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Alles, was du dir nehmen kannst

**********lerin Frau
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**********lerin Frau
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********1983 Mann
368 Beiträge
Vielen lieben Dank für diese wunderbare Geschichte liebe @**********lerin! Toll einen Einblick in das Seelenleben der Protagonistin zu bekommen. Tiefgründig und erregend zugleich. Mach weiter so. Ich bin gespannt wie es weiter geht.
**********lerin Frau
1.031 Beiträge
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Die Leere danach
Beim Verlassen des Hotels fiel Sina der Name des Mannes wieder ein, den sie am Empfang genannt hatte. Zu spät. Aber eigentlich spielte es keine Rolle. Er war ein Fremder, und deswegen hatte sie ihm vertraut.

Sie spürte einen ganz undamenhaften Hunger. Die Tränen hatten ihren Bauch mit einem Gefühl von Leere angefüllt. Etwas stimmte nicht. Döner oder Pizza, das wäre jetzt genau das Richtige. Oder doch lieber eine Pizza?

Sie bummelte durch die Innenstadt und blieb schließlich bei einem Eiscafé hängen, das immer noch geöffnet hatte. Hier bestellte sie ein Banana-Split und holte ihr Handy raus, um neue Nachrichten zu checken. Niemand hatte ihr geschrieben. Das Gefühl von Leere vertiefte sich. Am liebsten wäre sie erneut in Tränen ausgebrochen. Es war so großartig gewesen. Aber auch furchtbar. Sie hatte sich vollkommen aufgelöst, war nichts weiter gewesen als Fühlen und Frausein, und das war unglaublich. Aber darin hatte auch eine tiefe Einsamkeit gelegen, denn der Mann, der ihr das schenkte, musste ein Fremder bleiben.

Sie hatte es genau so gewollt

Ganz langsam wurde ihr klar, dass sie sich nach der Reaktion eines ganz bestimmten Menschen sehnte. Der Mann, der nach ihrem vorletzten Abenteuer unter einem Baum gesessen und Zigarette geraucht hatte, während er auf sie wartete. Sie musterte alle vorbeigehenden Menschen, aber natürlich war keiner von ihnen Kilian. Der Zufall wäre zu groß gewesen.

Wieder und wieder öffnete Sina das Chatfenster auf dem Handy. Es wäre ganz leicht. Sie müsste Kilian einfach nur anschreiben und fragen, wie sein Tag gewesen war. Von ihrem Abenteuer müsste sie gar nichts erzählen. Es täte gut, in diesem Augenblick seine Nähe zu spüren.

Doch sie tat es nicht. In zwei Wochen wäre das Festival. Dann würden sie einander wiedersehen. Das wäre früh genug, um nach mehr Verstehen für dieses seltsame Glühen in ihr zu suchen, das auch nach dem intensiven Höhepunkt am Ende der Session nicht aufhörte, nach mehr zu hungern.

Es war genug Zeit, um der Angst vor dem, was sie war und was in ihr aufwachte, aus dem Weg zu gehen.
**********lerin Frau
1.031 Beiträge
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*********_8883 Paar
236 Beiträge
Mich kickt es, wenn ich mich kontrolliert in eine Situation bringe, in der ich keine Kontrolle über den weiteren Verlauf habe.

Welch ein schöner Satz.
**********lerin Frau
1.031 Beiträge
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Das Festival
Ich glaube, du bist die Mühe wert.

Die Worte verfolgten Sina. Sie verdrängte sie und dachte erneut daran. Es fühlte sich so falsch an, und doch erschreckend richtig. Beinah so, als wäre sie und das, was sie mit ihrer verdrehten Form des Fühlens darstellte, etwas Wertvolles. Dabei war das völlig unmöglich!

Am Wochenende fuhr sie mit Kilian auf das Festival. Die Motorradfahrt machte Spaß, wie immer, wenn sie mit ihm unterwegs war. Sie reisten mit kleinem Gepäck, trotzdem hatte jeder sein eigenes Zelt dabei. So war es sicherer. Irgendwie. Es konnte freundschaftlich bleiben. Wenn Sina jemandem begegnete, bei dem sie Lust auf ein Abenteuer hatte, würde es nicht zu Komplikationen zwischen ihr und Kilian führen. Auf der zugewiesenen Wiese bauten sie ihre Zelte zügig und schweigend auf.

Das Festival bestand aus zwei Wiesen und etwa zweihundert Leuten. Es gab eine kleine Bühne, einen Getränkestand und eine Zelttaverne. Dazu zwei Stände mit selbstgemachtem Schmuck, ein Tätowierzelt und einige Sonnensegel, unter denen es Teppiche und Kissen gab. Alles war so klein und familiär, dass man im Grunde die Veranstalter kennen musste, um überhaupt davon zu erfahren. Im Spätsommerschein war es der perfekte Ort, um zu entspannen und das Leben zu genießen.

„Danke, dass du mich mitgenommen hast“, sagte Sina, plötzlich von Schüchternheit erfüllt. Dieser Ort war so anders als die Metal-Events, auf denen sie sonst mit ihm abhing, und auch anders als die Küche. Irgendwie schien es hier keine Vorgabe dafür zu geben, wie man sich benehmen sollte, um cool zu sein. Das verunsicherte sie.

„Wollen wir uns erst mal was zu trinken holen?“ Er strahlte etwas Warmes und Liebevolles aus. Irgendwie fühlte sich die Atmosphäre zwischen ihnen heute wärmer und näher als sonst an.

„Gibt es keine Freunde von dir, die du erst mal begrüßen willst?“

Er schüttelte den Kopf. „Außer den Veranstaltern kenne ich niemand, und die sehen dahinten ziemlich beschäftigt aus.“ Er wies mit dem Kinn in eine Richtung, in der eine Frau mit Locks konzentriert mit einem Mann im weißen T-Shirt diskutierte.

„Dann bist du meinetwegen hier?“ Sina lachte verblüfft auf.

„Irgendwie schon.“ Er grinste. „Wenn du nicht mitgekommen wärst, wäre ich wohl zu Hause geblieben. Und das wäre schade, es sieht hier sehr gemütlich aus.“

Sie holten sich jeder eine Flasche Bio-Limo und setzten sich unter einem der Sonnensegel auf einen Teppich. Die Schuhe ließen sie wie alle anderen auf dem Rasen daneben.

Sina war noch nie zuvor auf so einem Event gewesen. Es war schwer, das Gefühl in Worte zu fassen. Sie fühlte sich auf seltsame Weise frei, aber nicht, um gegen irgendeine Form von äußerer Vorschrift zu rebellieren oder sich selbst zu beweisen, dass sie niemandem außer sich selbst gehörte. Alles schien so bunt, so friedlich, so gemütlich und kreativ, dass es keine Regeln gab, die sie in irgendeine Form pressten. Doch darin lag nichts Leeres oder Kaltes, sondern eine Wärme, die sie mit herrlichem Frieden erfüllte.

Zusammen mit dem Sonnenlicht sickerte eine träge Behaglichkeit durch das Zeltdach und füllte Sina aus. Irgendwann schloss sie die Augen und lehnte sich nach hinten, sank auf eins der Kissen, von denen sie nicht wusste, wem sie gehörten und wer sie dorthin gelegt hatte. Es schien nicht nötig, diese Frage zu stellen. Alles war gut. Sie war in Sicherheit.

