So Halbzeit.
Bis zu jener muss ich erkennen, dass ich zwar nicht ganz alleine bin, allerdings können alle Bekenner hier entweder nur Teilaspekte meines Empfindens verstehen oder wenn es ihnen ähnlich geht, dann in weit schwächerer Form. Ausnahme sind jene, die mir privat geschrieben haben, weil ihre »Beichte« hier zu intim wäre, oder sie Angst haben, hier ebenfalls stigmatisiert oder verfemt zu werden. Denn es gibt sie. Nicht nur ich bin ein GeTRIEBener, es gibt sie unter uns, mit ganz »normalen« Profilen. Danke dafür und danke für eure Mails.
Ich kannte sogar mal eine Frau, die nach ihren Erzählungen ganz ähnlich empfand, die schon Dinge angestellt hat, die einem Normalsterblichen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten, aber von meinem Text distanzierte sie sich vehement. Nein, »so« sei das bei ihr gar nicht, »eigentlich« sei sie ja ganz normal ... na ja, manchmal belügt man sich auch gerne selbst. Vor mir nicht und folglich auch nicht vor sich selbst konnte sie dem ins Auge sehen. Sie möchte lieber ganz »normal« sein. Normal sein, wer will das nicht? Ich liebte sie in ihrer ganzen Unnormalität. Aber weil sie sich selbst nicht akzeptieren kann, konnte sie auch meine Liebe nicht annehmen. Anstatt anzukommen, wird sie weiter getrieben, auf der Suche nach etwas, was sie selbst nicht benennen kann, auf der Suche nach der Normalität in der gesellschaftlichen Akzeptanz. In der ist es eher normal, seinen Ehepartner über eine Dekade lang nach Strich und Faden zu betrügen, statt sich und seinem Umfeld ein Scheitern einzugestehen und dadurch aber die Möglichkeit zu haben, einen Phönix-aus-der-Asche-Neuanfang zu wagen.
Da mag die Schattenfrau hundertmal beteuern, dass die Gesellschaft viel mehr erträgt, als wir ihr zutrauen, gut, in Teilbereichen mag das stimmen, aber die Gesellschaft sind ja wir. Hier sind zwei Drittel aller Profile gesichtslos, aus Angst entdeckt zu werden. Die Anonymität erst bringt die Menschen hier dazu, Auswüchse zu erzeugen, welcher Art muss ich nicht extra betonen, wir sind alle lang genug im Forum, um zu wissen, was ich meine. Schon alleine die Anwesenheit hier oder die Mitgliedschaft ist nicht »normal«, das wissen wir alle. Unter uns alles kein Thema, unserer Akzeptanz wegen. Aber draußen? Läge ich einer Frau, die ich in der freien Wildbahn kennenlerne, meinen Text vor (was ich schon getan habe) würde sie schreiend davon laufen (was sie dann auch getan
hat). Hier ist es geringfügig besser. Hier wird wenigstens noch gefickt, bei Elitepartner wird noch »miteinander geschlafen« ...
Aber sogar hier, unter der Prämisse der sakrosankten Toleranz (muhaha), erzeugt mein Beitrag Kopfschütteln und ich habe ihn auch nur gepostet, weil das Internet sehr wohl schnell vergisst, im Gegensatz zu der gerade allgegenwärtigen Ansicht, es vergesse nie etwas. Blödsinn, wenn ich 8547 Beiträge verfasst habe, liest niemand mehr den Beitrag 4178, in ein paar Wochen ist er dem Vergessen anheimgefallen und ich kann Business as usual machen. Anscheinend bin ich ein Freak, ein Sexmaniac, der es nicht schafft, beides (den Trieb einerseits und eine echte Partnerschaft) unter einen Hut zu bringen. Oder, der es sehr wohl schaffen würde, aber keine findet, die das mit ihm zusammen versuchen will und die ich dann meinerseits als Partnerin haben möchte. Eine Stecknadel im Heuhaufen dagegen zu finden, ist kinderleicht.
So weit meine reichlich unstrukturierten Gedanken zur Halbzeit des Freds. Macht nichts draus. Ist mir Wurscht.