Auch ich hatte eine Phase, in der meine Profileinstellungen andere waren und ich auf meinem Profil zu einigen meiner Interessensgebiete und Faibles schrieb. Zum Teil direkt im Profiltext zum Teil auf offen zugänglichen HPs.
Zu der Aussage "ich bin doch auf das Profil der Frau eingegangen und trotzdem antwortet mir keine. Dass ich mir so viel Mühe gebe und noch nicht einmal eine Antwort/ nur eine Standartantwort erhalte, ist gemein.", habe ich folgendes zu sagen:
1. Reine Nacherzählungen meines Profiltextes vermögen nicht mein Interesse zu wecken.
Meinen Profiltext kenne ich bereits.
Der macht mich nicht neugierig.
2. Auch Aussagen wie:
"Damit beschäftige/ dafür begeistere ich mich auch schon seit Ewigkeiten."
"Das sehe ich genauso"
vermögen nicht meine Neugierde zu wecken.
Ich stelle mir gerade vor, die Werbeprospekte in meiner Zeitungsröhre würden so aussehen: "Guten Tag Frau Galinthias, irgendwo haben Sie geschrieben... und das findet die Firma XY total toll! Über einen Besuch von Ihnen würden wir uns sehr freuen."
Neugierde auf den Anschreiber könnten allenfalls seine Selbstauskünfte wecken.
Etwas, womit er seinen eigenen Bezug zum angeblich gemeinsamen Interesse zeigt und sich als Einer, der sich ebenfalls schon länger mit derselbe Materie beschäftigt zu erkennen gibt.
Aber in den ersten Jahren kamen nur zwei solcher Anschreiben über mein Profil. Die Mehrheit solcher Anschreiben ergab sich aus threads in den Gruppen.
Die überwiegende Mehrheit der "ich habe mir doch so viel Mühe gegeben und bin auf das Profil der Frau eingegangen" Anschreiben waren reine Nacherzählungen. Aber nun denn. Ich machte die Probe aufs Example und schaute mir die Anschreiber genauer an.
3. Es war extrem ernüchternd, nach solchen Anschreiben auf das Profil zu gehen.
a) Dort standen Attribute und Must-Haves, die ich laut meines eigenen Profils eindeutig ausgeschlossen hatte.
b) Gelegentlich bekam ich auch ziemlich gehässige Aussagen über die Dinge zu lesen, die mir laut meines Profils lieb und teuer waren. Zum Teil waren das dieselben Dinge, die der Autor in seinem Anschreiben in den Himmel lobte.
c) Dort stand rein gar nichts über die Dinge, die den Autor des Anschreibens angeblich auch seit Ewigkeiten begeistern und beschäftigen. Das Profil war oberflächlich gehalten und für so ziemlich jede Frau anwendbar. Also reichlich nichtsaussagend.
Warum ich mir nun die Mühe machen sollte, Anschreibern der Kategorie a) und b) zu erklären, warum wir zwei nicht zusammen passen, erschließt sich mir nicht.
Wenn er bis dato nicht verstanden hat, dass ich seinen Ansprüchen nicht genüge oder sogar etwas bin, was er hasst, werde ich es ihm 1. schwer begreiflich machen können und 2. sollte er es begreifen, hagelt es Beleidigungen unter der Gürtellinie.
Auf so einen Schriftwechsel bin ich nicht neugierig.
Kommen wir also zu den Anschreibern der Kategorie c) oberflächlich-langweilig. Ob diese im Schriftwechsel wohl interessanter werden würden?
4. Schriftwechsel
a) Schaumschläger.
Einige Nacherzählungs-Anschreiber versuchten mir mit ein paar schnell zusammen gegoogelten Informationen weiß zu machen, dass sie sich ebenfalls mit Interessensgebieten beschäftigen, welche ich seit 10, 20 Jahren verfolgte. - Nun, mit ein wenig Logik sollte eigentlich jedem klar sein, dass dies ein aussichtsloses Unterfangen ist. Bei so einem Wissensvorsprung fliegen Schaumschläger auf, bevor sie ansatzweise in die Nähe von Sex kommen.
