„Könnte es sein dass wir alle polyamor „veranlagt“ sind? Uns eher aberzogen ist, weil es gesellschaftlich verpöhnt ist?
Bildet man ein Konglomerat aus den jüngeren Erkenntnissen der Evolutionsbiologen, der Archäologen, der Sexual- und Hormonforscher sowie den Neurowissenschaften, erscheint es sehr wohl möglich, dass es bereits in frühester Menschheitsgeschichte bei beiden Geschlechtern
beide Ausprägungen gegeben hat und sich auch beide Ausprägungen - mono und poly - dauerhaft fortgepflanzt haben.
In Krisenzeiten (Krieg, Krankheit, Hungersnot) ist es einleuchtend, dass der Nachwuchs eine deutlich bessere Überlebens-Chance hatte, je mehr Männer die Mutter bei Schutz und Ernährung unterstützt haben - eine strikt monogam orientierte Mutter hätte sich ergo nicht so erfolgreich fortgepflanzt wie eine Mutter, die mehrere gleichwertige Beziehungen zu verschiedenen Männern unterhalten hat.
In sicheren Zeiten guter Versorgung dagegen trat wieder eher der Abstammungsgedanke in den Vordergrund: Das ernährende Männchen legte mehr Wert darauf, seinen eigenen Nachwuchs zu unterstützen, ergo wählte er wohl eher eine monoamor veranlagte Frau zur Partnerin.
In den Epochen, in denen die Menschheit noch ausschließlich in kleinen Sippenverbänden gelebt hat, dürften die Frauen den wahren Erzeuger ihres Kindes gern verschleierten, z.B. durch Begattungsgelage, an denen mithin alle zeugungsfähigen Männer der Sippe teilnahmen. So entstand Nachwuchs, der von allen Sippenmitgliedern geschützt und ernährt wurde.
Doch auch schon in dieser Evolutionsphase kann es erste monoamore Paare gegeben haben, die sich freiwillig für eine (auch sexuell) exklusive Lebensgemeinschaft entschieden haben.
Von der biologischen Seite kommt dann noch hinzu, dass jedes zweigeschlechtliche Lebewesen den instinktiven Drang hat, seine eigenen Gene bestmöglich zu vermischen, um eine hohe Überlebensrate zu sichern. Aus diesem Grund ist es unwahrscheinlich, dass Frauen eine lebenslang monoamore Veranlagung haben sollen - Genvielfalt bedeutet zwangsläufig Paarungs-Partnerwechsel. Hier dürfte der Grund für die selbst in der modernen Kultur am häufigsten gelebte, sogenannte "serielle Monogamie" liegen.
Tatsächlich gibt es auf der Ebene der unideologischen Wissenschaft so viele "Beweise" und "Gegenbeweise", dass man nur davon ausgegangen werden kann, dass alles "natürlich menschlich" ist - also mono wie auch poly und alles dazwischen.
Ende
P.S.: Diese Erkenntnisse beziehen sich nicht auf die paar tausend Jahre, die unsere Geschichtsschreibung kennt, sondern auf viele Jahrzehntausende vorher, wenngleich ein Nachhall noch in den paläosibirischen Frühkulturen und deren Ablegern zu erkennen ist.