Lulu und Charles
Ich steh nicht darauf, gefesselt zu sein. Ich muss meine Hände benutzen können. Aber ganz im Geheimen schwärme ich noch immer für Lulu und Charles und natürlich für den Film, den sie in voller Länge brauchen, um die Sache zwischen ihnen mit viel Blut und Schmerz zu einem Ende zu bringen. Lulu ist so süß durchtrieben und der arme Charles, den sie immer nur Charly nennt, gerät durch sie in einen Strudel erotischer Abenteuer und in große Gefahr. Für umsonst ist die Liebe in diesem Fall definitiv nicht. Als sie ihn in ein Motel am Highway schleppt, nachdem sie ihn zuvor unter einem Vorwand in ihren Wagen gelockt und gekidnappt hat, geht sie ihm an die Wäsche. Und Charles muss doch eigentlich wieder ins Büro, weil da sein Chef auf ihn wartet und Charles soll doch Vize-Präsident werden, ein Korrekter ist er nun einmal. Diese Szene ist wirklich sexy, denn Charles ist hin und her gerissen und Lulu weiß genau, was sie will. Sie braucht den Jungen für eine spezielle Sache, was er aber erst später erfährt. Jetzt hat sie ihn in diesem Motelzimmer und startet ihre Nummer. Sie bedrängt ihn, wirft ihn aufs Bett und zerrt ihm Stück für Stück die Klamotten vom Leib. Irgendwann setzt eine Musiksequenz ein, die wie aus einer anderen Welt scheint. Ooh! Waah! ist von den Fabulous Five aus dem Jahre 1982 und wäre dieser Song nicht vier Jahre vor dem Erscheinen des Films produziert worden, ich hätte geschworen, er wäre nur für diese Szene geschrieben worden.
Vom drängenden und überhasteten Küssen ist ihr Lippenstift verschmiert. Es ist ein knalliges Rot und es passt zu ihrem dunklen Haar. Sie fesselt ihn mit Handschellen ans Bett und als sie sich dann auf ihn setzt und ihm ihre vorwitzigen Brüste präsentiert, verliert Charles ein wenig die Beherrschung. Also, er kann nicht mehr an sich halten und verballert seinen Saft direkt in die Shorts. Niemals habe ich ein so peinlich verzerrtes Männergesicht gesehen, respektive die Darstellung dessen durch einen Schauspieler. Dabei läuft dieser atmosphärische Song. Ooh! Waah! und Lulu sitzt weiter auf ihm mit ihren verschmierten Lippen und fragt ihn, ob er denn sonst nicht genug bekäme.
Am nächsten Tag trägt Charly die Handschellen noch immer an einem Handgelenk und als Lulu sie abmacht, sagt er ihr, dass er gar nicht sicher ist, ob er sie abhaben will. In diesem Moment spürt sie noch nicht, was er damit meint. Später bekommen es beide mit Ray Liotta zu tun, der ihren Ex, einen üblen Knastbruder und wirklich fiese Type, spielt. Später geht es um Leben und Tod. Da weiß Charly aber genau, was er will, denn da ist für ihn längst die Liebe im Spiel.
Ich habe diesen Film leider nie im Kino gesehen. Ich hatte mir das Video gekauft, nachdem ich den Film in einer Videothek entliehen hatte und er war später meine erste Kauf-DVD. Ich habe lange gebraucht, um an den Song der betreffenden Szene zu kommen, denn auf dem Soundtrack ist er nicht drauf und im Abspann des Films waren die einzelnen Musiktitel so klein geschrieben, dass ich sie nie lesen konnte. Hundertmal vor- und zurückgespult habe ich ihn und versucht, mit einer Lupe etwas zu lesen. Erfolglos. Dann vergaß ich den Film für lange und ich ließ ihn hinter Stapeln anderer Filme einstauben. Ich weiß nicht mehr, wie ich wieder darauf kam, aber in einer inspirierten Internetstunde gelang mir der Fund dieses Liedes und ich sah den Film nach ich weiß nicht wievielen Jahren mit meiner besten Freundin zum ersten Mal wieder. Sie fand, dass Ray Liotta sexy rüberkommt. War ja klar, weil selbst ich als Hetero-Mann das nachvollziehen kann. Aber Lulu, die war lange meine Traumfrau, obwohl ich Handschellen an mir überhaupt nicht leiden kann. Ich hätte mich trotzdem in sie verliebt.
m.brody
© 2014
Something Wild (1986)