Was für ein interessantes Thema!!
Das ist doch Mal etwas worüber man sich eine lange Nacht voll tiefsinniger Gespräche um die Ohren hauen kann. ^^
Aber erstmal zu meiner Antwort:
Wenn man den einen oder anderen Kommentar in diesem Faden hier liest, wird schnell klar, dass Themen bei denen es um Emotionen geht, von Mensch zu Mensch anders aufgefasst und empfunden werden.
Ich persönlich mache, wie auch einige andere hier, in meinem Gefühlsleben deutliche Abstriche. Für mich gibt es große Unterschiede zwischen verliebt sein, für eine Person schwärmen, jemanden lieben, verknallt sein, und so weiter. Es gibt so viele Level wenn es darum geht starke Gefühle für eine Person zu entwickeln.
Tatsächlich ist eine meiner ersten Beziehungen über das Internet entstanden.
Zu der Zeit war ich schon längere Zeit Single, was ich als Jugendlicher von nicht mal 18 Jahren noch als etwas negatives empfand.
Ich hatte, kurz bevor ich meine zukünftige Freundin im Netz kennen lernte, gerade innerhalb eines kurzen Zeitraums zwei Mädchen einen Korb gegeben, die mir ihre Gefühle gestanden hatten.
Wenige Wochen nach dem zweiten Korb hatte ich ein pubertäres Tief und schwor mir in dessen Folge "Komm, das nächste Mädel das auf dich zu kommt nimmst du dir halt zur Freundin. Mal sehen was draus wird."
Und so kam es dann auch. Kennen gelernt haben wir uns tatsächlich auf einer dieser Chat-Roulette Seiten, auf denen man willkürlich mit irgendwelchen, fremden Nutzern verbunden wird, mit denen man dann schreiben kann.
Nun, wir chatteten, waren uns sympathisch, schrieben bei Facebook weiter, telefonierten viel, schrieben uns SMS und bauten durch täglichen Kontakt langsam eine Verbindung zueinander auf.
Nun sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass sie zu dieser Zeit noch in einer Beziehung war. Allerdings in keiner glücklichen.
Immer wieder klagte sie, dass ihr Freund sie vernachlässigte und wie stark sie darunter litt.
Ich versuchte stets ihr Mut zu zu sprechen und für sie da zu sein. Außerdem riet ich ihr mit ihrem Freund Schluss zu machen, wenn die Beziehung sie doch eher schmerzte als erfüllte.
Nun, sie beherzigte meinen Rat.
Eines Tages bekam ich einen Anruf von ihr, in dessen Verlauf sie mir unter Tränen berichtete, dass es zwischen ihr und ihrem Freund aus sei. Ich beruhigte sie, sagte ihr, dass sie alles richtig gemacht habe und ich stolz auf sie sei, weil sie sich aus der unglücklichen befreit hatte.
Es vergingen wenige Tage bis das kam, was ich, durch die Art wie wir schrieben und sie sich mir gegenüber ausdrückte, schon irgendwie erahnt hatte. Sie sagte, dass sie sich wohl in mich verliebt hatte.
Und ich sagte ihr, dass es mir genau so ginge.
Tatsächlich hatte ich mich in dieses Mädchen verknallt, das ich bis dahin noch nicht einmal getroffen hatte.
Allerdings war das auch schon alles, was ich zu der Zeit für sie empfand. Ihre Liebeserklärung habe ich vor allem dehalb direkt erwidert, weil ich es mir vorgenommen hatte.
Bei ihr spielten neben der Verknalltheit noch die Gefühle nach der Trennung eine Rolle, die wohl jeder von uns kennt. Einsamkeit, das Gefühl des verloren Seins und das Bedürfnis sich geborgen zu fühlen.
Na ja. Das war die Geschichte wie ich mich übers Internet verknallt habe. Bleibt noch zu erwähnen, dass wir uns kurz danach das erste Mal trafen und auch noch oft getroffen haben. Unsere Gefühle für einander haben sich dann auch zu einer tiefen, "echten" Liebe entwickelt und wir waren am Ende drei Jahre zusammen. Drei glückliche Jahre, an die ich gerne zurück denke.
Fazit: Ich denke nicht, dass man sich über das Internet ernsthaft verlieben kann.
Zumindest nicht in die Person wie sie wirklich ist. Bei der Kommunikation über das Netz gehen immernoch so viele entscheidende Eindrücke vom Gegenüber
verloren und werden letzten Endes von der eigenen Vorstellungskraft "ergänzt". Und bei einem verknallten Kopf kann dabei schon Mal ein eher falsches Bild entstehen, das sich frühestens beim ersten Treffen dann in Luft auflöst.
Aber die Anfänge von verliebt sein und gegenseitiger Liebe können durchaus über das Internet aufkommen. Sympathie, Zuneigung, Verknalltheit, Schwärmerei. Alles möglich. Aber was daraus werden könnte, kann man, nach wie vor, nur im persönlichen Kennenlernen heraus finden.
Und das ist auch gut so.