Liebe auf den ersten Blick...
ist in etwa so zuverlässig, wie die Ferndiagnose eines Medizinstudenten im dritten Semester.
Ausserdem muss mir mal Jemand erklären, warum es immer nur die einzig wahre Liebe geben soll. Auf meiner HP Liebe, habe ich mir ja schon mal Gedanken dazu gemacht:
Die meisten von uns haben von der Liebe eine sehr verklärte und romantische Vorstellung. Kein Wunder. In den Texten der Liedermacher und Schriftsteller, in Filmen und Romanen wird die Liebe verklärt und als das Höchste der Gefühle dargestellt. Da ist die Rede von Glück, Schmetterlingen im Bauch, inniger Zuneigung und jeder Menge Romantik.Die Realität sieht meist anders aus. Die mit der Liebe verbundenen positiven Gefühle sind nämlich meist nur in der Verliebtheitsphase da und diese dauert in der Regel allerhöchstens ein Jahr - in den meisten Fällen jedoch nur einige Monate. Danach tritt an die Stelle all der wunderschönen Gefühle eine Routine, die die meisten Beziehungen erstickt. Die zwei Menschen leben dann wie auf Eisenbahnschienen nebeneinander her, ohne jemals wieder auch nur im entferntesten die Gefühle zu erleben, die sie in der Verliebtheitsphase verspürt haben.
Mit Ausnahme der Phase der Verliebtheit
empfinden wir in aller Regel das Gefühl der Liebe
für einen anderen nur,
wenn dieser uns das gibt,
was wir möchten.
D.h., Liebe ist im Grunde genommen etwas Egoistisches. Wir lieben einen Menschen nicht um seiner selbst willen, sondern immer nur, weil er uns gewisse Bedürfnisse und Wünsche erfüllt. Wenn der Partner unsere Wünsche nicht mehr erfüllt, beispielsweise den Wunsch nach Anerkennung, Aufmerksamkeit, Sex, Zärtlichkeit, Verständnis, Zuwendung, etc., verwandelt sich unsere Liebe in Enttäuschung, Hass, Gleichgültigkeit.
Mit anderen Worten:
fast Niemand ist zur bedingungslosen Liebe fähig, mal abgesehen von einigen Mönchen oder Buddhisten. Wir Normalsterblichen erwarten immer etwas, stellen Bedingungen an unsere Zuneigung zum anderen. Und werden diese Bedingungen nicht erfüllt, werden die Erwartungen enttäuscht, gibt uns der Andere nicht (mehr), was wir uns von ihm erhofft haben, dann denken wir über eine Trennung nach.
Jede Liebesbeziehung
lebt von der Erfüllung
der Bedürfnisse des anderen.
Das ist o.k. und wenn wir uns dessen bewusst sind, dann kann eine Partnerschaft funktionieren, mehr noch, dann kann daraus eine Bindung erwachsen die Notwendigkeit schafft.
Die Frage nach der Notwendigkeit im Leben habe ich eigentlich für mich beantwortet gehabt, aber wie so oft, kommt sie wieder.
Manches im Leben ist notwendig
und manches nicht.
Sauerstoff zum Atmen ist sicher notwendig,
ein schönes Auto hingegen eher nicht.
Manche Dinge sind also notwendiger, als Andere.
Die Gesundheit, sagt man, ist wichtiger,
also auch notwendiger, als materieller Wohlstand.
Und manchmal ist Notwendigkeit reine Ansichtssache:
Sind Haare auf dem Kopf notwendig,
oder sind Arme und Beine notwendig, - um zu Leben?
Und wie steht es um die Freiheit, wie viel Freiheit ist Notwendig?
All das, weiß ich nicht, aber was ich weiß ist, dass jeder Mensch den Wunsch hat für eine Anderen notwendig zu sein, wir wollen nicht austauschbar, oder entbehrlich, oder gar überflüssig sein.
Das bedeutet aber auch: wir müssen uns regelmäßig um den Partner bemühen und dafür sorgen, dass seine Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Für das Gelingen einer Partnerschaft ist es entscheidend, dass wir und unser Partner uns einig sind in unseren Erwartungen und Vorstellungen. Und natürlich müssen wir bereit sein, die wichtigsten Bedürfnisse des anderen auch zu befriedigen.
Erwartungen und Lebensziele können sich jedoch im Laufe der Partnerschaft ändern. Dann müssen wir nach einem neuen Konzept suchen, das beiden Zufriedenheit bringt oder die Trennung ist unausweichlich.
Was bedeutet das nun für eine Partnerschaft?
Es bedeutet, dass eine Beziehung nur funktioniert, wenn beide bereit sind, zu geben, zurückzustecken und Kompromisse zu machen. Eine gute Beziehung ist nie eine Einbahnstraße.
last but not least...die sexuelle Attraktivität spielt hier keine unwesendliche Rolle, probiert neue Sachen aus und redet darüber, denn wer in einer Beziehung redet, dem kann geholfen werden.
Und zu guter Letzt möchte ich ein Zitat anbringen, das meiner Meinung nach gut spiegelt wohin der Wahn, die vermeintlich große Liebe auf den ersten Blick zu finden, oftmals führt: "...und in dieser Zeit scheint es keine Findenden mehr zu geben. Nur noch Suchende. Auch wenn sie von sich behaupten kein solcher zu sein... Getrieben von dem Gedanken, dass mit Sicherheit irgendwo etwas Besseres auf sie wartet, suchen sie ihr ganzes Leben lang danach. Nach etwas Perfektem. Etwas, was zu 100% mit diesem Menschen übereinstimmt, von dem sie immerzu träumen. Immer wieder. Ein ständiger Begleiter sozusagen. Sie können ihn sogar sehen. An jeder Ecke, in jeder Sekunde. Jeder beliebige Passant könnte dieses perfekte Wesen sein. Die Suchenden sind unsterblich verliebt in diesen Unbekannten, diesen fremden Passanten, welcher ihnen endlich den so lange ersehnten Frieden bringen könnte... Ein Passant wird allerdings ein Passant, ein Fremder ein Fremder bleiben... Denn die Suchenden wären keine Suchenden mehr wenn sie finden würden... Doch in dieser Zeit, in dieser Welt gibt es nur noch Suchende... Und keine Findenden."