Bei einer Freundschaft+, wie ich sie sehe, geht es im Ausgangspunkt einzig und alleine um Freundschaft. Das mag sich gerade hier im JC etwas komisch anhören (weshalb sind wir schließlich hier?), macht aber Sinn, da Freundschaft normalerweise wenig mit Sex zu tun hat; man versteht sich, man vertraut sich, man tröstet sich, man lacht und weint zusammen, aber man hat deswegen noch lange kein Sex miteinander. Das eventuelle Plus dahinter verstehe ich eher als eine Möglichkeit, die beiden Partnern bewusst ist, aber auch als eine Option, die nicht unbedingt gezogen werden muss.
Ich will hier nicht theoretisieren, was wann wie unter welchen Bedingungen passieren kann oder sollte, oder eben auch nicht. Stattdessen biete ich hier drei selbst erlebte Beispiele an, aus denen jeder selbst eine Schlussfolgerung ziehen kann, wenn gewünscht.
Alle drei Beispiele haben gemeinsam, daß meine Partnerin informiert war, und auch wusste, wer diese drei Frauen waren. Hier die Entwicklung in chronologischer Reihenfolge:
1. Wir lernten uns über den Sport kennen; gleiches Interesse, gleiches sexy Outfit, oft gemeinsam auf Treffen oder Ausfahrten; gegenseitige moralische Unterstützung in schwierigen Situationen. Freunde. Obwohl wir mehr als einmal Gelegenheit dazu hatten, und auch offen darüber redeten, haben wir bewusst auf Sex verzichtet. Unsere Begründung war, daß wir unsere Freundschaft nicht zerstören wollten. Obwohl „erlaubt“, wollte ich außerdem meine Partnerin nicht in die Situation bringen, daß sie sich zweitrangig vorkam. Es war eine Frage der Wertschätzung, die die Versuchung übertrumpfte, den Hormonen freien Lauf zu lassen.
2. Ich war an einem anderen Ort tätig, als meine Partnerin. In dieser Freundschaft haben wir wirklich alles geteilt, nur nicht das Bett. Viele sahen uns als Paar, außer wir selber. Wir sind bis an alle Grenzen in Richtung Sex gegangen, haben diese aber nie überschritten (jeder darf sich selber ausmalen, wie diese Grenzen ausgesehen haben). Wir hatten beide feste Partner, die weit weg waren, und unsere Freundschaft hat unsere Partnerschaften sehr bereichert, gerade weil ganz bewusst die unsichtbaren Grenzen nie überschritten wurden.
3. Das Plus in der dritten Freundschaft kam unerwartet. Wir waren beide von Freundschaft ausgegangen, wollten aber, zunächst unbewusst, mehr, was dann auch in Sex überging, als sich die Gelegenheit bot. Ja, es war schön, aber gleichzeitig habe ich mich noch nie so schlecht gefühlt. Meine Partnerin war zwar nicht eifersüchtig, aber ich hatte das Gefühl, sie trotz aller Offenheit hintergangen zu haben.
Konsequenz: Heute, viele Jahre später, sind die Frauen aus den ersten beiden Darstellungen immer noch meine besten Freundinnen, die inzwischen ebenfalls mit meiner Partnerin befreundet sind. Die Frau aus der dritten Geschichte ist aus meinem und unserem Leben verschwunden.
Nach diesen Erfahrungen bedeutet für mich persönlich das Plus eine Möglichkeit, das Knistern des Verliebtseins zu erleben, ohne notwendigerweise dem Verlangen auf mehr nachzugeben. Wenn sich dann doch die Gelegenheit zum Sex bietet, weiß ich allerdings, wie ich mich hinterher fühle würde, und werde daher genau abwägen, ob ich es tatsächlich soweit kommen lasse. Ausgeschlossen ist gar nichts, aber ich bin mir dann wenigstens der möglichen Konsequenzen bewusst.