Irgendwann schlug sie die Augen auf. Die Sonne stand immer noch über dem Zeltdach, aber es war kühler geworden. Sina griff nach ihrer Handtasche, die an Ort und Stelle war, und blickte sich um. Kilian saß nach wie vor neben ihr.

„Aufgewacht, Schlafmütze?“, fragte er liebevoll.

Sie gähnte und hielt sich hastig den Handrücken vor den Mund. „Tut mir leid, ich … Ich bin heute wohl keine besonders spannende Begleiterin.“

„Was könnte spannender sein, als an so einem schönen Ort behaglich einzuschlummern und genauso behaglich wieder aufzuwachen?“

Sie gähnte noch einmal und räkelte sich. Er hatte recht. Es war ja nicht so, dass sie durch ihren Schlummer etwas verpasst hätte. Im Gegenteil. Wenn sie nach Hause kam und sich an das Festival erinnerte, dann wären dieses friedliche Einschlafen und das zufriedene Aufwachen ein Teil des Glücks eines solchen Wochenende.

„Hier ist es echt ganz anders als sonst“, sagte sie zufrieden. „Wollen wir ein wenig rumgehen und schauen, was wir sonst noch finden?“

„Sehr gern.“ Er half ihr beim Aufstehen.

Sina nahm ihre Schuhe in die Hand, um barfuß über die schöne Wiese zu gehen, und sie betrachteten die Schmuckstände. Ein Ring gefiel ihr besonders gut. Die Verkäuferin erklärte, dass sie die Ringe selbst aus reinem Silber goss, in Formen, in denen im Original winzige Blätter aus der Natur verwendet wurden. Sina kaufte den Ring mit dem schimmernden, opalisierenden Stein in der Mitte und erfreute sich an seinen rauen Oberflächen, die das Metall in einzigartiger Weise schimmern ließen. Nicht ganz billig, aber einzigartig.

Sie sahen einer Tänzerin zu, die zur Musikbegleitung ein Gemälde erstellte, und betrachteten die Entwürfe der Tätowiererinnen. In einem weiteren Zelt stand eine Pole-Stange, an der eine als Fee verkleidete Lufttänzerin akrobatische Kunststücke vollführte, bei denen Sina der Atem stockte. Alles wirkte so natürlich, so entspannt und vollkommen normal! Und doch war es eine Traumwelt, die weiter vom Alltag entfernt war als alles, was Sina je zuvor erlebt hatte.

„Gib es zu“, sagte sie schließlich zu Kilian. „Du hast mich mit hergenommen, damit ich nicht wieder so einen Unfug mache wie auf unserem letzten Konzert.“

„Mit einem Fremden abstürzen?“ Er lächelte.

„So ungefähr.“ Sie war verlegen. Die Stunden an diesem Ort hatten sie spüren lassen, dass mit ihren immer krasser werdenden Exzessen etwas nicht stimmen konnte. Sie hatte die Abenteuer gebraucht, um sich frei zu fühlen. Gemessen an dem hier fühlte es sich jedoch nicht mehr an wie Freiheit, sondern wie etwas Dunkles, Kaltes und Bedrohliches.

„Von mir aus mach es wieder.“

„Du scherzt doch.“

„Wenn du schon abstürzen musst, dann tu es wenigstens auf eine Weise, die sicher für dich ist. Und hinterher kommst du zu mir, damit du nicht ganz tief abstürzt.“

„Kilian … Ich … Ich mach das nicht mehr, okay? Ich höre auf damit.“

„Ist es das, was du willst?“

Sie sah ihn hilflos an.

„Wir machen es so“, bestimmte er. „Heute Abend, wenn es dunkel wird, wenn überall die Feuer brennen und alle etwas betrunken sind … dann ziehst du los und suchst dir zwei Typen zum Rumschmusen. Nacheinander oder gleichzeitig, wie es ergibt. Du kannst sie knutschen oder es lassen, aber jeder von ihnen soll mindestens einmal deine Brüste anfassen. Einer von ihnen wird dich zum Höhepunkt bringen, der andere nicht.“

Sina starrte ihn an.
********1983 Mann
368 Beiträge
Vielen Dank du tolle Autorin! Jetzt müssen wir uns wohl auf den nächsten Teil gedulden…

Gerade da wo es spannend wird! *lach*
**********lerin Frau
1.031 Beiträge
Themenersteller 
Schüchterne Verwirrung
„Äh …“ Kilian machte einen Schritt nach hinten. Er zog eine Grimasse und blickte plötzlich sehr verlegen. „Tut mir leid, bitte entschuldige. Keine Ahnung, was mich da geritten hat.“

„Ich auch nicht.“ Sina sah ihn nachdenklich an. Sehr nachdenklich.

Für einen Augenblick hatte etwas in seinem Blick gelegen, was sie zutiefst beunruhigte. Etwas Hartes, Klares und Kantiges. Es war die Art Blick, die das Zeug dazu hatte, sie innerhalb von Sekundenbruchteilen von ihrem normalen Blick in fließendes Wasser zu verwandeln, das sich in eine Pfütze verwandelte und auf den Boden klatschte, wenn niemand kam und es festhielt.

Nicht gut. Gar nicht gut.

Doch jetzt sah er eher aus wie ein verlegener Schuljunge, der sich für einen Fehler genierte. Hatte sie sich den Blick und die Worte nur eingebildet?

Sina entschied, es auf sich beruhen zu lassen. „Lass uns noch etwas trinken gehen“, sagte sie. „Schau nur, wie schön das Licht dahinten über den Blättern und Zelten spielt“

Der Abend schritt voran. Auf der Bühne spielte die erste Band. Sina genoss an Kilians Seite den Sonnenuntergang und lehnte irgendwann den Kopf an seine Schulter. Es fühlte sich vollkommen natürlich an, genau wie der Moment, in dem er den Arm um sie legte. Irgendwie schien es leichter, auf diese Weise aneinanderzurücken, als es nicht zu tun, solange man nicht darüber nachdachte.

Sina empfand diffuses Behagen und Wohlbefinden, doch irgendwann zuckte sie zusammen. Was tat sie hier gerade? Kilians und ihre Hände berührten einander. Er hatte angefangen, ihre Hand federleicht zu streicheln, eigentlich war es noch kein Streicheln, nur ein Berühren. Es fühlte sich genauso natürlich und richtig an wie der Rest, doch wohin würde es führen?

Sie gähnte und richtete sich auf. „Ich muss mal wohin“, sagte sie verschlafen. Egal, wohin, Hauptsache, es waren ein paar Schritte, die durch die Dunkelheit führten. Über die sanfte Steigung des grasbewachsenen Hügels hinauf, über eine Zeltschnur stolpern, für einen Moment das grelle Neonlicht im Container. Realität. Das hier war es, worauf es ankam.

Sie wusch sich die Hände und ging zurück nach draußen.

Die Bäume rauschten sanft im Spätsommerwind. Es war kaum zu glauben, wie gut die Luft roch. Lagerfeuer. Feuchte Erde. Ein Hauch Treibstoff vom Dieselgenerator, der die Container am Laufen hielt. Der Mond goss bläuliches Licht über die baumumstandene Wiese, die von bunten Lampions und Feuern erhellt wurde.

Es war eine Nacht, um frei zu sein.

Sie würde nicht zurück zu Kilian an das Feuer gehen, dass sie schon kannte. Stattdessen verließ sie den geschotterten Weg, der zurück zur Wiese führte, und trat zwischen die Büsche. Hier verschmolz sie mit der Dunkelheit. Niemand konnte sie sehen. Die Bäume strahlten etwas aus, was sie nicht greifen konnte, aber es fühlte sich an wie Schutz und Halt. Sina streckte die Hände aus und hielt sich an zweien fest.

