Die Dunkelheit ist mein Freund
Zitat von *********icoat:
„Mich würde von den Damen interessieren, wie sie das erleben, ob es ihnen schonmal passiert ist und wie sie reagiert haben.
Ja, das ist mir sporadisch passiert. Hier möchte ich nun von einem Erlebnis vor mehr als 10 Jahren erzählen. Meine Strategien müssen nicht für dich passend sein. Zieh dir raus, was du willst, lass dich inspirieren und/ oder lass den Rest bitte einfach links liegen.
Der Hintergrund ist wichtig. Damit will ich beginnen.
Damals wohnte ich erst seit Kurzem in diesem Viertel. Dennoch war mir vieles vertraut. In meiner Kindheit wohnte meine Oma hier. Und es gab eine Phase, in der ich häufiger hier war und mit den Kindern im Viertel Räuber und Gendarm gespielt habe. Manchmal wurde es auch später. Kein Team wollte verlieren... es dämmerte, es wurde dunkel. Diese Spiel-Erfahrungen haben mich geprägt:
Nachts laufe ich lieber im Schatten durch die Straßen.
Auf beleuchteten Wegen fühle ich mich "wie auf dem Präsentier-Teller". Jeder kann mich sehen. Aber ich werde vom Licht geblendet und kann nicht sehen, wer oder was im Dunkeln lauert.
Wenn ich aber selbst im Dunkeln laufe, gewöhnen sich meine Augen rasch an die Dunkelheit. Und ich kann alles sehen. OK, ich räume ein: Kleine Unebenheiten im Boden sehe ich dann auch nicht mehr. Doch ich habe gelernt, im Dunkeln zu gehen. Die kleinen Unebenheiten im Boden auszubalancieren. Und so etwas großes wie den Schattenriss eines Menschen erkenne ich. Und das ist es doch, worauf es ankommt. So kann ich unerwünschten Begegnungen frühzeitig ausweichen, werde selbst aber kaum gesehen. Und je besser die Ortskenntnis, desto mehr Verstecke kennt man. Im Worst-Case kann ich einfach mal mit dem Schatten verschmelzen und die Gefahr vorüber ziehen lassen oder mich davon schleichen. Groß, stark und schnell sind die anderen. Im Licht können die ihre körperliche Überlegenheit voll ausspielen. Ich aber bin klein und leise und kann mich gut verstecken oder herum schleichen. In der Dunkelheit bin ich im Vorteil.
Und da die Mehrheit der Menschen lieber im Licht geht, kommt im Schatten auch sehr viel seltener die Frage auf:
"Habe ich einen Verfolger oder hat die Person bloß zufällig denselben Weg wie ich?"
Als ich gerade hierher gezogen war und verfolgt wurde - vor gut 10 Jahren - war das aber anders.
Seit meiner Kindheit hatte sich einiges im Viertel geändert. Die Bebauung war viel dichter geworden und es gab viel mehr Beleuchtung. Zum Waldrand hin, war es noch so wie früher. Doch in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs gab's so viel Licht, da gab es überhaupt keine guten Verstecke mehr. Es waren viel zu wenige und viel zu wenige Möglichkeiten, sich außerhalb des Lichts zu bewegen. Bei einer Verfolgung wären das übel. Da wüsste der Verfolger via Ausschluss-Verfahren sofort, wo ich stecke.
Erst auf halben Weg vom Bahnhof nach Hause gäbe es wieder genügend Dunkelheit. Verstecke und Wegkreuzungen in der Dunkelheit, um Verfolger effektiv abzuschütteln.
~ Fortsetzung folgt ~