„„Übergriffe und Verfolgungen sind wohl kaum "Alltag" einer jeden Frau. Da würden Frauen ja tatsächlich nicht mehr vor die Tür gehen können.
Sie passieren alltäglich, das stimmt. Aber nicht alltäglich jeder Frau.
Als „meToo“ aufkam, war ich überrascht und fassungslos, wie viele Frauen in meinem Umfeld sexuelle Belästigung schon erfahren hatten. Es war fast so gut wie jede (!) Frau. Ich habe noch nie so etwas beobachtet und war geschockt. Dass es dir noch nicht passiert ist, kann Glück sein, kann auch deine Persönlichkeit sein - alles möglich.
Ich habe NIE gesagt, dass mir das noch nie passiert wäre. Ich erlebte meinen ersten sexuellen Übergriff mit 12, wiederholt durch denselben Jungen. Es war der Sohn meiner Pflegefamilie und dass ich mich seiner Mutter anvertraute, hat nichts geholfen. Sie mente zu mir "Er streichelt halt gern schöne Mädchen". Und weil sie nichts tat, hat er es wieder getan.
Als ich 13 war, war es dann der Bruder der besten freundin meiner Schwester. Der Typ war 20. Und machte nicht einmal ein Geheimnis daraus, dass er eine "Beziehung" mit mir wollte. Seine Mutter und seine Schwester unterstützten das, sagten mir, ich solle es doch mit ihm versuchen.
Und mit 14 waren es dann die Jungs, mit denen ich in einer betreuten WG lebte, die mich in der Gruppe an die Wand drängten, begrabschten und darüber lachten, wie toll sich meine Brüste anfühlen. Als ein (männlicher) Betreuer das mitbekam, rastete dieser aus - es war das erste Mal, dass ein Erwachsener mir half und die Täter auch als solche benannt wurden.
Ich habe später noch weitere Übergriffe erlebt, die ich nciht alle hier aufzählen muss, aber es waren IMMER mir vertraute Personen, nie Fremde.
Was ich gesagt habe: Ich habe noch nie eine bedrohliche Situation in einer Bahn oder einem Bahnhof erlebt. Dass andere Frauen das sehr wohl dort erlebt haben, weiß ich. Mir ging es um die Verallgemeinerung a la "Viel Spaß dabei", als Frau nachts allein in einer Bahn oder am Bahnhof zu sein, als ob jede Frau dort Übergriffe fürchten müsste, oder schon erlebt habe.
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Aber die Aussagen infrage zu stellen (vor allem als Frau) finde ich hart.
Scheinbar haben hier mehrere Leute echte Probleme damit, texte vollständig und sinnerfassend zu lesen. ich habe nicht infrage gestellt, dass in der Bahn oder an bahnhöfen Übergriffe passieren können, sondern, dass jede Frau dort Angst haben muss. Dass es "kein Spaß" wäre, sich dort nachts allein aufzuhalten, weil es angeblich so gefährlich wäre.
Und ich stelle definitiv infrage, dass Gewalt der Alltag JEDER Frau wäre, denn das würde bedeuten, jede Frau erlebt täglich Gewalt. Und das ist schlicht und ergreifend nicht wahr.
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Und Übergriffe fangen ja nicht beim Anfassen oder ähnlichem an. Es kann tatsächlich für eine verängstigte Person schon der selbe Weg sein, das zu nahe hinter einer Frau gehen oder lustig gemeinte Anzüglichkeiten.
Hier sollte man wirklich ganz genau differenzieren. Denselben Weg zu haben und zufällig hinter einer anderen Person zu gehen, ist kein Übergriff, völlig egal, ob sich das für die vorangehende Person so anfühlt.
Jemandem aufdringlich zu nahe zu kommen, oder ihn verbal zu belästigen, ist übergriffig.
Jede Situation, die man als unangenehm empfindet, als Übergriff zu bezeichnen, ist einfach nicht richtig. Übergriffe überschreiten Grenzen, körperliche und psychische.