generalverdacht stellt...also ich zumindest kenne meine Antwort auf die Frage.