Der Film beschäftigt mich weiter und ich denke, es paßt ja gut zu dem Thema mit dem Hintergrund: industrielle Sexangebote der Zukunft könnten nicht nur Lust- und Triebe befriedigen, sondern auch als Gesamtpaket unterstützende Partnerschaft und Sex das Thema Beziehung übernehmen (Marktanteile erhöhen). Die technischen Fortschritte auf dem Gebiet, ausgereiftere Produkte zur körperlichen Selbstbefriedigung finde ich nicht interessant, die Verknüpfung mit der Möglichkeit der emotionalen SB dagegen schon.
Und das Ende des Filmes wurde ja offen gehalten, was ich auch sehr schätze. Die Protagonistin Alma hat von Beginn an ihre Klarheit, dass ein programmierter Wunscherfüller ihr nicht auf Augenhöhe begegnet, sie nicht in ihrer Entwicklung fördert und daher nicht reizt. Ihrem Triebbefriedigungsbegehren verweigert er sich, weil bei ihm zum "Glücklich machen" Sexualität nicht als Druckabbau sondern eben wieder als Gesamtpaket mit Fürsorge angelegt wurde.
Für mich dabei sehr spannend, dass ich bei meiner Frage: Was ist Selbstliebe für mich? Auf die Antwort kam: Hauptsächlich Fürsorge und Empathie. Aufmerksam sein für meine Bedürfnisse, gut für mich sorgen und Verständnis für mich aufbringen, einen inneren Ermutiger und Tröster statt Antreiber.. Und weil es ja bei den Zukunftsangeboten viel um Hilfe zur Selbstbefriedigung geht: Ich konnte mit SB als "Druckabbau" nichts anfangen und habe erst mit über 40 angefangen, es als Gesamtpaket mit Selbstliebe zu praktizieren.
Zurück zur Zukunftsvision im Film und was ich darin sehe (interessant natürlich auch, wie andere Menschen den gleichen Film sehen). Seine Fürsorge und Empathie (was Menschen denke ich als liebevoll empfinden) berührt sie dann, auch wenn die Künstlichkeit immer wieder präsent ist, Humor und Intelligenz hat er auch eingechipt. Sie haben also liebevollen Sex, aber auch dort zeigt sich, er kann sich zwar in sie einfühlen im Sinne von, an Reaktionen ablesen, was ihr gut tut, aber er kann sich nicht selbst fühlen - keinen eigenen Orgasmus haben und auch nicht mitfühlen. Also trennt Alma sich, bereits emotional verstrickt. Weil es hat sich gezeigt, die ihr unverständliche Wunschprogrammierung erfüllt eine unerfüllte Jugendsehnsucht. Und nachdem sie ihren Androiden zur Entprogrammierung weg geschickt hat, bereut? sie die Entscheidung bald darauf, sucht und findet ihn aufgrund der "gemeinsamen Geschichte" mit der Jugendliebe. Es bleibt am Ende offen, ob sie noch einmal zusammen kommen, Alma neben der Anziehung genug Sinn für eine Partnerschaft findet. Und genau da finde ich den Punkt spannend, dass vor seinem Weggehen Tom ihr offenbart, dass er sie braucht, um einen Sinn zu haben. Es eröffnet sich ihr dadurch die Möglichkeit, neben der annehmenden auch in eine gebende Postion zu kommen.
Und da komme ich ins Überlegen und auf neue Gedanken. Weil, oben habe ich ja "künstliches Essen" ausgeschlossen - andererseits lebe ich wg. Tierwohl und Umwelt stark vegetarisch/vegan orientiert, bin aber sehr aufgeschlossen für die Möglichkeit, Fleisch ohne Tötung aus Zellen zu züchten (ich mag einfach Hühnersuppe und noch 1-2 fleischliche Dinge sehr). Genauso scheint die "künstliche Beziehung" weniger Leid im zwischenmenschlichen anzubieten? Schon verlockend.. Nur denke ich, letztlich bietet die Annahme der Herausforderung, das Eingehen von Beziehungen als Erfahrungsraum, eben die Möglichkeit zum Wachstum, während das Ausweichen aus meiner Sicht auf Dauer zur Degeneration der zwischenmenschlichen Fähigkeiten führen würde. Oder eigentlich bereits führt.