„Das ist meine Nacht“, flüsterte sie.

Ihr war seltsam wehmütig zumute. So, als ob sie einen Preis zahlte, der viel zu hoch war. Oder als ob sie ihn längst gezahlt hatte. Das, was sie war, war falsch. Und richtig. Und chaotisch. Und …

Die Gedanken verloren sich in Fetzen zwischen den Bäumen und verfingen sich in den Blättern. Es war nicht mehr nötig, zu denken. Sie war. Ganz egal ob falsch oder richtig. Sie war eine Jägerin, und das Feuer tief unter den Kontinentalplatten der Erde stieg auf und brachte ihren Schoß zum Brennen.

Als sie zurück auf den Schotterweg kam, hatte sich etwas in ihr verändert. Ihre Wangen glühten. In jedem Schritt lag sinnliche Freude. Es fühlte sich an wie Tanzen, wie mit dem Boden spielen, ein Rückversichern, ob die Gravitation noch da war, um sie zu halten.

Sie ging Schritt für Schritt. Es gab kein Ziel mehr. Irgendwo unterhalb der Oberfläche bestand die Welt aus Honig, aus Tränen, die Realität war nichts als Nebel, hinter dem sich etwas anderes verbarg. Die meisten Menschen, Männer wie Frauen, blieben in den Schatten. Sie sahen nicht, was Sina war, und nichts in ihnen lockte. Doch hier und da spürte sie einen Blick, der sie berührt, auf ihr verharrte, auf das Locken antwortete, das sie ausstrahlte.

Sie setzte sich neben einen Mann, der an einem Zeltpfosten gelehnt saß und den vorbeigehenden Menschen zusah.

„Hi.“

„Hi.“

Mehr sagten sie nicht. Das Feuer in Sinas Augen entzündete seine, oder es war umgedreht. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Es war ein langsames Zueinandergleiten. Der Hunger unter seiner Haut brannte genauso verstohlen und heiß wie Sinas, und als sie seine Hand an ihre Brüste führte, streichelte er sie liebevoll und erhöhte den Druck, als er Sinas Erregung fühlte.
******560 Paar
331 Beiträge
Super Geschichten, alle irgendwie erotisch und super geil, konnten gar nicht aufhören sie zu lesen. *kopfkino*
**********lerin Frau
1.031 Beiträge
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Schüchternes Feuer
Es tat Sina gut, sich auf diese Weise aufzulösen und doch gehalten zu werden. Jeder Fremde, dessen Namen man nicht kannte, war anders, doch etwas hatten sie alle gemeinsam. Es waren Männer, die sie begehrten, berührten und der weichen, wilden, verletzlichen Stelle tief in ihr ein wenig Halt gaben.

Dieser hier war einer, dem sie in dieser ganz besonderen Nacht begegnete.

Sina ließ zu, dass er sie hielt, streichelte und berührte. Es war nicht mehr nötig, dass sie etwas kontrollierte. Das Feuer, das so oft so verboten in ihr brannte, durfte endlich fließen, und es fühlte sich anders als sonst an. Heiler. Geborgener.

Das hier war nicht der erste namenlose Mann, an den sie sich ohne Bedingungen oder Liebeserklärungen schmiegte, doch etwas war anders. Am Rand ihres Blickfeldes, ihres Bewusstseins, spürte sie zarte kleine Fäden, die ein neues Gespinst um sie herum webten. Zart und unsichtbar, sobald sie darauf fokussierte, verschwanden sie wieder, und doch …

Dieses neue, zarte und zerbrechliche Etwas in ihr besaß die gleiche Realität wie der Duft feuchter Erde und von Holzrauch und er knisterte wie die elektrische Fackel neben dem Orientteppich, auf dem sie saßen.

„Magst du eine Schluck Tee?“, fragte der Mann und sah sich um. „Nein, zu viel versprochen, er ist alle, ich müsste neuen kochen. Aber vielleicht einen Keks oder eine Waffel?“

„Sehr gern.“ Sina lächelte und ließ sich füttern. Über den Tag hinweg hatte sie viel zu wenig gegessen. So war das auf Festivals, wenn es überall etwas zu sehen und zu erleben gab. Aber wie gut schmeckte die Gastfreundschaft dieses Fremden, so freundlich und überhaupt nicht frivol!

Eingebettet in die verwirrenden Fäden, die vielleicht etwas mit Kilian zu tun hatten und vielleicht auch nicht, genoss sie das befremdliche Gefühl, weich zu werden. Gehalten und geschützt zu werden. Wenn sie zwischen die Beine des Mannes griff, würde er sich nicht dagegen wehren, doch sie spürte, dass es überhaupt nicht nötig war.

Er mochte sie auch so und genoss es, sie zu halten und die Geborgenheit zu spüren, die er ihr schenkte.

Das Gefühl war fremd und kostbar für Sina. Sie trank so viel wie möglich davon in sich hinein, weil sie spürte, dass sie es nicht lange ertragen würde. Früher oder später musste man mit dem Gefühl von Schmutz und Demütigung bezahlen, wenn man sich fallen ließ, auf diese tiefe Weise, auf die sie gern fiel, um sich auffangen zu lassen. Früher oder später kam die Einsamkeit und griff mit aller Gewalt nach ihrem Herz. So war es immer gewesen. Immer, seit … Seit …

Sie löste sich aus der Umarmung. „Das war wunderschön, danke. Aber jetzt muss ich weiter.“

Der Mann öffnete die Arme und lächelte. „Mögest du immer so frei und wunderschön bleiben wie in diesem Augenblick.“

Sinas Augen brannten. Womit hatte sie es verdient, dass er so nett zu ihr war?

Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. „Und du bleib auch so, wie du bist, hm?“

Dann stand sie auf und ging weiter. Die Nachtluft war kühl dort, wo sie bis eben noch umarmt und gehalten worden war. Zum ersten Mal überhaupt hatte sie das Gefühl, dass sie sich an einen ihrer fremden Männer länger als nur einen Tag erinnern würde.

Sie lächelte nicht, als sie weiterging. Lächeln war bloß der Versuch, anderen zu gefallen und so zu wirken, als sei man glücklich. Im Moment hatte sie keine Lust, irgendeinem Menschen zu gefallen außer sich selbst.
**********lerin Frau
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**********lerin Frau
1.031 Beiträge
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Asexuell?
Wie hatte sie nur je glauben können, dass Kilian nicht gut aussah? Nur, weil er ein klein wenig Bauch hatte und sein Kinn nicht so markant wie das irgendwelcher Hollywood-Schauspieler? Seine Augen waren dunkel und brannten in einem Feuer, das genauso schüchtern war, wie Sina sich fühlte. Alles an ihm fühlte sich an wie die andere Hälfte eines Puzzleteils, in das Sina einrasten wollte, um endlich Halt und den richtigen Platz im Universum zu finden.

„Ich habe es getan“, erklärte sie. Emotionen brandeten im Sekundentakt durch sie hindurch, wechselten mit jeder Silbe, die sie aussprach. Stolz. Verwirrung. Ruhe. Zufriedenheit.

Und Angst.

„Was hast du getan?“, fragte Kilian. Hinter seinen ruhigen Worten meinte Sina, ein ähnliches Gefühlsmischmasch wahrzunehmen.

