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Loyalität und Versprechungen

Loyalität und Versprechungen
Ist „Loyal sein“ und „seine Versprechen halten“ nicht oft eine große Illusion, obwohl es sich um bewundernswürdige Eigenschaften handelt?

Sind sie nicht oft eine Ausrede, um etwas „Falsches“ zu tun, oder jemanden zu schützen, weil man angeblich „ein Mensch ist, der/die zu seinem/ihren Wort steht“ oder der Person nahesteht, oder sich ihr verpflichtet fühlt?

Muss Loyalität deshalb nicht viel zu oft als Ersatz für Moral oder Ethik herhalten?

Ich bin auf eure Sicht gespannt.
*********sicht Paar
2.681 Beiträge
Hm, Loyalität als Ersatz für Moral und Ethik?
Das trifft doch nur dann zu, wenn man den Begriff mit "Bedingungslosem Gehorsam" oder "Unsere Ehre heisst Treue" bis hin zu "Führer befiehl -wir folgen dir" gleichsetzt.

Für mich bedeutet Loyalität, dass ich auch dann meine Partnerin oder Freunde und Familienangehörige nicht allein lasse, wenn sie in Schwierigkeiten stecken, auch wenn diese selbstverschuldet sind.
Sondern ihnen durch seelische und wenn nötig auch materielle Unterstützung da wieder rauszukommen und durch Gespräche und Diskussionen versuche zu helfen, dass solche Situationen in Zukunft vermieden werden.
Meint Er.
*******exe Frau
5.152 Beiträge
Loyalität und "Versprechen halten" , ich gebe dir recht, eine Eigenschaft die selten geworden ist.
Die Angst und Oberflächlichkeit überschattet diese unglaublich guten Eigenschaften.
Ich vermisse diese schon lange, zumal ich für meinen Teil sagen kann das ich sie stets zu leben beabsichtige und auch meist schaffe sie zu leben.
Meine Erwartungen an andere musste ich jedoch total zurückfahren.
****ir Frau
689 Beiträge
Eine interessante Sichtweise. Habe ich so noch garnicht betrachtet.

Nun, die gibt Loyalität, die ist letztlich zum eigenen Gunsten, zB. Arbeitgeber gegenüber.
Von daher wäre die nach außen propagierte ehrenvolle Eigenschaft somit eher ein Produkt des anfälligen Egos.

Die Loyalität und Treue einer geliebten Person gegenüber…ja, mitunter würde man unter diesem Anspruch gezwungen sein, den Weg mit Scheuklappen zu laufen.

Ehrenwerter wäre dann wohl die Loyalität sich selbst gegenüber, soweit unabhängig genug.
*********ebell Mann
2.726 Beiträge
Zitat von *******s80:
Muss Loyalität deshalb nicht viel zu oft als Ersatz für Moral oder Ethik herhalten?

Loyalität ist, ganz im Gegenteil, ein hinreichender aber nicht notwendiger Bestandteil moralischen oder ethischen Handelns.

Der Einfachheit halber: https://de.wikipedia.org/wiki/Loyalität 🙂
Meine Loyalität ist groß aber nicht grenzenlos. Meiner Loyalität erfreuen sich nur Menschen mit gleichen Werten als Basis als nächstes meine sympathie der Person gegenüber entscheidend. Sollte die Person die Werteschraube verstellen bedeutet das für mich das von keiner Seite aus keine Loyalität in dem Maße mehr vorhanden ist wie zuvor, in den meisten Fällen ist das dann eh der Anfang vom Ende, weil mir die Kraft und Zeit fehlt mich mit Menschen zu beschäftigen die andere Werte vertreten als ich es tue.
@*********ebell

Du hast den Wikipedia Artikel geschrieben und hast ihn gepostet, weil das deine Sicht wieder spiegelt und du ihn nicht noch einmal schreiben wolltest?
*********ebell Mann
2.726 Beiträge
@*******s80 Nein. Ich schreibe keine Wikipedia-Artikel. 🙂
@*********ebell

Dann spiegelt der Artikel deine Sicht wieder?
**O Mann
6 Beiträge
Loyalität steht bei mir nicht in Konflikt mit Moral und Ethik.
Loyalität auf Basis einer starken Bindung, ob zum Arbeitgeber oder Partner oder...., entsteht nur wenn ein Einverständnis in der Sichtweise auf diese Dinge besteht. Sobald meine Ethik oder Moral dagegen steht zerbricht die Loyalität. Was nicht bedeutet das dann nicht geholfen wird, jedoch unter Berücksichtigung meiner Werte.
*********efin Frau
342 Beiträge
Zitat von **O:
Loyalität steht bei mir nicht in Konflikt mit Moral und Ethik.
Loyalität auf Basis einer starken Bindung, ob zum Arbeitgeber oder Partner oder...., entsteht nur wenn ein Einverständnis in der Sichtweise auf diese Dinge besteht. Sobald meine Ethik oder Moral dagegen steht zerbricht die Loyalität. Was nicht bedeutet das dann nicht geholfen wird, jedoch unter Berücksichtigung meiner Werte.

