In der BDSM Szene gibt es zahllose Artikel über Dominanz und Unterwerfung. Leider behandelt ein großer Teil dieser Artikel das Thema sehr emotional und wenig sachlich. Zumeist kommt man dann zu dem Schluss, dass die Erkenntnisse zeigen würden, dass es unter Menschen keine Dominanzstrukturen gäbe. Und außerdem sei Dominanz per se etwas ganz furchtbar Schreckliches und immer mit Gewalt und Unterdrückung verbunden. Wie furchtbar.
Was ist also Dominanz?
Wie ich bereist hin und wieder kundtue, wird der vermeintlich Dominate Part mit seiner vermeintlichen Dominanz nichts anfangen, wenn der Gegenpart diese in ihm nicht erkennt, sukzessive diese nicht erkennbar spürt.
Nüchtern betrachtet, beschreibt Dominanz und Unterwerfung das asymmetrische Verhältnis in der Beziehung zwischen zwei Individuen. Das Dominanzverhältnis sagt das Verhalten der beteiligten Individuen voraus: zum einen treten bestimmte Verhaltensweisen nur in eine Richtung auf (zum Beispiel wird Demutsverhalten in der Regel vom submissiven Part ausgehen) und zum anderen treten ähnliche Verhaltensweisen in verschiedenen Kontexten auf.
Allerdings ist dieses Verhältnis natürlich nicht in Stein gemeißelt. Es sollte eher als Konvention betrachtet werden, da niemals 100% aller Interaktionen vorhersehbar sind – denn es spielen selbstverständlich auch noch andere Faktoren, wie zum Beispiel Motivation, Zuneigung etc. eine Rolle.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Dominanz und Unterwerfung zwischen zwei Individuen festzustellen: Einerseits von welchen Menschen die vermeintliche Dominanz ausgeht, oder welcher Mensch unterwürfiges (submissives) Verhalten zeigt.
Auf die Dominanz des vermeintlichen Dominanten Part kann entweder mit Unterwerfung (was das Schönste wäre), mit Aggression oder mit Ignoranz reagiert werden, weil eben die vermeintliche Dominanz beim anderen nicht spürbar ist.
Weil in den letzten beiden Fällen keine Rückschlüsse auf das Dominanzverhältnis möglich wären, eigenen sich submissive (=unterwürfige) Signale deutlich besser, um die Dominanzbeziehung zwischen zwei Individuen zu analysieren – diese sind nämlich (fast) immer gerichtet und gehen von dem subdominanten Menschen aus.
Submissives Verhalten wird oft in zwei Kategorien eingeteilt: Zum einem als Reaktion auf dominante Verhaltensweisen oder das allgegenwärtige Imponiergehabe und zum anderen als formale Dominanzsignale, die außerhalb von Konfliktsituationen auftreten (zum Beispiel bei der Begrüßung). Diese beiden Kategorien sind natürlich nicht getrennt voneinander zu betrachten, sondern sie überlagern sich.
Indem das unterlegene Individuum den höheren Status des Anderen u.a. durch hochritualisierte kommunikative Signale formal anerkennt, geht es Streitigkeiten aus dem Weg. Diese formalen Dominanzsignale sorgen dafür, dass die Beziehung zwischen zwei Individuen stabil und stressfrei verläuft und aggressive Konflikte selten auftreten. Formale Dominanzsignale sind somit auch die Grundlage dafür, dass Beziehungen zwischen dem dominanten und unterwürfigem Individuen affiliativ sein können, das heißt, dass eine soziale Annäherung stattfinden kann. Dazu gehören zum Beispiel Kommunikation, Kontaktpflege, Verständnis, Respekt, Näher, Zuneigung etc…, oder aber auch das oft zitierte „Spiel“. Das wäre ohne das „soziale Gerüst“ der Dominanz und des submissiven Parts nicht möglich.
Die Dominanzbeziehung etabliert sich also meist nicht, weil der dominante Part seinen Status aggressiv einfordert, sondern weil der submissive Part seine Dominanz anerkennt / spürt. Oder um es mit den Worten Rudolf Schenkels zu sagen: „Unterordnung ist die Bemühung des Unterlegenen, eine freundliche und harmonische Integration zu erlangen“.
Selbstverständlich spielen noch so unendlich viele Faktoren eine nicht unerhebliche Rolle, jedoch ist es aus meiner Sicht unverkennbar, dass Dominanz und Unterwerfung voneinander abhängig sind.
In diesem Sinne und wie immer, nur meine Meinung…..also nix allgemeines……..