„Naja, wenn man weder Filme gesehen noch Dinge ausprobiert hat, woher soll man dann wissen, was man mag? Wenn man nichtmal die Wörter kennt, um das zu beschreiben. Ich selbst hab erst kürzlich was neues ausprobiert und meine Vorlieben entsprechend angepasst. Ich hatte keine Ahnung, dass mir das gefallen würde. Von daher: Stay liquid.
Ja, es ist natürlich sinnvoll, offen zu bleiben. Und auch wenn ich meine sexuellen Vorlieben kenne, kann es natürlich passieren, dass ich noch etwas neues kennenlerne, was mir gefällt oder vielleicht sage ich in 5 Jahren zu einer alten Vorliebe "good bye", aber: Es ist ja eine große Grauzone, sich grundsätzlich zu kennen, aber dennoch offen und flexibel zu bleiben.
Was ich bedenklich finde, sind die Extreme, und zwar sowohl das Extrem, wenn jemand ganz genau festgelegt ist und durch neue Partner*innen kein Jota davon abrückt, ggf. sogar immer dasselbe Ritual braucht, oder das andere Extrem, dass ein längst erwachsener Mensch so gar nix zu seinen Vorlieben sagen kann.
Denn das ist doch schon seltsam, wenn jemand von zB Ü30 sagen würde: Ich weiß es gar nicht, ob ich BDSM mögen würde oder Fetisch, ob ich 3er mögen würde, bi bin oder hetero, Küssen und Kuscheln oder lieber oder auch härter? Mir ist schon klar, dass man mit Ü30 noch keine Erfahrung gemacht haben könnte, wobei da ja durchaus interessant wäre, warum eigentlich nicht - was mich aber noch mehr verwundern würde, wäre, warum ein erwachsener Mensch weder im Kopf noch über Medien irgenwie herausgefunden hat, ob ihn zB auch das eigene Geschlecht oder Fetischkleidung oder Machtspiele reizen.
So etwas kommt doch eigentlich quasi von allein. Also zB auch, dass man spürt: Nö, homosexuelles spür ich gar nicht, Fetischkleidung lässt mich kalt, Machtspiele schrecken mich eher ab, usw.: Und das sind ja auch Aussagen. Wenn ein erwachsener Mensch aber nicht mal diese negativen Aussagen treffen kann, frage ich mich schon, ob da irgendwie eine innere Sperre vorliegt, sich gefühlsmäßig mit Sexualität auseinander zu setzen.