Ja, irgendwie so würde ich das auch beschreiben. Alles fusst auf Vertrauen, Zuverlässigkeit und Respekt.

Versprechen hingegen sind immer auch eine Frage der Erwartungshaltung.
****e4 Frau
15 Beiträge
Wie kann man Versprechen geben? Versprechen betreffend meist Verhaltensweisen, die nicht selbstverständlich sind. Und so beinhaltet ein Versprechen gleichzeitig, dass ich bewusst vorhabe, etwas zu tun oder zu unterlassen, ich nehme es mir vor, zum Wohle der Beziehung. Ich tue das entweder, weil ich mir sowie so nicht vorstellen kann, es zu brechen oder weil ein Versprechen mich auf dem "richtigen " Weg halten soll, es erleichtert Entscheidungen, wenn sie denn anstehen. Man erinnert sich an das gegebene Versprechen. Ein Versprechen zielt auf zukünftiges Verhalten und gibt für den Moment Sicherheit. Doch weiß niemand, wie sich die Konstellationen der Zukunft vor einem ausbreiten, so ist ein gemachtes Versprechen zwar schön aber keine Garantie. Alles was wir sagen, bezieht sich auf den Moment und ist für den Moment sinnvoll.
********Snow Frau
2.993 Beiträge
Zitat von *******s80:


Sind sie nicht oft eine Ausrede, um etwas „Falsches“ zu tun, oder jemanden zu schützen, weil man angeblich „ein Mensch ist, der/die zu seinem/ihren Wort steht“ oder der Person nahesteht, oder sich ihr verpflichtet fühlt?

.

Liebe @*******s80, mir ist nicht ganz klar, was du damit konkret sagen willst.

Für mich ist Loyalität die Basis einer guten und engen Beziehung, sei es eine Arbeits-, eine Liebesbeziehung oder eine Freundschaft.
Für mich bedeutet es, zu jemandem zu stehen, ihm beizustehen, ihn zu unterstützen, wenn es nötig ist.
Das ist für mich grundsätzlich niemals etwas "Falsches ", weshalb ich es kaum als ausrede heranziehen könnte, etwas Falsches zu tun.
Das von dir geschilderte Verhalten würde in meinen Augen nur passen, wenn ich aus Loyalität zu jemandem z.b. sein Verbrechen decken würde, um solche Loyalitätskonflikte zu vermeiden, sieht der Gesetzgeber ja sogar ein Zeugnisverweigerungsrecht gegen Verwandte vor.
Eine solche Situation hatte ich aber noch nie und hier kommen nun die von dir genannte Moral und Ethik ins Spiel, denn eigentlich sollte meine Loyalität mit meinem Anspruch an Moral und Ethik im Einklang stehen, sobald sie das nicht mehr tun, würde ich wahrscheinlich doch anfangen, mich zu fragen, ob ich meine Loyalität nicht den falschen Menschen schenke.
*******herz Mann
58 Beiträge
Dem Grunde nach sind Loyalität und Versprechen gut und auch ohne Widerspruch einzuhalten. Problematisch ist der Absolutismus, der auch diesen Begriffen unterstellt wird. Alles hat seine Grenzen und sogar diese sehen aus unterschiedlichen Blickwinkeln anders aus. Wer definiert, der regiert.
Ich sehe dasselbe Phänomen bei der Toleranz. Gerade die Leute ohne Toleranz behaupten diese für sich. Problem ist dabei einfach, dass jeder die Intensität aus eigener Sicht definiert und der Absolutismus übersieht, dass jedes Zugeständnis irgendwo seine eigene Grenze findet.
Loyalität gehört in jede ehrlich gemeinte Beziehung und wo sie ihre Grenze hat, wo sich jeder selbst verrät oder zu seiner Ansicht ohne Rücksicht auf die jeweilige Beziehung vertreten muss, ist seine eigene Entscheidung.
Loyalität hingegen als Schutzschild in Form der Ausrede ist einfach eine Lüge, um die eigene Meinung nicht vertreten zu müssen. Kann lebensnotwendig oder einfach auch Faulheit sein. Jede Situation und jede Beziehung ist eben anders.
Und mit Beziehung meine ich nicht nur Paar oder Ehe, sondern jeden Standpunkt zu einer anderen Person.
@****js

Ich habe es ein wenig wage gehalten, weil ich nicht die Moralkeule schwingen möchte.

