Klar, wenn es um Standard/Vanilla Sex geht, wo eben mal der eine, mal der andere das Szepter in der Hand hat ist das was anderes.
Aber dieses Szenario wäre jetzt nicht unbedingt das gewesen, was ich im Kopf hätte, wenn ich mir vorstelle, dass Leute 50 Shades of ..... nachspielen (mal ganz abgesehen davon, dass man streng gesehen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen müsste, wenn man bedenkt, was in dem Buch / Film alles in dieser Beziehung (auch) im BDSM Bereich falsch läuft.
Befindet man sich in einer Beziehung, drückt sich in meinen Augen Dominanz im Gefühl des Partners/Partnerin Dir gegenüber aus. Empfindet Dich der Partner ihr/ihm gegenüber als beherrschend, führend, übergeordnet - dann bist Du ihm/ihr gegenüber dominant.
Ein anderer Partner mag das aber ganz anders empfinden.
Hattest Du schon einige Beziehungen gelebt und der überwiegende Teil Deiner Partner gaben Dir das Gefühl bestimmend zu sein, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Du einen dominanten Wesenszug in Dir trägst.
Bist Du, z.B. in einem absoluten Patriachat aufgewachsen und hast Du Dir diese Verhaltensweisen zu eigen gemacht, dann gehst Du auch entsprechend als Leitwolf an eine Beziehung heran - Dein Subjekt der Begierde merkt sofort 'aha, ein Bestimmer' und wird sich darauf
einrichten und es Dich wissen lassen, ob ihm/ihr Dein Wesen gefällt oder nicht.
Ich bin also ein Verfechter der These - man ist dominant oder man ist es nicht.
Bestimmte BDSM-Techniken kann man natürlich lernen, nicht aber feinfühlige Verhaltensweisen, Reaktionen auf Körperzeichen, Art und Inhalt der Kommunikation, spontane Entscheidungen, verbale Vorbereitungen, Übernahme von Verantwortung etc.
Ich setze aber noch eins drauf, indem ich hinterfrage, was "dominant SEIN" denn bedeutet?
Auf einen Unterschied zwischen "dominant handeln" und "dominant sein" wurde schon hingewiesen - an den glaube ich NICHT. Denn was ist "sein"? Zu sein ist... naja... eben zu sein ;).
Oder gemeiner: "Dominant sein" ist eigentlich quatsch, da Dominanz sich nun mal nur im Handeln/Sprechen/Auftreten nach außen bemerkbar machen kann. Und klar kann man das lernen. Auf Schauspielschulen lernt man ganz viele, dolle Dinge zu "sein".
Worum hier die meiste Zeit herumgeeiert wurde: FÜHLEN. Man kann Dominanz auch FÜHLEN... nur gibt es ein solches Gefühl als eigenständiges Gefühl nicht, sondern es ist eine Kombination aus diversen Gefühlen - und bei vielen Doms unterscheiden sich deren Gefühle ENORM voneinander.
Von rücksichtslosen, brutalen, empathielosen Zerstörungs-Doms bis zu sanftem, fürsorglichem, ja regelrecht liebevollem Dom gibt es eine riesige Bandbreite. Und nicht wenige Doms finden in sich sehr widersprüchliche Gefühle wieder, wie das bei "Subs" ja auch oft der Fall ist (also sowohl fürsorglich-liebevolle Gefühle, als auch sadistisch-zerstörerische Gefühle).
Ein wesentlicher Punkt im Gefühlskanon ist wohl ein Gefühl bzw. ein Konstrukt, wo in unserer Gesellschaft eh gern herumschlawinert wird: MACHT.
Und ich würde sagen, dominante Personen wünschen definitiv das Ausüben von Macht. Oder sind oft genug machthungrig - oder gar machtgierig. Wobei ich dies auch nicht als Dominat im BDSM Kontext sehe, sondern eher im Toxischen-Narzisstischen Bereiche einstufen würde.
Damit einher geht oft der Wunsch oder Drang nach Kontrolle. Was dann auch wieder regelrecht pathologisch werden kann.
Und auch wenn viele es hier nicht glauben: Selbst Gefühle kann man (manchmal/teilweise) lernen. Das haben sicher schon viele gefühlt die einem falschen Spiel aufgesetzt waren und das empfinden, dass der andere mit den Gefühlen des anderen nur gespielt hat. Der Mensch, ob Frau oder Mann, ist in seiner Natur eben ein perfekter Schauspieler.
Sowohl sich Gefühle an- als auch abzutrainieren. Das ist aber ein SEHR schwieriger, langwieriger und oft genug dann doch nicht allzu erfolgreicher Prozess (Therapeuten können ein Lied davon singen).
Lange Rede, kurzer Sinn: Dominantes Handeln kann man definitiv lernen. Das verinnerlichte Gefühl, dominant oder devot zu sein, aber nicht.
Allerdings denke ich, dass die allermeisten Menschen BEIDE Veranlagungen in sich tragen. Ist im Sinne von unklaren Sozialumgebungen auch am sinnvollsten. Wenn beide Veranlagungen in einem vorhanden sind, kann man sich seiner Umgebung umso besser anpassen. Diese Anpassung wird umso schwieriger, je älter man wird.
Aber die Idee, dass wir Menschen mit unserem Geist quasi monolithische Seelen wären, die "so sind, wie sie sind", halte ich für relativen Quatsch.
Den beliebten Spruch "bleib so, wie Du bist", den ich ablehne, setze ich lieber entgegen: "Entwickle Dich so, wie es gut für Dich ist". Was beinhaltet, dass man immer von einem Ausgangspunkt ausgeht. Einem Jetzt-Zustand. Der ist immer in gewissen Grenzen änderbar. Wäre ja auch gruselig, wenn nicht. Dann hätte der ganze Erziehungs-Ansatz überhaupt keinen Sinn
Jedoch und das ist, denke ich das Ausschlagende, der dominanteste Dom wird mit seiner vermeintlichen Dominanz nichts anfangen können, wenn der Gegenpart diese in ihm nicht sieht, erkennbar spürt.
Und... jeder Dom wird automatisch mit "erzogen" bzw. entwickelt sich immer selber auch weiter. Wäre schön, wenn immer in eine gesunde und progressive Richtung
So, dass war es von mir…….und wie immer, nur meine Meinung …blablabla keine allgemeine Gültigkeit….