Deine Frage, ob Verzicht auf Sex im Alter Normalität ist, lässt sich relativ leicht beantworten. Bei den meisten Leuten ist es Normalität. Und das, obwohl die Auslöser für diesen doch sehr belastenden Zustand bekannt sind, unternehmen die Wenigsten etwas dagegen, weil es häufig unabstellbar scheint.
Mann und Frau haben unterschiedliche Hochzeiten ihrer Sexualität. Während der Mann sich bereits ab 20 beginnt auszutoben, fängt es bei den Frauen erst mit Anfang 30 an. Dann kommt die Zeit mit Kindern im Haus, wo alles ziemlich gebremst abläuft. Nicht jeder bleibt gesund, einige achten nicht auf ihren Körper, nehmen es mit dem Äußeren nicht so genau. Männer stellen leicht die Karriere in den Vordergrund, weil es für sie wichtiger ist als ein harmonisches Zuhause. Auch verbale Verletzungen können den Verkehr für immer zum Erliegen bringen.
Ganz schlimm wird es, wenn Medikamente genommen werden müssen. Ich denke an zentrale Wirkstoffe, die die Persönlichkeit eines Menschen verändern und ihn ganz anders erscheinen lässt, als man ihn vor zig Jahren kennengelernt hat. Hinzu kommt noch, dass die Mittel negativen Einfluss auf die Libido haben. Dann ist es nicht mehr eine Frage der Lust, sondern es geht einfach nicht mehr. Wenn dann noch von der gesunden Seite ständig Anfragen kommen, ist es mit der Lust völlig vorbei. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen wegen ungesunden Lebenswandels Medikamente gegen Bluthochdruck nehmen müssen, dann wird klar, was in deutschen Schlafzimmern noch los ist. Ganz schlimm ist es bei Medikamenten mit zentraler Wirkweise.
Die Fallpauschale in unserem Gesundheitssystem hat so großen Schaden auch auf dem Gebiet der Partnerschaften angerichtet, dass es an der Zeit ist, hier Änderungen vorzunehmen. Wenn Operationen vorgenommen werden, die nicht nötig sind, nur weil sie gutes Geld bringen und der Patient am Ende lebenslang mit Defiziten leben muss, hat das Einfluss auf das Leben in der Partnerschaft. Bei erforderlicher Einnahme von Medikamenten gibt es in der Regel immer Möglichkeiten, sie so zu verordnen, dass sie nicht so sehr die Libido beeinflussen. Da muss man sich dann selbst schlau machen.
Fazit: Es sollte zuerst nach den Ursachen einer Unlust gesucht werden, bevor es zu nicht einzuschätzenden Folgen durch das Auseinanderleben kommt. Eine Möglichkeit ist die Familientherapie, obwohl ich da befürchte, dass Männer nicht dorthin gehen. Ich kenne viele Paare, denen es so geht, mir ist keines bekannt, dass eine wirklich gute Lösung gefunden hat. Es ist einfach so wie es ist.