Es sind einfach Gedanken, die durch den Kopf gehen. Ein Beispiel, dass wir anderen zum Beispiel ein Versprechen abringen, oder selbst eins geben, dies einhalten, obwohl es manchmal gegen unsere eigene Moral geht z.B. Betrug.
**C Mann
12.733 Beiträge
...ich verstehe mal wieder diese Gedankengänge nicht.

• Ich bin loyal, solange es nicht gegen meine Moral oder Überzeugung spricht. Warum sollte ich jemand bei offensichtlich falschen, unmoralischen oder verbrecherischen Handlungen unterstützen?
• Versprechen gebe ich nur, wenn ich mir sicher bin, dass ich sie einhalten kann.
*********efin Frau
342 Beiträge
Ich halte nichts davon Versprechen zu geben oder "abzuringen". Entweder stehe ich zu jemandem oder nicht. Ein Versprechen klingt immer wie ein "Vertrag" und schon sind wir wieder bei Erwartungshaltungen.

Der moralische Kompass ist trügerisch. Im Kern bleiben die Werte zwar dieselben, aber die Bedeutung verändert sich, mit zunehmender Lebenserfahrung.
*******uld Mann
2.174 Beiträge
Zitat von ****js:

...
Für mich ist Loyalität die Basis einer guten und engen Beziehung, sei es eine Arbeits-, eine Liebesbeziehung oder eine Freundschaft.
Für mich bedeutet es, zu jemandem zu stehen, ihm beizustehen, ihn zu unterstützen, wenn es nötig ist.
Das ist für mich grundsätzlich niemals etwas "Falsches ", weshalb ich es kaum als ausrede heranziehen könnte, etwas Falsches zu tun.
...
Dieser Beschreibung schließe ich mich an und ergänze dazu, dass auch für mich Loyalität nicht grenzenlos, blind und unabänderlich ist.
Wenn derjenige, um den es geht, meine Loyalität missbraucht oder überstrapaziert, indem er moralisch oder sonstwie vergleichbar sich unakzeptabel verhält, dann sollte er nicht mehr mit meiner Loyalität rechnen.

Loyalität kann - wie anderes auch - eben auch missbraucht/ausgenutzt, vorgeschoben, überzogen (zu weit ausgedehnt), verwechselt (mit blindem Folgen / blindem Gehorsam) und an unpassender "Stelle" gefordert werden.
*****ite Frau
9.566 Beiträge
Loyal zu sein heißt für mich, dass ich diesem Menschen eine größere Fehlertoleranz zubillige. Was nicht heißt, dass ich sie billige.
Und es bedeutet, dass ich ihn nicht vergleiche bzw. dass derjenige per se einen "Konkurrenzlos" - Status bei mir hat.
Dass er sich meiner sicher sein kann. Dass ich zu ihm stehe wenns drauf ankommt.


Im Job bedeutet es, dass ich Fehler unkommentiert ausbügle ohne eine Welle zu machen.
Ich unterstütze und räume Probleme aus dem Weg ohne eine (soziale) Gegenleistung zu erwarten. (ist ja mein Job, Bezahlung reicht *zwinker*)


Mit Ethik und Moral hat das m.E. wenig zu tun. Ist kein Kadavergehorsam.
*****zah Frau
39 Beiträge
Gerade weil Loyalität und Verlässlichkeit/Versprechungen (gerne in Verbindung gebracht mit Selbstlosigkeit) so ehrwürdige, in unserer Gesellschaft hoch gehandelte Eigenschaften sind, tragen es viele wie Monstranzen vor sich her, um sich moralisch schadfrei zu halten (denn wer ist schon selbstlos?). So erlebe zumindest ich das häufig.

Was genau ich damit meine, veranschaulicht vielleicht ein klassisches aus meiner Sicht geschildertes Beispiel (der Einfachheit halber nicht gegendert, was nicht bedeutet, dass das Beispiel nicht genauso für weibliche Zeitgenossinnen gilt):

Verheirateter Familienvater hat sexuelle Bedürfnisse, die er innerhalb seiner Ehe nicht ausleben kann. Da er Loyalität und Verlässlichkeit NICHT automatisch mit Selbstlosigkeit in Verbindung bringt (m.E. grundsätzlich richtig), sucht er Erfüllung außerhalb.
Das alleine ist noch nicht moralisch verwerflich. Erst mit der Verheimlichung des Bedürfnis-Auslebens und der damit einhergehenden Vermeidung, die Bedingungen des Eheversprechens zusammen mit dem „Vertragspartner“ zu hinterfragen, beginnen für mich Loyalität und Verlässlichkeit (also quasi die Vertragstreue) zu schwanken.