„Das, was du gesagt hast.“ Sie atmete ruhig und flach. „Es waren zwei Männer. Ich hab mich von beiden anfassen lassen, aber ich bin nur bei einem gekommen.“

Sobald die Worte herauswaren, fühlten sie sich entsetzlich falsch an. Kilian hatte das vorhin doch nicht ernst gemeint. Er konnte es unmöglich ernst gemeint haben. Und jetzt hatte Sina ihn mit hineingezogen, in ihre verdrehten Fantasien und ihre kaputte Veranlagung, und er würde nie wieder Respekt vor ihr haben. Von jetzt an würde er sich vor ihr zurückziehen und sie behandeln wie ein Stück Dreck, sie wusste es, es konnte nicht anders sein.

Was im Namen aller Götter des Hades war los mit ihr?

„Du … Du hast das wirklich getan.“ Für eine Sekunde flammten Hunger und Begeisterung in seinen Augen auf, dann war da Erschrecken, und dann bemühte Ruhe. Wenn Sina ihn nicht so genau betrachtet hätte, wäre ihr das erste Aufblitzen entgangen und sie hätte seine Ruhe für Gleichgültigkeit gehalten.

„Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Ich … Ich wollte es überhaupt nicht. Ich hatte es schon vergessen, es war ja auch nur ein Scherz von dir, und dann … Dann habe ich …“

Alles fühlte sich dunkel und kalt an. Sina war falsch. Die Welt war leer. Es gab nichts Gutes mehr darin.

Kilian öffnete die Arme und Sina flüchtete hinein. Sie klammerte sich an ihm fest und begann zu weinen. Die Tränen hörten nicht mehr auf. Er hielt sie fest und streichelte ihr hilflos über den Rücken, während Sina sich dafür schämte, dass sie sein Hemd nassmachte. Schließlich führte er sie zu einer Bank aus zwei halbierten Baumstämmen an einer großen Feuerstelle, nahm sie auf den Schoß, und schaukelte sie sanft. „Ist ja gut“, sagte er manchmal, doch Sina schüttelte jedes Mal den Kopf. Es war überhaupt nichts gut.

Angekuschelt an Kilian versuchte sie, die Erinnerungsfäden miteinander zu verknüpfen. Warum hatte sie das heute getan?

Warum hatte Kilian diese Worte benutzt?

„Es tut mir leid, dass ich das vorhin gesagt habe“, sagte er, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. „Ich wusste doch nicht …“

„Dass ich dich beim Wort nehme?“

Er nickte und sah plötzlich sehr schüchtern aus.

Sina wischte sie die Nase am Shirtsaum ab und schniefte. „Ich wusste es doch auch nicht. Und … Währenddessen hat es sich nicht mal angefühlt, als würde ich es wegen dir tun. Da … Da war es, als ob es meine eigenen Gedanken wären.“

„Das ist gruselig.“

„Ja.“ Sie zitterte.

„Wäre es besser, wenn ich etwas anderes gesagt hätte? Oder wenn ich dich vorher gefragt hätte, was ich sagen soll?“

Sie lachte bitter auf. „Es sollte überhaupt keine Rolle spielen, oder? Mein Kopf ist verdreht. Ich bin krank und ein Freak.“

„Es klingt tatsächlich ein wenig ungesund.“ Er schien Sinas Zusammenzucken zu bemerken. „Zumindest, wenn du damit an den falschen Mann gerätst.“

Sie verzog das Gesicht. „Wenn du wüsstest, wie recht du damit hast. Ich hab jahrelang versucht, es auszublenden, aber …“

„Geht nicht?“

„Geht nicht.“

„Ich kenn das Gefühl.“

Sie musterte ihn aufmerksam. „Gibt es da vielleicht auch etwas, was du mir sagen willst? Das vorhin … Asexuell fühlt sich anders an, ehrlich gesagt.“ Ihr Bauch kribbelte immer noch, wenn sie daran dachte, wie beiläufig er die Anweisung formuliert hatte, die sich so sehr in sie eingebrannt hatte.

Er nickte. „Asexuell wäre leichter für mich. Ich hab mich dafür entschieden, weil … Alles andere erschien mir falsch.“

Sina nickte ganz langsam und bemühte sich, sich nicht zu schnell zu bewegen. „Du bist auch so, ja?“

„Das weiß ich nicht. Aber …“

„Da sind diese Gedanken und Fantasien, die dich einfach nicht loslassen, von denen du weißt, wie falsch sie sind, und die kommen trotzdem immer wieder?“

Er nickte. „Ich bin kein Frauenschläger, verdammt! So was sind niedrigste Kreaturen, die ich verachte.“

„Und doch …“

„Es ist krank. Du hast es selbst gesagt.“ Er musterte sie genauso aufmerksam, wie sie ihn musterte.

„Und wenn es der Frau gefällt?“, fragte sie mit einem Gefühl, als würde sie die Fußspitze auf ein Hochseil ohne Sicherungsnetz setzen. Das Seil vibrierte unter ihrer Fußsspitze. „Wenn es ihr gefallen würde, weil du sie währenddessen … so anschaust, wie du mich jetzt gerade anschaust?“

Seine Augen wirkten noch dunkler als vorher, doch jetzt lag etwas Warmes und unglaublich Verletzliches darin. Um seinen schön geschnittenen Mund spielte ein sanftes Lächeln, voller Macht und Selbstvertrauen, das Sinas Bauch flau werden ließ. Wenn er sie jetzt küsste, würde sie Wasser werden und nie wieder eine feste Form annehmen, das war vollkommen klar.

„Wie kann ihr so etwas gefallen?“, fragte Kilian so langsam, als würde er ebenfalls ein Hochseil betreten, auf deren anderer Seite er das Glimmen eines Regenbogens zu erspähen glaubte. „Das würde bedeuten … Dass dieser Teil von mir nicht so böse ist, wie ich immer dachte.“

Sina schluckte. Ihre Worte flossen fort. Sie nickte und starrte ihn hilflos an. „Was soll ich nur tun, Kilian?“

„Willst du darüber reden?“

Sina drückte sich enger an ihn. „Vielleicht sollten wir das tun“, sagte sie leise. Doch sie hatte keine Worte.
Boah, habe gerade etwas Mühe, die passenden Worte zu finden.
Habe vorhin die Geschichte gesehen, alle bisherigen Teile gelesen, war mit dem Hund draussen und in mir liefen Filme ab, habe die Geschichten noch mal gelesen - und bin verzaubert.
Kopfkino vom Feinsten!
Danke.
**********lerin Frau
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**********lerin Frau
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Sinas Ex - Teil 2
„Solche Spiele sind gefährlich“, sagte Kilian genauso leise.

Sina lachte höhnisch und versuchte kurz, sich aus seiner Umarmung zu drehen. Dann hielt sie inne. Sie machte sich klar, dass Kilian das nicht sagte, um sie zu verspotten. Er wusste es einfach nicht besser.

„Es waren keine Spiele“, stieß sie hervor. „Wir hatten kein Safeword. Es gab keinen Weg nach draußen für mich.“ Wenn sie heute darüber nachdachte, kam ihr das gruseliger vor als jeder Horrorfilm. Damals hatte sie nicht mal gewusst, dass Dinge wie Safewords existierten.

