„Ein Beispiel: Es ging um ein unerfülltes Sexleben, was beide nicht wirklich befriedigt. Eine Öffnung der Beziehung kommt nicht in Frage (muss es auch nicht zwingend).
Ich wandte irgendwann ein, dass man durchaus lernen könnte „zu gönnen“,
weil das wohl mit ein Problem beim öffnen wäre.
Das Wort „gönnen“ ist eingeschlagen, wie eine Bombe und das nicht im positiven Sinne.
Das wundert mich wenig. Primär geht es dabei jedoch um den Wert der Privatssphäre bzw. um den Erhalt der Alltagsmaske und des sozialen Status.
Bei einem sexpositiven Treffen/ Stammtisch zu einem vorher bekannten Thema (z.B. offene Beziehung) ist das anders. Unter Gleichgesinnten können sich viele öffnen.
Wenn das Thema "offene Partnerschaft" jedoch in irgendeiner Gruppe spontan - außerhalb sexpositiver Treffen (!) - aufkommt, ist das heikel. Da geben viele das gesellschaftliche anerkannte "Nein Danke." von sich. Die einen sind aus Überzeugung dagegen. Die anderen wollen gar nicht erst in Verdacht geraten. Will heißen: Das kommt dann auch von vielen, die eine offene Partnerschaft leben und auf sexpositiven Stammtischen darüber sprechen. Aber in anderem sozialen Kontext wird der gesellschaftliche Status des Partners/ der Parterin geschützt.
Aus verständlichen Gründen.
Es ist nämlich nicht mehr so lustig, wenn das soziale Umfeld die Partnerschaft für gescheitert erklärt. Und es ist auch alles andere als lustig, wenn einer in Verein, Nachbarschaft oder auf der Arbeit wie "der gehörte Mann" oder "die betrogene Frau" angesehen wird, als "schwach" betrachtet/ nicht mehr für voll genommen und von interessanten Aufgaben, die er/ sie gerne übernehmen würde, ausgeschlossen wird.
Ich kenne auch Paare, die eine Weile versucht hatten, offener damit umzugehen.
Doch all der Ärger war es ihnen nicht wert.
Letztendlich haben sie sich dann doch wieder für "offiziell monogam" entschieden und einen Neustart hingelegt (Umzug/ Aufgabe alter Vereinsmitgliedschaften & Bekanntenkreise). Nun leben sie zwar immernoch ihre offene Partnerschaft. Aber sie tun es sehr diskret. Hauptsache die Beteiligten wissen Bescheid. Die wollen eben ihr Glück leben. Aber sie haben keine Lust, die unbequeme Vorreiterrolle für eine gesellschaftliche Veränderung zu übernehmen.