Das ist ja jetzt eine moralische Frage. Ich für meinen Teil halte es da mit Schopenhauer's Moralgrundlegungen:
„[…] des von mir, als der einfachste und reinste Ausdruck der von allen Moralsystemen einstimmig geforderten Handlungsweise, aufgestellten Satzes: Neminem laede; imo omnes, quantum potes, juva [Verletze niemanden; vielmehr hilf allen, soweit du kannst]. Dieser ist und bleibt der wahre reine Inhalt aller Moral.“
Arthur Schopenhauer, a. a. O., S. 198f. (§ 7).
(Arthur Schopenhauer, Sämtliche Werke. Textkritisch bearbeitet und herausgegeben von Wolfgang Frhr. von Löhneysen, Band III: Kleinere Schriften, Stuttgart/Frankfurt a. M. 1962, S. S. 687)
Wenn eine Partnerin aus irgendeinem Grund unheilbar krank wird, dann halte ich es für geradezu meine Pflicht, zu helfen.
Soweit ich kann ist da einer der Schlüsselbegriffe. Denn es kann keine Verpflichtung zur Hilfe geben, die über die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten hinaus geht oder die die eigenen Ressourcen soweit überschreitet dass ich am Ende selbst hilfebedürftig würde.
"hilf allen" umfasst durchaus auch Partner, aber eben nicht nur.
Ich würde also sagen: Wenn es etwas gibt, bei dem ich helfen
kann, ohne mich dabei selbst zu gefährden oder zu ruinieren, dann muss ich das auch tun. Das ist ein allgemeingültiger Grundsatz.
Das heißt: Ich würde jetzt keine Beziehung sofort beenden, aber meine Kraft und Fähigkeit "da zu sein" hat eben auch Grenzen. Quasi eine Art "gesunder Selbstschutz".
Klar ist: Beziehung ist keine Therapie - völlig unabhängig von der Erkrankung. Ich lasse mir auch nicht die Verantwortung für jemand anderen "aufbürden". Aber ich würde im Rahmen meiner Möglichkeiten und Fähigkeiten da sein und helfen. Übersteigt die "benötigte Unterstützung" meine Möglichkeiten und Fähigkeiten muss es eben die üblichen Angebote geben, die dann zum Tragen kommen - also medizinische, pflegerische oder psychotherapeutische Angebote, je nachdem um welche Art von "unheilbarer Krankheit" es sich handelt.
Unabhängig von der moralischen Betrachtung:
ich denke, auf lange Sicht könnte ich eine übermäßige Belastung durch eine Erkrankung emotional nicht ertragen. Ich kann Menschen nicht leiden sehen - und Menschen die mir so nahe sind wie eine Partnerin schon gar nicht. Ich schätze, ich würde daran emotional zu Grunde gehen und in einer echten Zwickmühle stecken, weil ich eben auch ein unglaublich schlechtes Gefühl hätte, wenn ich eine Partnerin dann in einer solchen Erkrankungssituation "allein lassen" würde. Das müsste ich dann irgendwie mit mir ausmachen. Vermutlich würde ab einer entsprechenden Belastungsintensität einfach der oben erklärte Moralgrundsatz wieder greifen: Ich kann die Beziehung einfach nicht weiterführen, ohne die Fähigkeit zu verlieren, mir selbst zu helfen.
Aber: Ich war noch nie in so einer Situation. Es ist also eher das Gedankenexperiments eines Blinden der von Farben redet.