Schön, dass du dir Gedanken zu diesem Thema machst
Du hast unterschiedliche Möglichkeiten zur Führung. Beim Standardtanz führst du mit dem ganzen Körper. Die Standardtänze benötigen eine starke und stabile Mittelachse, wir haben das in unserem Formationsteam immer
Plauzenvortrieb genannt
Das heißt, du solltest darauf achten, dass die Hüft- bzw. Mittelkörperverbindung zu deiner Dame in kontinuierlicher Anlehnung ist. Mittels dieser Achse zB. funktionieren Drehungen beim Wiener Walzer oder aber auch der schnelle Quick Step. Hast du da keine Verbindung, wirds schon sehr viel schwerer und vor allem extrem kraftaufwändiger für dich.
Die klassische Standard Tanzhaltung ist somit keine Pose, sondern dient dazu, durch die Anwendung dieser Verbindung sowie der Oberkörperrotation und dem verlängerten
Hebel Arm diese Führung vorzunehmen.
Anders ist es bei den Lateintänzen bzw. diversen Freestyle Tänzen wie zB. Disco Fox oder West Coast oder die Formen von Salsa oder Tango abseits ihrer Varianten der klassischen Tänze, also zB. Argentino etc. Darin sind deine Arm Aktionen sowie die saubere und konkrete Ausführung der Handhaltungen und deiner eigenständigen Körperaktionen (Schulter, Hüfte, Bein-, Fußhaltung) maßgeblich, damit die Dame weiß, was du von ihr möchtest. Der Arm steuert mittels eindeutiger Bewegungen die Richtungen, das Umgreifen der Hände signalisiert der Partnerin eindeutig im Zusammenspiel, welche Figur du nun tanzen möchtest.
Das alles dauert ein bisschen, bis du dir mit deinen Schritten so sicher bist, dass du dir zumindest um diese Koordination keine Gedanken mehr machen musst. Füße lernen tanzen "denken", das ist aber ein Prozeß von unendlich vielen Wiederholungen.
Mein Tipp: Achte von Anfang an nicht nur auf die korrekte Ausführung der Schritte, sondern auch darauf, was der Lehrer zu den Handhaltungen sagt oder bei der Demo vormacht. Da sind ja immer diese wichtigen Punkte drin wie zB. Arm geht hoch, Dame unter dem Arm hindurch, Hand greift um von Richtung A in Richtung B usw. Und wie bereits oben erwähnt, ist in der Standardhaltung die Verbindung/Anlehnung in der Körpermitte extrem wichtig. Außerdem sollten Tanzpaare nicht allzu deutliche Größenunterschiede haben, denn wenn die Dame mit ihrem Kopf auf Schulterhöhe des Mannes oder drunter ist, dann wird es schon bisweilen schwierig mit dem Schwung der perfekten Achse. Aber das kann man sich ja nicht immer so aussuchen.
Ach so, und noch ganz wichtig: Führung bedeutet nicht reißen, ziehen, zerren. Achte von Beginn darauf, dass es leicht und easy aussieht, denn wenn du zu sehr an der Dame zerrst und ziehst, erreichst du in der Flüssigkeit des Bewegungsablaufes genau das Gegenteil, nämlich einen Stop in der Bewegung bzw. Disharmonie. Das ist ein ganz normaler Gleichgewichtsprozess. Wenn man zu sehr an der Dame zieht, geht der Körper automatisch in eine Stop-Bewegung, um nicht umzufallen. Und Taktschlagen mit dem Arm beim zB. Discofox ist nur was für Festzelte
Gute Übungen, um sich auf die gegenseitigen Signale einzustellen, sind ganz einfache Übungen:
Stellt euch gegenüber, die Dame legt ihre Hände auf deine Schultern, du umfasst die Dame locker leicht etwas oberhalt der Hüfte und dann geht/lauft ihr ohne spezifische Tanzschritte verschiedene Tempi und Richtungen. Das schärft den Sinn für die Bewegungsmethodik des anderen.
Zweite Übung: die Dame steht leicht versetzt hinter dir und legt ihre rechte Hand auf deine linke Schulter. In dieser Position versucht ihr dann, ein lockeres Folgen (Schritttempo!) in diverse Richtungen zu etablieren. Die Kür dabei: die Dame kann die Augen schließen.
Tanzen ist somit soviel mehr als nur Schrittfolgen. Es ist ein Gefühl für den ganzen Körper und schärft Sinne sowie Sensorik.
Viel Spaß beim Lernen und Üben