Ich war unentschlossen, ob ich dieses Verhalten als Respektlosigkeit, als Beleidigung meiner Intelligenz oder als Größenwahn betrachten wollte. Da mich alle drei Optionen abstießen, war die Beantwortung der Frage jedoch irrelevant.
Meine Neugierde auf den Mann weckten solche Schriftwechsel definitiv nicht.
Am Telefon war es übrigens dasselbe.
Und im Abgang kam von diesen Männern regelmäßig die Beschwerde, ich habe ihn manipuliert.
b) Katzen im Sack.
Der Schriftwechsel war ziemlich einseitig. Er löcherte mich mit einem Haufen Fragen. Auf meine Antworten erhielt ich viel Lob und weitere Nacherzählungen dessen, was ich gerade gesagt hatte.
Genauso gut hätte ich mich auch vor den Spiegel stellen, einen Vortrag halten und mich dabei wie ein Honigkuchenpferd angrinsen können.
Auf Fragen zu seiner Person, kamen ausschließlich oberflächliche ausweichende Antworten. Eine eigene Meinung vertrat er nicht. Eigene Themen hatte der Anschreiber auch nicht. Ich solle fragen, was ich wissen wolle. Wozu? Erstens hatte ich ihn nicht angeschrieben. Zweitens hatte ich das bereits getan und keinen Bock auf weitere ausweichende Antworten.
Meine Neugierde auf den Mann wecken solche Schriftwechsel jedenfalls nicht.
Aber ich wollte wissen, wie weit die Bereitschaft dieser Männer zur Nacherzählung geht.
Also sprach ich über den Gebrauch und die Pflege von Putz-Schwämmen, -Tüchern & -Waschlappen und erhielt erneut viel Lob und eine Nacherzählung.
Aus den Waschlappen machte ich eine Analogie zu Männern, in der ich das aktuelle Verhalten meines Gesprächspartners en Detail beschrieb und erhielt erneut viel Lob und eine Nacherzählung.
Immerhin hatte er endlich mal über sich selbst geredet!
Mit einer anderen Stichprobe wiederholte ich das Experiment am Telefon. Mit demselben Ergebnis.
Erst beim 1:1 Treffen im RL hörte die Bereitschaft zur Nacherzählung bei Putz-Schwämmen, - Tüchern & -Waschlappen auf. Nun ja... bei der Mehrheit. Einer zog die Nacherzählungsnummer bis zum Bitteren Ende durch.
Meine Neugierde auf Sex mit einem Mann weckt so ein Verhalten nicht.
Mein Fazit nach diesen netten Experimenten: Gegenseitiges Kennenlernen vorm Sex ist unerwünscht. Diese Typen suchen nach raschem Sex nach ein paar Nacherzählungen seinerseits plus Süßholzgeraspel. Eine gute Offline-Flirtstrategie für Zufallsbegegnungen mit einer Frau, die deutliche Signale sendet, dass er attraktiv auf sie wirke. Sollte sie auf raschen Sex aus sein, bleiben die Signale positiv. Sollte sie Interesse am gegenseitigen Kennenlernen haben, fallen ihre Signale bei ausweichenden Antworten seinerseits zunehmend negativ aus und sie verabschiedet sich freundlich. Offline eine galante Möglichkeit, um die Antwort auf eine Frage zu bekommen, die mein Joy-Profil bereits beantwortet hatte. Die Online-Variante dieser Flirtstrategie wirkt also nicht nur aufgrund der mangelnden Sinnesbandbreite völlig deplatziert.
Ach egal.
Kein Interesse. Und wenn man so einem Mann irgendwas schreibt, legt er es doch wieder als Interesse aus.
Also erspare ich uns beiden die Zeitverschwendung eines Kontaktes und schicke auf reine Nacherzählungen meines Profils ad hoc eine Standartantwort raus. Darin stelle ich fest, dass er wohl was anderes suche als ich. Und ich wünsche dem Mann noch viel Spaß im Joy.