Ohne Verstand, bis ich verstand....
Die Tage sind gezählt, noch fünf an der Zahl, dann ist es schon soweit. Eine Kerze mehr am imaginären Kuchen auspusten, 36 Stück um genau zu sein. Mein Ofenfeuer prasselt friedlich vor sich hin, ein paar Teelichter leuchten, sonst ist alles dunkel. Und still.
Die Kuscheldecke umschmeichelt mich, während ich auf dem Sofa meinen geliebten Milchkaffee in den Händen halte. Da sitze ich, und schaue ins Feuer. So wie es Menschen schon vor verdammt vielen Jahren getan haben, wenn auch eher draußen, und um zu kochen, sich zu wärmen, und gefährliche Tiere fern zu halten. Einen weiteren Unterschied gab es da auch noch. Die saßen wohl eher selten alleine am Feuer. Es wurde gesprochen, geschwiegen, getanzt, und bestimmt auch Liebe gemacht.
Immer mehr verschwimmen die Flammen vor meinen Augen, werden unscharf, bis sie letztlich ganz verschwinden, da ich meine Lider schließe. Nun spüre ich nur noch die Wärme des Feuers, die mich sanft umarmt....fast kommt es mir so vor, als würden mir die Flammen zuflüstern, du bist nicht alleine, wir sind hier, geben dir Licht und Wärme.
Schön, dass du wieder mal bei uns bist, es ist an der Zeit zu reisen, ein paar Jahre zurück.
Trotz der geschlossenen Augen fühle ich mich magisch angezogen von dieser ureigenen Kraft, dem Element Feuer. Es kann wärmen oder zerstören, je nachdem, wie es dosiert wird, oder außer Kontrolle gerät. So wie man selbst manchmal außer Kontrolle gerät.
Es hält mich nicht mehr auf dem Sofa, ich nehme mir ein Kissen und setze mich unmittelbar vor dem Ofen auf den Boden und starre erneut in die Flammen, bis sie wieder vor meinen Augen verschwimmen, und sehe dort irgendwann mich....
Mai 2013, 27 Jahre, noch jung, Abschied aus dem bisher vertrauten Vanille-Kirschblüten- Laluma-konserativen-(Alb-)Traum Land, mit hartem Aufprall auf dem Boden der Realität.
Fuck Mann, warum tut das so verdammt weh? Und wieso macht es mir soviel Angst? Eigentlich sollte ich mich doch freuen, dass ich nach 6,5 Jahren "Beziehung", die irgendwann nur noch an meinen Nerven gezerrt hatte, den Absprung geschafft habe.
Wer will schon einen Mann, der spielsüchtig ist, der lügt, nie Zeit für einen hat, voll auf Distanz geht und dem Sex bis auf die anfänglichen 1,5 Jahre auch alle 3-4 Monate genügt? Okay, dazu sollte ich erwähnen, mit Sex war ein Geschlechtsakt gemeint, der sich auf ca. 5-8 Minuten Länge bezog, ein Vor-oder Nachspiel gab es dabei selten, und wenn dann war es ein kurzes Leck-Finger-Szenario, oder mal ein Blowjob. Irgendwann ging der damalige lieber zu Pornos und Wedelaktionen über, und die Abstände des Geschlechtsaktes wurden immer länger. Warum? Konnte oder wollte er mir nicht beantworten. Wie eine Frau denn nur so oft Lust auf Sex haben könnnte? Ich sei wohl nicht ganz normal.
Damit sollte er wohl recht behalten. Normal heißt ja einer gesellschaftlich durchschnittlichen Norm zu entsprechen. Diese verstand ich in den folgenden Wochen, Monaten und Jahren so was von zu verlassen....eine abenteuerliche Reise zu mir selbst begann.....