Ja, mit dem Bedürfnis nach körperlicher und emotionaler Nähe ist es eine tricky Sache, bei mir zumindest. Ich klammere jetzt mal den Sex da ganz bewusst aus. Das sexuelle "Überangebot" vereinfacht es heutzutage sehr zumindest diesen Aspekt kurzfristig zu befriedigen.
Alles was darüber hinausgeht, wie jemanden in den Arm nehmen, einfach geküsst zu werden, auf der Couch zusammen kuscheln, getröstet zu werden wird schon schwieriger. Zumindest für mich. Vom Prinzip her bin ich eine Kuschelkatze und habe auch immer gerne innige zwischenmenschliche Beziehung aufgebaut und geführt, sei es jetzt Freundschaften oder Partnerschaften. Leider konnte ich (bis vor kurzem) nicht genau sagen, wann und weswegen ich mich davon abgewendet habe.
Die letzten 10 Jahre habe ich mich dazu entschieden freiwillig als Single-Mama durch die Welt zugehen. Es gab zwar Affären, es gab Abenteuer und sogar ein paar Monate anhaltende Tändelein. Wenn ich mal eine kuschelige Nacht auf dem Sofa brauchte (was sehr selten vorkam) habe ich meinen besten Freund angerufen und schon war es gut. Wenn man über einen gewissen Zeitraum auf etwas verzichtet, wird es einfacher sich darin einzurichten und zu arrangieren. Klar hat man auch Moment wo es die Hölle ist, man sich völlig allein und einsam fühlt und fast irre wird, aber die werden weniger und sie gehen vorbei. Es ist einfacher wenn man sich selber einredet, das man sich "freiwillig" für den Verzicht entschieden hat. Über meinen Beruf kann ich das Bedürfnis nach emotionaler Nähe recht gut kompensieren ansonsten sind da innige Freundschaften und last but not least, die Familie (obwohl das leider kein Musterbeispiel für innige Nähe ist)
Also mogel ich mich seit gut 10 Jahren mit schönreden, einer starken, unbezwingbaren Fassade, mieserablen Zeitmanagement, übermäßigen Weiterbildungseifer und einem Beruf durch, der nicht viel Zeit für private soziale Interaktion lässt. So weit, so funktional. Nicht immer Blümchenwiese, Leichtigkeit und Ponyhof aber immerhin ein Kompromis mit dem man leben kann.
Anfang des Monats habe ich einen plötzlichen Verlust eines wichtigen Menschens erleben müssen und durch die emotionale Unterstützung und die Bereitschaft Nähe zuzulassen, die von mir erfordlich war und die Tatsache das mich das völlig umgehauen hat, hat sich mein kleines Gedankenkonstrukt in Einzelteile zerlegt.
Denkbar ungünstiges Timinig um sich auch noch mit sowas zu befassen. In den Momenten wo ich wirklich mit mir alleine war, musste ich mich dem dann stellen. Was möchte ich? Was brauche ich? Und wie zum Geier komme ich da raus? Wie ist es dazu gekommen?
Mein Fazit. Nähe ist existenziell wichtig. Man kann der Umständehalber mehr oder weniger lang ohne klar kommen, aber es ist nicht das gelbe vom Ei. Ich wünsche mir sowohl emotionale als auch körperliche Nähe und ich vermisse es. Aber solange ich meine tiefsitzenden Ängste vor Zurückweisung, Ablehnung,, Verlust nicht in den Griff gekriegt habe, wird das wohl weiterhin noch ein Zeit schwierig gestalten.
Danke das ich die Möglichkeit hatte, meine Gedanken dazu mitteilen zu können. Das steht auf meiner "Das müssen wir aber noch üben" to-do Liste
"...You know people when you do find that somebody
Hold that woman, hold that man
Love him, please him, squeeze her, please her
Hold, squeeze and please that person, give 'em all your love
Signify your feelings with every gentle caress
Because it's so important to have that special somebody
To hold, kiss, miss, squeeze and please..."