Küsse sprechen in ihrer ganz eigentümlichen Sprache, und den Küssenden obliegt es, diese Sprache zu dechiffrieren:
Der eine Kuss, prosaisch, schleimig, kaltspeichelig sich umzuckende, heisse Zungen. In einer Technik verhaftet, die sich befliessen abmüht. Mag er auch noch so viel Körperflüssigkeiten transportieren, zu Liebenden wird er beide nicht machen. Er lacht sie aus, dieser Kuss, löst augenblicklich diese ersehnte zusammenkonstruierte Vorstellung der Verschmelzung in Spucke, glitschiges Fleisch und zweier einander nicht entsprechende Körper auf.
Und der andere Kuss: er schweigt, ganz und gar still ist er. Manchmal seufzt er. Er löst nichts auf, er bringt die Küssenden zusammen, vermischt sie. Er lässt sich nicht beirren, unverhandelbar ist er. Und diesen Kuss möchte ich niemals missen, denn er lässt mein Herz einen Augenblick stillhalten, erschüttert mich, immer wieder.