„Und das hat er ausgenutzt?“

„Ich war ja verliebt in ihn.“ Sie schluckte. „Und ich glaube, für mich hört es nach dem Sex nicht einfach auf. Wenn jemand bei mir diesen Schalter umlegt, dann … Dann …“

Dann gehorchte sie. Dann tat sie, was ein Mann von ihr wollte, ganz egal, was sie vorher zu wollen geglaubt hatte. Genau wie vorhin, als sie Kilians Scherzworte buchstabengetreu umgesetzt hatte und es für ihren eigenen Willen hielt. Es fühlte sich richtig an. Sie konnte nicht sagen, warum, sie wehrte sich gegen dieses Fühlen, und es geschah trotzdem. Ganz ehrlich, es war zum Kotzen.

Sina hatte damals getan und gefühlt, was ihr Ex wollte. Ganz egal, was es war. Der Schalter war umgelegt, und sie fand keinen Weg, ihn zurück auf die Ausgangsstellung zu setzen. Irgendwann war er nicht mehr zufrieden mit ihr. Sie war ihm zu unordentlich, zu abgelenkt, zu oft mit der Uni beschäftigt. Er machte ihr Vorwürfe, weil sie ihn vernachlässigte, und sie fing an, stattdessen die Uni zu vernachlässigen. Sie wollte ihm doch gefallen!

Fast hätte sie ihr Examen nicht geschafft, obwohl sie vorher eine Vorzeigestudentin gewesen war. Sie benötigte einen zweiten Anlauf und musste an einer weiteren Stelle die Demütigung verkraften, nicht gut genug zu sein.

Irgendwann sprach sie schüchtern an, dass es nett wäre, wenn er bei einem Nein tatsächlich aufhören würde. Wenn er sie nachts nicht einfach trotz ihres verschlafenen Widerstands an sich ziehen und für das benutzen würde, was ihm gefiel und ihr ja – wie sie schnell versicherte, weil sie Angst vor dem Ausdruck in seinem Gesicht hatte – im Grunde ja ebenfalls.

„Und was hat er gesagt?“, fragte Kilian mit möglichst neutraler Stimme.

„Dass es schwer sei, weil ich so ein verlockender Anblick für ihn wäre.“ Sie schluckte. „Und dass ich es als Kompliment sehen solle, wenn er mich in dieser Hinsicht immer noch genau so wolle wie am Anfang.“

„Sag mal, ist der Typ bescheuert?“

Sina schluckte „Er hat gesagt, dass er sich nicht mehr sicher ist, ob er mich noch liebt. Weil ich so anstrengend bin. Weil ich so oft weine.“ Sie zog die Nase hoch und merkte, wie sie sich verspannte, um nicht mehr fühlen zu müssen. Die Erinnerung tat so sehr weh, dass Sina im Alltag nur klarkam, wenn sie das alles in ein winziges Kästchen packte und es mit festen Eisendrähten verschnürte, die ihr ins Herz schnitten.

„Der Mann war ein Arschloch“, sagte Kilian. In seiner Stimme klang mühsam unterdrückte Wut, die Sina in ihrem hypersensitiven Zustand noch mehr verunsicherte.

„Das ist alles so lange her. Die meiste Zeit kann ich mich nicht mehr richtig daran erinnern.“

„Aber du bist bei ihm geblieben wegen dieser Veranlagung von dir?“

Sie zitterte. „So klar formuliert habe ich das für mich noch nie. Aber vermutlich schon.“

„Das ist entsetzlich.“

Sie nickte. „Es ist entsetzlich, so veranlagt zu sein.“

Tränen flossen über ihre Wangen, so kühl und klar, dass Sina sie kaum fühlte.

Sie war nicht bereit, noch einmal etwas zu erleben, was so furchtbar war wie die Zeit in ihrem Studium. Lieber schnitt sie ihr Herz von allem Fühlen ab und gab ihrer Pussy nur alle paar Monate nach, wenn es nicht mehr anders ging. Mit einem Fremden. Jedes Mal ein neuer Fremder ohne Namen, der nicht mehr von ihr bekam als ihren Körper und ihre Lust.

Und hinterher durfte sie aufstehen, fortgehen und war immer noch sie selbst.

„Wenn ich mich nicht getrennt hätte, wäre ich durch meine Prüfungen gerasselt“, presste sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Am Ende hatte ich doch so etwas wie Überlebensinstinkt.“

„Aber du hast dich selbst für das gehasst, was du bist, wie es klingt. Und bei der Geschichte kann man es sogar verstehen.“ Kilian zögerte. „Obwohl manche vielleicht sagen würden, dass es dich noch schöner macht. Diese Veranlagung, meine ich, nicht dieses furchtbare Erlebnis, o Gott, was rede ich hier …“

Sina verkrampfte sich.

Sie sprach nicht aus, dass sie jahrelang komplett auf Sex und Flirten verzichtet hatte, bis auf die abenteuerlichen Wetten mit Louise. Dadurch hatte sie das Gefühl gehabt, die Kontrolle zu behalten.

Aber was waren ihre abenteuerlichen Exkursionen mit Fremden anderes, als der Versuch, diesen Teil von sich in einem sicheren Setting wenigstens für kurze Zeit leben zu lassen?

Andere mochten sagen, dass es unglaublich leichtsinnig war, sich vollkommen fremden Männern in dieser Form auszuliefern. Normale Menschen würden ihr unterstellen, dass sie die Gefahr brauchte, um gekickt zu werden, und dass das ungesund war. Vielleicht stimmte das sogar. Die Gefahr machte die Erfahrung noch intensiver und ließ sie länger wirken.

Die Wahrheit war jedoch, dass solche Treffen die einzige Methode waren, mit der Sina ihr Herz davor schützen konnte, noch einmal so Furchtbares zu durchleben. Wenn sie sich hingab, ohne den Menschen zu kennen, ohne ihm einen Namen und damit eine Persönlichkeit zu geben, dann würde sie sich nicht verlieben. Und damit verhinderte sie, dass ihr ein anderer Mensch noch einmal so wehtat.

Es hatte funktioniert.

Bis Kilian ihr heute diesen Befehl erteilt hatte, der vielleicht keiner war, und den sie mit einer Selbstverständlichkeit befolgt hatte, die ihr Angst machte.

In diesem Augenblick hielt Kilian sie im Arm. Das half, die Angst zurückzudrängen. Sina atmete flach und versuchte, nicht an die Vergangenheit oder an die Zukunft zu denken.

**********lerin Frau
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Kilians Geschichte
„Danke für dein Vertrauen“, sagte Kilian. „Das ist eine ganze Menge, was du da erzählt hast. Ich möchte darüber erst in Ruhe nachdenken, bevor ich antworte.“

„Ist schon gut.“ Sie lachte bitter. „Ich weiß selbst, dass ich ein Freak bin.“

„Das bist du nicht“, sagte er leise. „Du bist wunderschön und wertvoll. Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll.“

Sie verkrampfte sich. „Das bin ich nicht. Du hast doch mitgekriegt, wie ich mich an andere Männer wegwerfe.“

„Um dich zu schützen. Auf total verquere und verdrehte Art, die mir wehtut, aber … Du hast das Recht, dich zu schützen, in jeder Form, die dir angemessen erscheint. Du bist wertvoll.“

Sina schwieg und bewegte sich nicht. Sie wollte mehr davon hören, aber sie würde niemals wagen, es zuzugeben.