Was ich nun häufig beobachte, ist folgendes: um Auseinandersetzungen und mögliche Kompromisse oder sogar Verzicht der Bedürfnisbefriedigung zu vermeiden, wird an den ursprünglichen „Vertragsbedingungen“ festgehalten, ohne kund zu tun, dass sie einseitig verändert werden. Daraus wird ein Paket geschnürt aus vermeintlicher Loyalität (weil man ja zum Partner und zur Familie steht und immer zurückkehrt), Verlässlichkeit (weil man den ursprünglichen Bedingungen und Versprechungen vordergründig Folge leistet) und Schutz (weil man das „Mobile des Familiensystems“ nicht ins Ungleichgewicht bringt und verhindert, dass alle im System sich bewegen müssen). Daraus abgeleitet wird dann die moralische Verträglichkeit des eigenen Handelns, da man ja insgesamt für Stabilität in Beziehung und Familie sorgt, INDEM man seine Bedürfnisse nicht unterdrückt, sondern sie zum Schutz aller Beteiligten im Verborgenen auslebt. Dabei werden dann „Gewichtsumschichtungen“ unternommen: die Übererfüllung einzelner Vertragsklauseln (z.B. der Extra-Blumenstrauß, der Extra-Familienausflug…) zur Kompensation der Vertragsbrüchigkeit der einen Klausel (z.B. körperliche Treue).

Also ja, aus meiner Sicht sind Loyalität und Verlässlichkeit in dem Moment illusorisch und werden dann als moralische Ausreden missbraucht, wenn die Erfüllbarkeit dieser wahrlich bewundernswerten Eigenschaften nicht konstant und selbstkritisch hinterfragt und offen diskutiert wird.
*****ich Paar
7.540 Beiträge
Zitat von **C:
• Ich bin loyal, solange es nicht gegen meine Moral oder Überzeugung spricht. Warum sollte ich jemand bei offensichtlich falschen, unmoralischen oder verbrecherischen Handlungen unterstützen?

Vom DDR-Grenzsoldaten wurde ja auch Loyalität verlangt, wenn es darum ging, auf Flüchtlinge zu schießen, die es in dem Arbeiter- und Bauernstaat nicht mehr aushielten.
Der Loyale, der vor dem Schießen sein Gewissen fragte, sagte sich: "Mein Gewissen, sagt mir das Gesetz, ist in diesem Falle Nebensache." Und schoss.

Der Andere, der nicht auf Unschuldige schießen wollte, sagte sich: "Mein Gewissen sagt mir, das Gesetz ist in diesem Falle Nebensache." Und schoss nicht.
********Snow Frau
2.993 Beiträge
Zitat von *******s80:
@****js

Ich habe es ein wenig wage gehalten, weil ich nicht die Moralkeule schwingen möchte.

Es sind einfach Gedanken, die durch den Kopf gehen. Ein Beispiel, dass wir anderen zum Beispiel ein Versprechen abringen, oder selbst eins geben, dies einhalten, obwohl es manchmal gegen unsere eigene Moral geht z.B. Betrug.

Da, wo etwas gegen meine Moral (und womöglich sogar gegen das Gesetz geht) endet Loyalität einem anderen Menschen gegenüber, denn in erster Instanz muss ich loyal gegenüber mir und meinem Gewissen sein.
Wer meine Loyalität verdient, würde sie aber auch nicht derart ausnutzen.
Loyalität bedeutet für mich, im richtigen Moment den Mund zu halten und zu schweigen..
Das verlange ICH von anderen und den Schutz biete ich auch DEN anderen.
-Loyal sein
-Seine Versprechungen halten
-Moral und ethik
Sind erstmal 3 paar schuhe die nichts miteinander zu tun haben .
Moral und ethik sind dinge die jeder für sich anders empfindet .
Gut und schlecht sind somit im großen und ganzen eine Illusion.
Was "angeblich" gut und schlecht ist wird uns von :
-Familie
-Fernsehen
-Freunde
-der Staat
-ggf Glaube
-Internet
-äußere Umwelt Einflüsse
eingetrichtert. Durch diese Illusion entsteht eine für jeden selbst zugeschnitte "Gedankenblase" eine mind bubble.
Wenn deine mind bubble dir sagt "hey das Versprechen welches du einhalten wirst ist ethisch nicht vertretbar " spricht deine (wie schon oben erwähnt ) Prägung mit dir.
Nicht mehr nicht weniger.
@*******aus

Ich bin ein wenig verwirrt, wenn meine Prägung eine Illusion ist und ich daraufhin ein Versprechen gebe, oder Loyal bin, wie kann das nichts miteinander zu tun haben?
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