Nun, ich denke, die Sexualität verändert sich im Grunde nicht viel. Im Kern bleibt es das Befürfnis des Menschen, nicht anders als das des Tieres, sich zu paaren und sich zu vermehren. Also wird gepoppt.
Was sich verändert, ist der Umgang des Einzelnen mit Sex, die wachsende Vielfalt sexueller Spielarten und Neigungen, die Verbreitung von Wissen über sexuelle Praktiken etc.
Ich weiß noch, wie mir vor Jahren zum ersten Mal das Wort "Gangbang" begegnet ist. Ich musste das tatsächlich googeln. Heute gehört es gefühlt zum allgemeinen Sprachgebrauch. BDSM ist salonfähig geworden und Hardcore ist nichts besonderes mehr.
Gleichzeitig nimmt wieder die Prüderie zu, Menschen verstecken sich und ihre Sexualität, FKK ist stark rückläufig und das natürliche Verhältnis der Menschen zu ihren Körpern nimmt ab. Dafür werden schon in jungen Jahren Lippen aufgespritzt, Brüste vergrößert oder verkleinert, Nasen und Ohren zurechtoperiert etc. Schönsein ist wichtig, Gefallen, (sexuell) attraktiv wirken, konsumieren und konsumiert werden. Wir leben in einer Welt, in der sich der Mensch mehr und mehr über Haben definiert und weniger über Sein.
Schaue ich mich im Joyclub um, sehe ich immer höher gesteckte Anforderungen an potentielle Sexualpartner, die von Otto Normalmensch kaum mehr zu erfüllen sind, angefangen von Wünschen nach einem sogenannten Big Dick bei den Damen oder dem Bedürfnis nach Deap Throat bei den Herren bis hin zu einem Verlangen nach Dominanz oder umgekehrt (absoluter) Unterwerfung 24/7, wobei meist die Damen den submissiven Part einnehmen und die Herren den Dom geben wollen bzw. sollen.
Also da komme ich mit meiner primitiven althergebrachten Sexualität, die auf Zuneigung, Wertschätzung und Liebe beruht und 'nur' nach einer gemeinsam und intensiv erlebten sexuellen Vereinigung strebt, nicht mehr mit.