„Soll ich dir meine Geschichte erzählen?“, fragte er leise. „Ich weiß nicht, ob das angemessen ist, ob ich nicht lieber weiter dir zuhören sollte, aber …“

„Ich habe fertigerzählt“, sagte Sina rau. „Aber … Ich würde deine Geschichte gern hören.“

„Sie ist nicht so aufregend wie deine. Es ist nur die Geschichte von einem schüchternen Jungen, dem man beigebracht hat, dass man Mädchen nicht schlagen darf.“

Sina schwieg. Kilian klang ungewohnt verletzlich. Das riss sie aus ihren eigenen Erinnerungen zurück in die Gegenwart. „Ich höre zu“, sagte sie leise.

Kilian erzählte. Viel war es nicht, was er sagte, doch Sina hörte auch die Worte zwischen den Zeilen und fühlte mit. Sie folgte Kilian in das Schlafzimmer seiner ersten Freundin, in der er mitten in der schüchternen Knutscherei plötzlich den Impuls verspürte, mit den Händen ihren Hals zu umfassen und sie aufs Bett zu drücken und zu nehmen, ganz egal, wie sie zappelte. Sie spürte den Selbstekel, der ihn umfangen hatte, und die Scham, als er schließlich aufstand und ging und das Mädchen etwas verdattert zurückließ. Am nächsten Tag musste sie in der Schule allen Mut zusammengenommen haben und hatte ihn gefragt, was los war.

Natürlich konnte Kilian es ihr nicht sagen und druckste herum.

‚Ich verstehe schon‘, hatte das Mädchen damals gesagt. ‚Wahrscheinlich bist du asexuell. Davon habe ich im Internet gelesen. Das ist völlig normal, wenn du so fühlst, auch wenn es kein Mainstream ist. Ich bin tolerant und habe keine Vorurteile, sondern Verständnis.‘

Kilian hatte genickt. Er war dankbar, dass sie ihm diese Erklärung anbot, und noch dankbarer, dass sich das Mädchen an ihn hängte und trotzdem mit ihm zusammenbleiben wollte. Von da an unternahm sie keine sexuellen Avancen mehr, und Kilian verzichtete ebenfalls darauf. Er hatte Angst, sich nicht beherrschen zu können und ihr in einem Augenblick des Kontrollverlusts wehzutun. So etwas hätte er nicht ertragen, er liebte sie doch, sie war kostbar wie ein Juwel, wie die am schönsten glitzernde Seifenblase der Welt!

Und wie eine Seifenblase zerplatzte die Beziehung nach einigen Monaten, als sich das Mädchen in einen anderen Jungen verliebte. Einen, der nicht asexuell war und in der Hinsicht besser mit ihr zusammenpasste. Es war eine liebevolle Trennung, sagte Kilian, und sie blieben befreundet.

Danach hatte er es noch einige Male versucht, doch seine Gefühle bekamen nie die Form, die sie haben sollten. Er genoss die Zärtlichkeiten mit den Partnerinnen, er fühlte starke Anwandlungen von Liebe und Beschützerinstinkt, wie er es rückblickend etwas spöttisch kommentierte, aber sobald es zur Sache gehen sollte, blockierte etwas in ihm. Er konnte es nicht. Was auch immer es war, was da hinter der Mauer in ihm lauerte … Es schien zu böse, um es auf eine so kostbare Frau wie die in seinen Armen loszulassen.

Sina nickte verständnisvoll. „Also hast du an der Geschichte von deiner ersten Freundin festgehalten.“

„Was hätte ich sonst tun sollen?“

Sie schmiegte sich enger an ihn und nahm seine Hand. „Stimmt wohl. Wahrscheinlich hätte es den Frauen Angst gemacht, wenn du sie so anschaust, wie mich gerade eben.“

„Und dir macht es keine Angst?“

Sie schüttelte den Kopf und drückte die Nase an seinen Hals. „Ich fühle mich dann total wertvoll. Und geborgen. So wie noch nie zuvor in meinem Leben.“

„Wie seltsam.“

„Ja.“

Es fühlte sich an, als würde sie mit jedem Atemzug tiefer in Kilian hineinfließen. Er streichelte sie mit einer Zärtlichkeit, mit der sie nie zuvor ein Mann berührt hatte. Es war, als würde sich er jede Haarsträhne mit seinen Fingerspitzen zu eigen machen wollen, voller Achtsamkeit jeden Leberfleck durch ihr Shirt hindurch erforschen. Sina spürte, wie sich Verspannungen in ihr lösten, die sie gefühlt schon ihr ganzes Leben mit sich herumtrug. Genau das war die Art, wie sie berührt werden wollte. Bis zu diesem Augenblick hatte sie es nicht gewusst. Das hier war die andere Hälfte ihrer Form. Diese unendliche Zärtlichkeit ersehnte sie genauso wie zu anderen Zeiten alles, was an Härte weit über das Normale hinausging.

Vielleicht konnten nur Männer wie Kilian, deren dunkles Feuer so heiß und bedrohlich brannte, auch die andere Hälfte dieses Paktes spüren und mit ihren Fingern vermitteln.

Sina wünschte sich, die Nacht würde nie enden.
Wunderschön. Und sehr nachvollziehbar von Menschen, die zwischen extrem starken Trieben und extrem starker Impulskontrolle pendeln. *zwinker*
**********lerin Frau
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Nichts ist so bedrohlich wie Vertrauen
Die Nacht schritt voran. Sie dauerte eine Ewigkeit, denn Sina fühlte jeden einzelnen Herzschlag. Statt Erregung erfüllte Kilians Nähe sie mit einem Gefühl von Vertrauen und Behaglichkeit, für das sie keine Vergleiche fand. Es musste auch keine geben. So wie jetzt war es richtig. Wen kümmerte da noch, dass es früher falsch gewesen war?

Die Nähe fühlte sich komplett unerotisch an. Wenn ihr Verstand nicht in rosa Zuckerwatte gehüllt das Glitzern von unsichtbaren Seifenblasen bestaunt hätte, hätte sie das erstaunt, doch was für eine Rolle spielte das? Alles war richtig. Sie wurde gehalten. Sie wurde beschützt. Jede Berührung von Kilian, jeder Atemzug, sprach davon, dass sie ihm gehörte. Warum etwas hinterfragen, was so durch und durch richtig war?

Irgendwann, sie hätte nicht sagen können, wurde aus dem Behagen Schläfrigkeit. Sie ertappte sich dabei, dass sie wegdöste, unbequem und doch unwillentlich, etwas daran zu ändern. Hier war richtig. Also war alles andere falsch. Wen kümmerte da, dass sie überall da fror, wo Kilian sie nicht hielt, weil das Feuer hinabbrannte?

Als ihr Kopf ruckartig von Kilians Schulter rutschte, richtete sie sich verschlafen auf. Jeder Muskel ihres Körpers protestierte. Sie gähnte und dachte nicht daran, sich die Hand vor den Mund zu halten. „Sind wir eingeschlafen?“

„Ich hab dich gehalten“

„Oh.“ Sie war verlegen. Hätte das, was auch immer es zwischen ihnen war, nicht doch etwas mehr Engagement von ihr verlangt? War er enttäuscht, weil sie keine Anstalten zu etwas Sexuellerem gemacht hatte?

Er lächelte. „Es war wunderschön. Nichts auf der Welt ist so hübsch wie eine Sina, die ganz weich wird, weil sie voller Vertrauen ist.“

Ihr Gesicht wurde heiß. Sie hoffte, dass man es im Dunkel des nur noch schwach glimmenden Feuers nicht sah. „Ich hoffe, du hast dich nicht gelangweilt.“

„Ich hätte die ganze Nacht so sitzen können.“ Er reckte sich und verzog das Gesicht. „Wobei mein Rücken nicht völlig unzufrieden damit ist, dass ich mich wieder bewegen kann.“

Sie lachte. „Vielleicht sollten wir allmählich ins Bett gehen.“

In sein Zelt oder in ihres?

