„Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen (würde ich wahrscheinlich eher unter meinem anderen Thema machen, passt vllt. besser) kann ich jetzt auch zustimmen: Fantasie und Realität sind Welten auseinander. Bisher gefällt mir alles, sehr sogar, aber eine Sache war mir irgendwie noch nie vorher in den Sinn gekommen bei meinen kleinen Kopfkinos:
In meiner Vorstellung geht es immer recht schnell voran. Die langsamen Schritte spule ich einfach schnell ab. Und immer kommt irgendwas neues, bis ich irgendwann kommen möchte. Dass es in echt Zeiten gibt, in denen man unter Kontrolle steht aber nichts neues ablenkendes kommt hatte ich nicht im Kopf.
Das heißt gestern, bspw. beim Würgen, ist mir erstmal aufgefallen, dass meine Gedanken bei solchen Aktivitäten ja nicht einfach stehen bleiben. Dieses in meinen Gedanken "hängen", da ich darauf angewiesen bin, dass jemand anderes etwas anderes macht, kannte ich noch nicht. Der Zustand so sehr mit mir selber konfrontiert zu sein hat mich viel mehr gefordert, als das Würgen oder Schmerzen oder was auch immer an sich.
Was ich damit sagen will: so "banale" Dinge (oder eher welche, die in der Fantasie übersprungen werden), können so viel ausmachen. Da will ich mir (noch) nicht ausmalen wie es einem geht, wenn tatsächlich härtere Fantasien ihren Platz im Umsetzen finden.
Genau das ist der Punkt, den viele hier ansprechen! Dass man innerlich gefestigt genug ist, damit umgehen zu können, was mit einem geschieht und was es mit einem macht. Denn genau das existiert in der Phantasie ja nicht. Da fühlt sich immer alles so super-toll an und kommt es dann zur Umsetzung, wird auch nicht drüber nachgedacht. Real war es dann doch anders als gedacht und schon fühlt man sich innerlich zerrissen. Es war vlt auch ganz gut oder ok aber das Gefühl danach, kann ein ganz anderes sein.
Nun ist klar dass man vorher kaum wissen kann, was es mit einem macht. Aber man kann sich vorher damit auseinandersetzen, warum man so was machen möchte. Es hinterfragen, um auch hinterher und im Zweifelsfall mit sich im reinen zu sein. Das tust du und das ist richtig und wichtig.
Und du hast nun etwas weiteres wichtiges erfahren, dass man sich auch währenddessen mit sich selbst auseinander setzt und nicht einfach nur so dahin schwelgt. Es ist nicht verkehrt, diesen Aspekt zukünftig mit zu bedenken, wenn du über deine Phantasien nachdenkst und wie du sie ggf. ausleben möchtest. Wie du nun weißt ist das erleben einer Praktik auch nur eine Hälfte des Erlebens.
Den Fehler machen auch viele Doms, wenn sie Praktiken zwar korrekt ausüben aber keinen mentalen Draht zur Sub aufbauen (können). Und das ist etwas, das man nicht lernen kann und auch nicht mit jedem gelingt. Mir ist das elementar wichtig, wenn das nicht gegeben ist, läuft auch nix. Ebenso wichtig ist, dass Sub hinterher auch aufgefangen wird, auch wenn alles i.O. scheint. Da hat man da zu sein. Und Sub sollte auch von sich aus Feedback geben, man kann trotz gutem Draht ja nicht hellsehen. Kurz- Kommunikation ist das A und O. Das heißt nicht, dass man alles ausdiskutiert oder stundenlang bequatscht. Dann nämlich hat man eine eher schlechte Kommunikation. Man versteht sich oder eben nicht. Ganz einfach.
Zur Neigung an sich lässt sich sagen, dass sie ohnehin konträr gegen jegliche Konventionen läuft. Man macht genau das, was man sonst niemals machen und verurteilen würde. Wir sind halt entsprechend sozialisiert und das ist auch gut so. Aber Neigung ist Neigung und etwas sehr privates und intimes. Das geht nur uns selbst was an. Und solange alles im gemeinsamen Konsens stattfindet, muss man damit auch kein Problem haben. Wenn sich also die Feministin gerne benutzen lässt, ist es völlig ok, da es ja ihre höchst eigene Entscheidung ist. Auch dann, wenn sie nach aussen hin völlig andere Ansichten vertritt.
So lehne ich Gewalt gegenüber Frauen kategorisch ab und verurteile das aufs schärfste! Das versteht sich ja auch von selbst. Im BDSM-Kontext hingegen ist es keine Gewalt gegen Frauen, sondern das gemeinschaftliche und konsensuale Ausleben der Neigungen, da man ist wie man ist. Beide wollen das so und dann ist doch alles gut.
Deswegen muss man sich seiner Phantasien auch nicht schämen. Dafür kann man ja auch nix, man sucht sie sich ja nicht aus. Aber man sollte sich gut überlegen, mit wem und in welchem Setting man sie ausleben möchte. Damit steht und fällt alles. Und die Befürchtung ist eben auch, dass gerade junge Menschen mit wenig Erfahrung, sich ohne groß darüber nachzudenken, nur ans erleben denken und sich keine Gedanken über etwaige Folgen machen.
Gangbang? Oh, wollt ich schon immer mal, ruf mal deine Kumpels an! Ja, kann man so machen.
Ist das Selbstwertgefühl anschließend im Eimer, werden die Jungs das kaum wieder i.O. bringen können. Und man solls nicht für möglich halten- ist es erst mal im Eimer denken sich nicht wenige- ok, wenn dem jetzt so ist, kann ich da ja auch weiter machen, jetzt macht es eh nix mehr. Das böse Erwachen kommt meist erst Jahre später.
Phantasien ausleben ist wie Wünsche äussern. Überleg dir gut was du dir wünschst- es könnte in Erfüllung gehen! Und wie so oft ist die Realität dann eine andere. Zumal man hierfür seine Komfortzone verlässt und man sich hinter seinen Grenzen noch gar nicht gut genug selbst kennt. Daher kommt auch das Gefühl, dass man vor sich selbst erschrickt. Hier setzt man sich mit seinem anderen Ich auseinander- abseits aller verinnerlichten Konventionen. Das sind Konfrontationen, die es einem mitunter nicht mehr erlauben, sich selbst im Spiegel zu betrachten. Man muss diesem anderen Ich Zeit geben, sich damit bekannt zu machen. Es braucht seine Zeit bis es einem ebenso vertraut ist, wie das Ich, das man meint zu sein und das andere in einem sehen.
Zudem sollte man sich ein gesundes Risikobewusstsein aneignen. Rechne damit, dass Dinge auch mal schief gehen können und dann ist das eben so. Das hilft einem, die Dinge so zu planen und zu gestalten, dass möglichst nichts schief geht und stärkt auch das Selbstvertrauen, da hinein zu gehen. Sich immer dessen bewusst zu sein, dass man selbst genau das will. Und dafür dann auch einstehen muss.