Zunächst danke, dass du dieses Thema eingestellt und den Hinweis auf die Doku gegeben hast.
Schon länger beschäftige ich mich mit dem Thema Sexualität und Behinderung. Auch Themen wie Liebe, Freundschaft, Partnerschaft gehören dazu.
Vieles in der Doku angesprochene habe ich in meinen vielen Jahren erlebt oder wurde mir erzählt. Ich glaube, Inklusion steht erst am Anfang. Bevor sie wirklich gelebt wird, vergeht noch eine Menge Zeit, wenn nicht die von zwei Generationen. Inklusion beginnt im Kindergarten und im Elternhaus. Die Kinder müssen Anderssein lernen, mit ihr leben, auch dass es Menschen gibt, die Einschränkungen haben. Damit müssen die Eltern idealerweise auch groß geworden sein. Erwachsene haben meistens eine vorgefertigte Meinung und weichen erst davon ab, wenn sie selbst betroffen sind (hier Bezug auf Behinderung).
Was können wir Erwachsene nun tun? Meine Erfahrung ist, darüber zu reden. Es ist ein schwieriges Thema und ich bewundere Katja, dass sie diese Doku mitgestaltet hat. Es reicht aber nicht aus, wenn "wir" den anderen in einer kurzen Doku, in einem kleinen Zeitungsartikel erklären, was für Probleme wir haben, was wir können oder nicht können, was für Wünsche wir haben.
Auch Betroffene müssen darüber im Kleinen reden, in Selbsthilfegruppen oder in Gesprächskreisen - nur Betroffene (unterschiedliche Einschränkungen), besser auch mit interessierten Nichtbetroffenen. Sie wissen meistens auch nicht, wie sie damit umgehen sollen und machen dann lieber nichts. Vielleicht verstehen sich beide Seiten dann besser. Ziel ist natürlich, dass die Nichtbetroffenen dieses Verständnis weitertragen.
Behinderte müssen den Mut haben sich zu zeigen und ihre Wünsche an das Leben mitzuteilen. Dazu gehört auch ihre Sexualität.
Vielleicht wird es dann irgendwann selbstverständlich sein, dass sich behinderte Paare oder wo nur einer behindert ist, sich in der Öffentlichkeit zeigen und nicht Angst oder Sorge zu haben, sich dafür rechtfertigen zu müssen.
Leider habe ich Gesprächskreise hierzu noch nicht gefunden. Auch Wochenendseminare zu diesen Themen nicht. Wichtig ist natürlich, respektvoll und wertschätzend darüber sprechen zu können. Gibt es überhaupt die Möglichkeit, über Sexualität und Behinderung zu sprechen?