@freimut
Schließlich sagte sie: "Wenn Du meinst, ich sei nicht o.k., warum kämpfst Du dann um mich? Auch jetzt noch, im Trennungsdialog, willst Du mich immer noch mit subtilen Worten davon überzeugen, dass ich nicht richtig läge, - wie während der ganzen Beziehung. Sei doch froh, dass Du mich los bist".
Na das ist doch ein Abschlußgespräch, hm?!? Genau solche Aussagen meine ich, wenn ich davon spreche, wie viel man aus einer Trennung ziehen kann und wie wichtig es ist, erklärt zu bekommen, warum. Ob man das hören will oder wirklich zuhört, ob ein Dialog entsteht, ist dabei leider nicht zwangsläufig, aber solche Aha-Effekte sind Gold wert. Und sie holen aus dieser Opfer-Täter-Geschichte raus, wie Sonne_licht ja schon ansprach.
Das Abschlußgespräch nicht zu suchen, weil man nicht möchte, daß der andere (sich Trennende) nicht sieht, wie man leidet, finde ich bedeutet nur, daß man sich selbst zum Opfer macht. Wenn man soetwas wie "Schadenfreude" beim Trennenden vermeiden möchte oder das für notwendig oder möglich erachtet, ist die ganze Beziehung (im Weitesten Sinne) doch sowieso total im Eimer und der Verlassene sieht sich einem Menschen gegenüber, den er eigentlich verachtet, oder? Es ist doch völlig egal, ob der andere meinen Schmerz sieht oder nicht, damit entwürdige ich mich doch nicht, sondern das ist etwas, was ich empfinde und damit ist es richtig. Ich entwürdige mich doch eher, wenn ich nach außen etwas vorzuspielen versuche, was ich nicht empfinde - denn dann habe ich mich vollkommen abhängig gemacht vom Gegenüber und BIN ein Opfer. Zu sich zu stehen, zu seinen Gefühlen, erfordert Mut und Selbstachtung, immer. Wenn der andere dann mies reagiert (und sei es aus seinen eigenen Gefühlen heraus, weil auch er trauert, dazu aber nicht stehen kann), ist das sein Problem, nicht meins. Das zu begreifen, daß der Gegenüber selbst als Trennender verletzt, weil er ebenfalls verletzt ist, finde ich ist genauso eine wichtige Erkenntnis aus einem abschließenden Gespräch wie zu sehen, daß der andere tatsächlich emotional abgeschlossen hat. Meistens gibt es doch die hässlichen Szenen (die aber nicht weit laufen, wenn eine Partei da nicht mitspielt), weil selbst der Trennende totunglücklich ist und das anders möchte, emotional ebenfalls stark beteiligt ist. Die Situation, daß einer es beendet, weil ihm der andere nichts bedeutet (also auch keine negative Beziehung besteht), ist doch arg selten ...