Er schien einen ähnlichen Gedanken zu haben. „Nicht zu hektisch. Wir können noch einen Moment sitzen bleiben, und dann allmählich mal aufstehen und zurück in die reale Welt.“

Die reale Welt. Die Worte erwischten Sina wie eine Fußangel aus dem Hinterhalt. Alles jenseits dieses Feuers gehörte dazu. Die Container mit den Waschbecken, in denen Neonlicht brannte, und die Kälte, vor der sie beim Aufstehen nichts mehr schützen würde. Die Techno-Beats, die immer noch so unpassend aus dem Tanzzelt kamen, das Suchen nach einer Taschenlampe für den Weg ins Zelt und das herumkramen, bis sie endlich in ihren Schlafsack gekrabbelt war und nicht mehr so fror.

In dieser Nacht würden sie keinen Sex haben, begriff sie erstaunt. Was auch immer das hier war, es war etwas anderes. Jetzt zu vögeln würde es zu etwas degradieren, was den anderen Treffen mit den anderen Männern ähnelte. Und so sehr wollte sie weder Kilian noch sich selbst herabsetzen.

„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte sie schüchtern.

„Ich bin froh, dass du das gefragt hast.“ Er lächelte schief. „Von mir hätten die Worte undominant gewirkt, vermute ich.“

Sie lachte. „Aber sehr männlich, ich schwör.“

„Wir sollten allmählich ins Bett gehen und erst mal darüber schlafen. Aber … Wenn du Lust hast … Wir können uns ja bald mal wieder treffen. Einfach so auf einen Kaffee und ein wenig plaudern. Also …“ Er stockte.

Wie süß Männer waren, wenn sie unsicher wurden! Zumindest dieser eine hier, der so besonders war in seiner Mischung aus schüchtern und wild, der sie mit dieser einzigartigen Zärtlichkeit in den Schlaf gestreichelt hatte und in dessen Augen trotz aller Unsicherheit ein Feuer glühte, nach dem Sina sich sehnte.

„Das können wir machen.“ Sie schluckte. Und dann, weil sie schließlich in Wahrheit kein verhuschtes Mäuschen war, und weil Kilian viele Jahre lang gelernt hatte, sich selbst für asexuell und seine Veranlagung für böse zu halten, sagte sie: „Wir können uns auch mal für eine Session treffen. Also …“

Er nickte. Offenbar konnte er das Wort einordnen. „Erst mal ein Kaffee, ja? Gib mir ein wenig Zeit.“

Das klang so undominant. So unsicher. Verstand er nicht, dass Sina sich nach Halt sehnte und er ihr diesen Halt geben musste? Viele Jahre lang hatte sie sich dafür geschämt, was sie war, sich davor gefürchtet und versucht, es von ihr abzuschneiden. Jetzt war da endlich jemand, bei dem sie sein durfte, wie sie war.

Zumindest hatte es sich so angefühlt.

Warum zog er sich jetzt von ihr zurück? Spürte er nicht, dass er ihr damit wehtat?

„Ich gehe bald auf eine private O-Party“, brach es aus ihr hervor. „Das ist … Also, so, wie ich das verstanden habe …“ Sie stockte.

„Eine Party, auf der jeder Mann mit dir …?“

Sie schluckte. An diesem Ort klang es schrecklich falsch. Es fühlte sich bedrohlich an, sich auf diese Weise aus Kilians Armen zu lösen, und sei es nur gedanklich. „Ja, so ist das wohl gedacht.“

„Dann wünsche ich dir viel Spaß dabei.“ Seine Stimme klang neutral und emotionslos.

Der Nachtwind kroch unter ihre Kleidung. Plötzlich war ihr überall kalt. Die vergangenen Stunden verblassten und wurden zu einem Regenbogentraum, der mit dem realen Leben nichts mehr zu tun hatte.

Was sollte das? War Sina ihm so gleichgültig? Warum machte er nicht von seinem Recht Gebrauch und verbat ihr, an diesen Ort zu gehen, weil sie ihm gehörte und keinem anderen Mann?

„Danke“, sagte sie genauso neutral.

Sie gingen gemeinsam zu den Containern und danach zu ihren Zelten. Obwohl sie dicht nebeneinander gingen, berührten sie sich nicht. Sie wünschten einander gute Nacht, und Sina kroch in ihr Zelt und mummelte sich in ihrem Schlafsack ein, so gut es ging. Sie wünschte, sie hätte ihr Zelt bei Tageslicht noch ein wenig aufgeräumt, aber eigentlich spielte es keine Rolle. Es dauerte nur kurze Zeit, dann war sie eingeschlafen und die Welt tat nicht länger weh.
********na77 Frau
46 Beiträge
Liebe Harfenspielerin,
was für ein Kleinod von Geschichte - ich bin hin und weg von der erotischen Spannung und der Zerrissenheit der Charaktere darin - und abgesehen davon schreibst Du einfach grossartig *bravo*. Bin gerade sehr dankbar, dass mir der Link hierher zugespielt wurde, ich habe alles in einem Rutsch gelesen und warte nun gespannt auf die Fortsetzung. *fernglas*
**********lerin Frau
1.031 Beiträge
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Die Tage danach
Nach dem Festival fühlte Sina sich verwirrt wie seit Jahren nicht mehr. In der einen Sekunde war es eine Verwirrung voller Süße, doch im nächsten Augenblick war es, als würde ihr Herz sich in einen Klumpen Eis verwandeln und erstarren. Sie nahm von sich aus keinen Kontakt zu Kilian auf, und er hielt sich ebenfalls zurück.

Manchmal sehnte sie sich danach, noch einmal auf diese zerbrechliche Weise weich zu werden wie in Kilians Armen am Feuer, doch dann schalt sie sich. Lagerfeuermomente ließen sich nicht wiederholen. Sie besaßen ihren Zauber, doch in der Realität gab es elektrisches Licht. Außerdem wollte sie nicht mehr so fühlen. Wer weich wurde und die Kontrolle darüber verlor, dem wurde wehgetan.

Sie hatte es oft genug erlebt.

*

Einige Tage später bingte ihr Postfach. Der Mann, der sie auf die O-Party eingeladen hatte, fragte nach, ob sie noch interessiert sei. Da er nichts mehr von ihr gehört hatte, vermutete er, dass …

Doch, doch, schrieb Sina schnell zurück. Sie war nach wie vor interessiert. Sogar sehr. Natürlich war sie etwas nervös, es sei schließlich ein ziemliches Abenteuer, aber … Also … Nun …

Ob sie ihn vorher einmal treffen wolle, schrieb der Mann. Gern auch zweimal. Alles, was nötig wäre, damit sie Vertrauen fassen könne und sich sicher fühle. Es sei ihm sehr wichtig, dass ihr wohl mit allem sei, worauf sie sich einließen.

Sina lächelte. Das klinge sehr liebenswert, schrieb sie ihm. Aber für sie liege ein besonderer Kick im Fremden, Unbekannten und Neuen. Sie wolle sich diesen Kick nicht zerstören, indem sie das Unwissen im Vorfeld durch Sicherheit ersetze.

