Sexualität in 20, 30...100 Jahren
Versteht mich nicht falsch: das soll keine Diskussion werden, warum hier auf eine attraktive, sexuell selbstbestimmte Frau gefühlt 100 geifernde Schwanzträger ohne Bewusstsein für die eigene Liga kommen. Die Frage geht eher in die Richtung, ob dies als Produkt unserer Gesellschaft, kulturell oder "genetisch" begründet werden kann. Liest man sich in das Thema ein, so gibt es Studien, die letztlich alles und nichts belegen.
So haben Frauen angeblich ein mindestens genau so großes und umfassendes sexuelles Verlangen wie Männer. Aber: im Gegensatz zum Mann können sie es besser überschreiben. Was wir leichtfertig als "verkopft" abtuen wird biologisch rational begründet: gibt sich der Mann dem sexuellen Verlangen hin verschafft er sich konsequenzenlose Befriedigung. Samen verteilt, Art erhalten. Gut gemacht, setzen. Gibt sich die Frau bedenkenlos hin, hat sie - rein biologisch betrachtet - die Konsequenzen zu tragen. Ohne Zivilisation lebensgefährliche Konsequenzen. Damit wird auch begründet, dass Frauen Sex und Liebe nicht so trennen können wie Männer: Sex führt zu Konsequenzen, also muss sich für Frau ihre Versorgung durch den Ernährer während Schwangerschaft und Babyphase sichern.
Diese anthropologische Betrachtung passt nicht mehr in unsere Zeit, obgleich ich zugeben muss, dass zumindest eine gewisse Logik darin liegt. Und diese Sicht hat den Vorteil der Vorwurfslosigkeit: niemand trägt Schuld.
Denn gehen wir mal etwas weiter in den Studien kommen wir recht schnell in eine Gut-und-Böse-Argumentation: der Mann, von Natur aus schlecht und herrisch, schließt sich in dunklen Ecken mit Seinesgleichen in konspirativen Zirkeln zusammen und überlegt, wie er "das Weib" dauerhaft in ewige Unterdrückung entsenden kann. Ein Hoch auf das dieser Tage inflationär zitierte Patriachat. Auch hier ist die Argumentation nicht ganz von der Hand zu weisen: was "wir" uns hier in den letzten 1.000 Jahren geleistet haben macht mich nicht stolz. Warum dies aus meiner Sicht dennoch nicht zur Weltformel taugt: es bleiben zu viele Fragen offen. Wie passt dies zur Verehrung der Frau, die bis zur Vergötterung reicht, zum besonderen Schutz, zur Sonderstellung? Und welche Rolle spielen die Frauen selbst? Die der Argumentation innewohnende Passivität der Frauen ist nicht plausibel. Dies ausgeblendet: ist die grundlegende Formel dennoch relevant: Mann unterdrückt Frau, Frau fügt sich und verleugnet ihre sexuelle Identität und Bedarfe?
Ich lasse die Reise durch die zahlreichen Analysen hier mal enden und richte den Blick nach vorn: wie stieht dieses Portal hier (bzw. das dann existierende Äquivalent der Zeit) in 20 Jahren aus?
Bleibt alles beim Alten? Die Frau als scheues Wesen, umringt von 100 Jägern? Gleicht es sich aus, findet eine Rationalisierung statt? Sorgen also Algorithmen für einen Ausgleich zwischen zwei halbwegs gleichverteilten Mengen? Kehrt es sich um? Suchen 100 Jägerinnen im Dickicht der metrosexuellen, veganen, woken, Sandalenträger (mit denen sie gut und harmlos leben) einen Mann?
Was denkt ihr?