Mein Text hier bezieht sich auf die generelle Frage, warum ich als Mann mich für die sexuelle Vorgeschichte der Frau interessiere, nicht auf die Frage, ob es ok ist, ein Tagebuch zu lesen.
Es ist erst mal Interesse an der Partnerin, einfach Neugier, sie kennenzulernen. Einen erweiterten Eindruck zu bekommen, was sie gerne mag, was ihr gut tut, wie sie es mag und was sie nicht mag. Etwa wie wenn man vor dem ersten Sex miteinander schon viel über das Thema gesprochen hat: Man kann es besser einschätzen und vielleicht Gemeinsamkeiten schon mal erkennen und von Anfang an ausbauen. Natürlich kann man(n) das auch durch Rumprobieren herausfinden, aber abhängig davon, wie detailliert sie dann Rückmeldung gibt (oder das vielleicht gar nicht so gut kann), kann das auch eher zu Problemen führen, u. U. auch in der Form, das man(n) etwas probiert, was sie gar nicht abkann, und sie in Zukunft immer wieder mit dem negativen Bild kämpft. Und manches würde evtl. nie ins Blickfeld rücken.
Weiter weiß ich dann eher um Dinge, die ihr wichtig sind, die aber bei mir no-go's sind, und kann diese Themen besser angehen, als wenn sie plötzlich xx fordert und bei mir mitten im gemeinsamen Spiel alle roten Lichter angehen. Ist auch nicht gut.
Und drittens gibt es mir das Gefühl einer größeren Vertrautheit, eines besseren aufeinander Einlassens. Wenn sie sagt, dies oder jenes geht dich nichts an, dann komme ich mir irgendwie mehr als Erfüllungsgehilfe vor, der bestimmte Bereiche abdecken soll, aber sie will sich nicht wirklich mir zuwenden und einen Umgang auf Augenhöhe haben.
Ok, noch ein viertes: Es ist nicht schön, gesagt zu bekommen, daß keiner der Männer vor mir dieses Problem gehabt hätte, also müsse es wohl an mir liegen und nicht an ihr. Und zugleich nicht berechtigt sein, zu erfahren, wie es mit diesen anderen Männern war.