Die Antwort des Mannes ließ auf sich warten. Zum ersten Mal kam Sina der Gedanke, dass sie Männer mit ihrem Kink verletzen könnte. Wünschte sich nicht jeder Mensch irgendwo tief in sich, für sein Gegenüber etwas Besonderes zu sein? Nicht nur Erfüllungsgehilfe für heimliche, verbotene Fantasien und gestaltgewordener Lebendvibrator zu sein, den Sina dazu verlockte und provozierte, seine dunkelsten sexuellen Wünsche an ihr abzureagieren, damit sie ihren Kick bekam.

Aber war das ihre Schuld? Was konnte sie dafür, wenn Männer nicht lieben wollten und Frauen nur benutzen, wenn sie keinen Respekt vor ihr hatten und mit den Schultern zuckten, wenn ein solches Verhalten sie zum Weinen brachte?

Wie konnten sie dann umgekehrt erwarten, dass Sina ihr Menschsein respektierte?

Ihre Unterlippe zitterte. Plötzlich schlugen ihre Zähne aufeinander. Der Raum war viel zu kalt. Es war eine Kälte, die tief aus ihrem Innern kam, sich unterhalb ihres Bauchnabels sammelte und wie lähmende Brutalität eisig durch ihre Adern floss. Ihr könnt mich alle mal, dachte sie. Ich bin wertvoll. Ich bin ein Mensch, nicht nur ein Spielzeug. Okay, manchmal will ich so ficken, als ob es anders wäre, aber …

Es funktionierte nur, wenn dieser andere Teil durch eine Mauer von ihrem sonstigen Sein getrennt blieb. Sonst würde sie zerbrechen und könnte die einzelnen Teile nie wieder zusammensetzen. Und darauf hatte sie keine Lust, vielen Dank auch.

Wir können uns am Party-Tag vorher auf einen Kaffee treffen, schrieb sie schließlich. Wenn die Chemie überhaupt nicht stimmt, was ich mir nicht vorstellen kann, können wir es immer noch abblasen.

Er hatte die Nachricht offenbar gelesen, antwortete aber nach wie vor nicht. Wütend schloss Sina den Laptop, zog ihre Sporthose an und ging joggen. So ein unhöflicher, besserwisserischer, neunmalkluger, impotenter und arroganter Idiot!

Bei ihrer Rückkehr fand sie eine Nachricht vor. Sinas Herz klopfte heftig. Würde der Mann absagen, weil sie ihm zu kompliziert war?
*****962 Mann
80 Beiträge
Na, nun machst Du es aber richtig spannend *zwinker* *top*
**********lerin Frau
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Die Verabredung
Hallo Sina!

Ich muss zugeben, dass Deine Herangehensweise mich etwas … Wie drückt man das aus? Verwundert, irritiert, verunsichert. Aber das ist mein eigenes Problem und damit muss ich selbst klarkommen.

Du hast gesagt, du hast keine Grenzen und keine Tabus, aber anscheinend gibt es doch welche. Distanz davor und danach. Das ist in Ordnung für mich. Natürlich bin ich ein wenig besorgt, dass ich dann am Veranstaltungstag ohne Begleitung dastehe, weil Du es Dir in letzter Sekunde anders überlegst, aber ich respektiere Deine Grenze.


Sina lächelte erstaunt und las weiter.

Von jetzt an gelten für Dich folgende Regeln: Du wirst bis zum nächsten Wochenende nicht mehr masturbieren, ohne mich um Erlaubnis zu fragen. Falls Du dagegen verstößt, wirst Du mir bei unserem Treffen sagen, wie viele Verstöße es waren. Für jeden davon gibt es eine Strafe.

Außerdem wirst Du Dir ein Lackkleid besorgen, das Deine Brüste freilässt und sowohl vorne wie hinten mit Schlitz geöffnet ist, damit ich und andere Gäste der Party einen leichteren Zugriff auf Deinen Körper haben. Vor der Party wirst Du Dir aus demselben Grund ein Klistier verabreichen, damit Du auf alles vorbereitet bist.


Sina schluckte. Sie wusste, was das bedeutete. Es war etwas, was sie bisher noch nie erlebt hatte. Für eine Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, abzusagen, aber dann schalt sie sich. Sie war frei. Sie durfte alles erleben, was sie erleben wollte. Irgendwann musste sie es ohnehin ausprobieren.

Triff mich am Samstag in zehn Tagen um 17.30 im Café del Sol.

Sina lächelte. Ist in Ordnung, schrieb sie zurück. Ich werde da sein.

Sie fing an, im Internet nach passenden Kleidern zu suchen, aber dann öffnete sie noch einmal das Postfach. Danke, dass Du das mit meiner Grenze gesehen und verstanden hast. Das macht, dass ich mich jetzt sicherer als vorher fühle. Ich freue mich auf unser Treffen.

Er las die Antwort beinah augenblicklich, antwortete aber nicht mehr.

*

Am besagten Samstag zog Sina ihr neues Kleid an und drehte sich vor dem Spiegel. Sie fühlte sich verletzlich und verwegen zugleich. Ihre Nippel standen nach vorn. Die Brüste waren nicht so fest, wie sie es gern hätte, und ohne Stütze und Halt schwangen gnadenlos bei jeder Bewegung mit. Würdelos. Gefiel Männern so etwas? Sie hatte immer gedacht, es sei ihre Aufgabe und Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Brüste anständig an Ort und Stelle blieben.

Sie schob den Rock beiseite, enthüllte das Spitzenhöschen, das sie darunter trug. Am Ziel würde sie es ausziehen. Das waren die Regeln. Doch für den Weg auf die Party brauchte sie die Sicherheit, die es bedeutete, dass ihre verletzlichen und intimen Körperregionen zumindest von einem dünnen Hauch Spitze bedeckt waren.

Sie schminkte und frisierte sich und packte die Heels in ihren dünnen Satinbeutel in ihre Umhängetasche. Für den Weg zum Treffpunkt würde sie Sneaker tragen, damit ihre Füße nicht schon vor der Ankunft am Veranstaltungsort schmerzten. Sie zog einen langen Rock und eine Strickjacke über das Lackkleid, die verbargen, was sich in Wahrheit in Sina verbarg, und lächelte ihr Spiegelbild an. „Du bist wunderschön!“

Das Spiegelbild lächelte zurück, blass und mit Augen, die etwas zu groß waren. Ein Hauch Angst lag darin und eine Verletzlichkeit, die Sinas Herz dazu brachte, sich zusammenziehen. So sah sie also aus, wenn sie sich nicht länger versteckte? So schutzlos, zerbrechlich und ausgeliefert?

Sie verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen. Lederjacke, Autoschlüssel, und dann nichts wie los. Sie sollte im

Und dann sah sie ihn.

Der Mann war vielleicht Mitte vierzig. Bis auf einzelne Silberfäden waren seine Haare dunkel. Er war glattrasiert und schlank. Schwarzes Hemd, schwarze Jeans und ein Gürtel, dessen Schnalle eine winzige Nuance zu auffällig war. Eine Einladung da Als er Sina erblickte, lächelte er.

In seinen Augen lag all das dunkle, dominante Feuer, das Sina sich je ersehnt hatte. Sie schluckte. Das also war der Mann, dem sie heute Nacht gehören und gehorchen würde. Der Stoff der Trainingsjacke strich ungewohnt über ihre Nippel und unter ihrem Bauchnabel begann es zu kribbeln und zu brennen.
**********lerin Frau
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**********lerin Frau
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