»Treue ist eine Tugend, die die Verlässlichkeit eines Akteurs gegenüber einem anderen, einem Kollektiv oder irgendeiner Sache ausdrückt«, schreibt die Wikipedia dazu. In der Liebesbeziehung wäre das die Verlässlichkeit gegenüber meinem Liebespartner. Worin sollen wir verlässlich sein? Was uns gefällt und gut tut, soll so blieben. Darauf möchte Mann/Frau sich verlassen.
Sei mir nicht untreu!
Man kann Treue negativ definieren: als die Verlässlichkeit, andere nicht zu lieben. Die Untreue soll nicht eintreten. Ob der positive Inhalt des Treueversprechens (das Gebot gegenüber dem Verbot) erhalten bleibt, scheint egal zu sein. Das Verhindern einer Untreue ist wichtiger.
»Ich bin ihm seit zehn Jahren treu«, sagt eine Frau und meint damit, dass sie seit zehn Jahren mit keinem anderen Mann mehr Sex hat. Ob sie in all den Jahren mit ihrem Mann Sex hat, ob sie ihn überhaupt liebt, ist damit nicht gesagt. Sie sagt nur, sie hat mit keinem anderen Sex! Sie hat das Verbot nicht übertreten. Aber ob sie das Gebot eingehalten hat, das bleibt dabei offen.
Was wird mit mit mir, wenn Du »mit keinem anderen« dies oder das tust? Wenn Du Deine Gunst auch mir nicht schenkst, nützt mir Deine Zurückhaltung gegenüber anderen kein bisschen.
Sei mir treu!
Mir ist viel wichtiger, dass Deine Liebe zu mir erhalten bleibt. Wenn es Dir gut tut, sie anderen zu schenken, dann schenk sie, aber bitte erhalte dabei deine Liebe zu mir! Das ist mein Wunsch nach Treue.
Ich nenne dies die positive Definition, und ich meine, dass sie mehr Glück bringt als die negative. Vielleicht sind deine anderen Liebesbeziehungen ja gar keine Störungen, sondern tragen zu Deiner perönlichen Entwicklung und Deinem Lebensglück bei. Dann wirst du umso glücklicher von ihnen immer wieder zu mir zurückkehren.