Ich kann als ein Menschenkind sprechen, das das alles durchgezogen hat. Ich bin nicht umgezogen, hab nicht den Job gewechselt, hab den gleichen Kreis an Freunden (?) oder Bekannten behalten. Allerdings wohne ich in München.
Da bin mit 18 hin und todfroh, das 600-Seelen-Kaff in Niederbayern hinter mir gelassen zu haben, aus verschiedenen Gründen, die haben mich dort immer als komisch und seltsam empfunden, für mich war das kein großer Verlust. Ausserdem ist München nicht die Entfernung, aus der man am Wochenende nicht doch nach Hause fahren könnte.
In München hab ich zum einen ein sehr tolerantes Umfeld vorgefunden, und zum anderen eine sehr gute Versorgung mit den Ärzten und Psychiatern die TS so braucht, ohne lange Wege, und mit Chancen auch einen Termin im gleichen Kalenderjahr zu kriegen. Dann gibts in München auch minestens drei Selbsthilfegruppen, die können am Anfang schon helfen sich selbst, und gute Ärzte zu finden. Die Stadt München betreibt eine Trans-Inter Beratungsstelle, dort wird sehr kompetent geholfen.
Ich kann mir nicht vorstellen, in Ostbayern trans-erfahrene Psycholgen, Gutachter oder Endokrinologen zu finden. Aber vielleicht lieg ich da falsch, als ich dort wohnte gabs in Landshut nicht mal genügend Augenärzte. Und auch in München hab ich Jahre vertan beim falschen Psychologen, der meine TS als "selbstschädigendes verhalten" diagnostitierte und mich davon heilen wollte.
Mit Freunden, Familie und das ganze drumrum ist eigentlich nicht so schwierig umzugehen, die stecken das locker weg. Wenn Du in der Arbeit ganz gewohnt Deinen Job machst, und ausser beim Namen und bei der Anrede keine Sonderbehandlung forderst, sollte es auch dort keine Probleme geben. Da werden viele was anderes erzählen, ja, die Karriere ist so gut wie vorbei, es gibt Schwierigkeiten und Diskriminierung, aber die waren zumindest bei mir nicht existenzbedrohend. Allerdings bin ich bei den Leuten die mich auch vorher kannten irgendwie immer der komische Typ, als Frau ernst genommen werde ich da kaum, das schimmert immer wieder durch. Deshalb hab nach einigen Jahren dann doch die Arbeitsstelle gewechselt.
Ich würde wirklich in eine größere Stadt ziehen, einfach weil es dort alles gibt was man für die Transition braucht, sogar Läden in denen man Kryolan zum Bart abdecken kriegt, und die passende Beratung. Schuhgeschäfte mit großen Größen, und so weiter. Allerdings ist jede Großstadt sauteuer, dafür gibts aber auch gute Jobs.