Ich denke, man kann hier entweder in den Kategorien Spiel und Spaß, mehr oder weniger wissenschaftliche Begriffsdefinitionen oder Weltanschauung denken. Nur beim Fesseln kann man sich auch für Kunst bzw. Optik oder für großflächige Stimulation des Körpers entscheiden. Ich habe mich für Kunst, Stimulation, Spiel und Spaß entschieden.
Rein nach der Begriffsdefinition BDSM steht B für Bondage. Der Gesamtmenge kann man Bondage getrost zuordnen. Ich kenne auch niemanden, der sich ohne sonstige Gefühle als Schaufensterpuppe für einige Stunden ohne weitere Motivation zur Verfügung stellt. Gefühle sind immer dabei. Ich kann in meine Spielpartner nicht rein schauen, sehe aber sehr wohl deren Reaktionen. Aber ich habe selber mehr Sub- als Top-Erfahrungen im SM-Umfeld, sowohl mit Fesselungen als auch Schmerzen als auch spielerischer Dominanz. Ich kenne auch das Feedback meiner Spielpartner. Alle wollen den Alltag für die Spielzeit draußen lassen; das hat nichts mit SM zu tun. Manche fühlen sich einfach umarmt und gehalten, andere wollen einfach nur mit Seilen gut aussehen. Das ist sicherlich Bondage, hat aber nach meiner Sichtweise nichts mit SM zu tun. Wenn jemand seinen Spaß daran hat, gegen eine Fesselung anzukämpfen um dann nach einiger Zeit erschöpft aufzugeben, geht das in meinem Verständnis sicherlich in Richtung SM. Wenn jemand eine Fesselung aushalten will bis die Muskeln zittern, sortiere ich das auch bei SM ein. Entstehen Gefühle des ausgeliefert Seins oder der Hilflosigkeit, bricht das Modell aber nicht ab sondern genießt die Situation, dann sehe ich hier auch SM.
Kunstvolle Fesselungen mit Seilen sind für mich dabei etwas außerhalb dieser Erfahrungen. Mit kunstvoll meine ich dabei nicht nur die Optik sondern auch die Stimulation der Tastrezeptoren. Natürlich geht es dabei auch um gute Gefühle, trocken formuliert um Endorphine. Für 4 von unseren 5 Sinnen gibt es ja kulturell akzeptierte Stimulation (schöne Bilder oder Filme, Geschmäcker, Musik, Gerüche), aber beim Tastsinn haben wir nichts. In diesem Sinne sehe ich Bondage weniger beim SM, selbst wenn ich mit Schlagwerkzeugen zusätzlich den Körper meiner SpielpartnerIn stimuliere. Dabei ist nicht Schmerz das Ziel, damit auch nicht Dominanz, Masochismus oder meinerseits Sadismus. Das geht dann eher in Richtung gutes Körpergefühl, das Spiel mit dem Tastsinn. Klar kann man sich dafür auch eine Massage geben lassen, nur fühlt sich eine Massage wieder anders an und hat andere körperliche Effekte.
Die ursprüngliche Frage muss ich mit "Ansichtssache" beantworten und ich habe hier auch nur meine Ansicht dargestellt. Es kommt darauf an, was die Beteiligen erleben wollen und tatsächlich tun.