Ja, es gibt deutliche Komfort-Einschränkungen, draußen im Winter. Aber ist es nicht wie im Sport mit seinen typischen Regeln, die an sich allesamt Einschränkungen darstellen? Wer kam denn auf die bescheuerte Idee, das Netz beim Volleyball oder die Basketballkörbe derart hoch zu hängen? Das ginge doch auch tiefer! Und warum ist das Rugby-Ei nicht einfach rund? – Aber vielleicht liegt genau darin der Reiz. Es ist doch etwas Besonderes, unter „außergewöhnlichen“ Bedingungen getan zu haben, was andere (womöglich „Warmduscher“, „Mainstream“, „Normalos“) so nie tun würden.
Ich erinnere mich an eine Mountainbike-Tour im Schwarzwald gemeinsam mit IHR zum Abstreifen der gerade zurückliegenden, von weihnachtlichen Ritualen dominierten Tage. Auf rund 700 m NN hatte es um die Null Grad und Nieselregen. Aber wir waren etwas hungrig aufeinander, um nicht zu sagen rallig. Also die Räder durchs nasse Heidekraut vom Forstweg aus die steile Böschung und einen Hang hochgezerrt und – Heureka! - unter einer Fichte einen großen Findling ausgemacht. Weil es um die Jahreszeit selbstredend kein Laub gibt, war das der einzige Ort, der halbwegs Deckung versprach. Der Sandstein-Findling war leicht mit feuchtem Moos garniert, dafür aber großzügig mit ziemlich vielen Fichtennadeln. Er hatte eine halbwegs ebene, wenn auch geneigte Oberfläche, und mit Sicherheit Umgebungstemperatur. Komfort sah definitiv anders aus. Egal. Hastig die Nadeln runter, so gut es eben ging. Nasses Moos weg und dann auf dem Findling vorsichtig die „Werkzeuge der Lust“ ausgepackt. Die Kälte fuhr unverzüglich mit tausend Messern durch die freigelegten Körperpartien. Erste Versuche, vom Wunsch getrieben, möglich viel anzubehalten, stellten sich als dem eigentlichen Zweck nicht dienlich dar. Schlussendlich ich rücklings auf dem Stein liegend, symbolisch gepolstert mit ein paar Wechselklamotten aus dem Rucksack, und die Hose in den Kniekehlen. SIE ebenfalls die Hose in den Kniekehlen, was die Beweglichkeit nicht verbesserte, aber immerhin rhythmisch reitend. Und was für ein Ritt das war! Ja, es hat letzten Endes nicht nur geklappt, es war auch noch richtig Spitzenklasse. Und hat sich in unser Gedächtnis eingebrannt. Einzigartiges Erlebnis! Weitere Stelldicheins unter solch „normalerweise“ fragwürdigen Bedingungen haben seither stattgefunden.
Empfehlen kann ich, Kleidungsstücke, Regenjacke oder gar ein Badetuch im Rucksack zu haben, die auch als notdürftige Unterlage verwendet werden können. Wenn’s von unten feucht wird, ist nicht nur der Spaß stark gefährdet, sondern auch der Heimweg in nassen Klamotten garantiert. Wenn’s nicht gar so affenkalt ist, kann man auch mit kurzen Shorts, kombiniert mit Beinlingen fahren. Die Beinlinge bleiben dann off-bike an, während die Hose aus ist. All das erweitert die Möglichkeiten über den sich ansonsten fast exklusiv anbietenden, weil bodenfernen Doggy-Style hinaus. Wer Hochsitze etwas abseits der Hauptwege sucht – aber das kann sportlich eng werden darin – sei auf geschlossene Konstruktionen verwiesen, wo es nicht so arg reinzieht. Insgesamt hatten wir immer wieder Spaß an solchen Outdoor-Aktivitäten, da es unter den gegebenen, limitierenden Rahmenbedingungen gilt, sich was einfallen zu lassen, zu improvisieren und danach seine helle Freude genießen zu dürfen.