Die einen betrachten es als ...
... künstlerische Freiheit, die anderen als Vergewaltigung der Sprache. Dass dies eine Unsitte ist, die immer weiter um sich greift,
(Quelle: deppenleerzeichen.de) möge sich der interessierte Leser selbst mal zu Gemüte führen und ist in meinen Augen kein Grund, es ebenso falsch zu machen. Da gibt es keinen »Spielraum« für künstlerische Freiheit, da sieht der Duden zwingend eine Koppelung zusammengesetzter Wörter vor. Es sei denn ihr wollt euch in die Riege jener peinlichen Kommunalpolitiker einreihen, die zum Beispiel einen Platz »Willy Brandt Platz« nennen, statt, wie es sich gehört »Willy-Brandt-Platz«.
Es ist einfach nur falsch und dann das angeblich bessere Aussehen (was ich nicht finde, mir tun die Leerzeichen in den Augen weh) heranzunehmen, weil man an die Koppelungsstriche schlichtweg nicht gedacht hat, macht es nicht besser. Aber gut, ihr befindet euch in bester Gesellschaft (Maggi, Südzucker) und wenn deren Marketingabteilungen das machen, dann sei euch das selbstverständlich auch gegönnt,
mir wäre das unangenehm.
Aber gut, das nur am Rande. Bezeichnend hingegen fand ich folgenden Satz:
Das "Baby" hat jedenfalls verdammt Spaß gemacht...
Das glaube ich auch gerne. Aber was glaubt ihr, hat »Ulysses« Spaß gemacht? »Oder Krieg und Frieden«? Oder auch nur ein simpler Krimi? Oder ein Trivialroman? Nein, »Spaß« ist normalerweise kein Kriterium, was man heranziehen sollte, um auf die Güte eines Buches hinzuweisen, im Gegenteil. Je mehr Spaß man beim Lesen hat, desto weniger Spaß wird der Autor dabei gehabt haben. Was sich nämlich leicht liest, locker und unterhaltsam, ist in erster Linie harte Arbeit. Spaß haben die wenigsten erfolgreichen Autoren.
Wenn das Buch fertig ist und man den Erfolg genießt, ja, das macht Spaß, aber Recherche, Textarbeit, tagelanges Grübeln oder mitunter Verzweifeln, das Streichen ganzer Absätze oder Kapitel, Umschreiben, Korrigieren, das ist kein Spaß. Der Leser will Spaß, er hat ein Recht darauf, er hat bezahlt. Aber damit es soweit kommt, hat der Autor in der Regel keinen Spaß. Der Hobbyautor ist anders und das ist sein gutes Recht. Hättet ihr den Spaß-Passus gleich vorneherein geschrieben, hätte ich die Leseprobe nicht einmal überflogen. Denn wer aus Spaß schreibt, schreibt für sich. Ich schreibe für andere.