Was bringt es eigentlich, Worte und dadurch öfter mal auch grundlegende Werte komplett neu zu definieren, interpretieren, umzudeuten, neu auszulegen? Ist das ein Versuch, das eigene Unvermögen in eine allgemein gültige Formel zu bringen, ein gemeinschaftliches Bankrotterklären?
Wieso will denn niemand mehr treu sein? Nicht einmal sich selbst gegenüber? Fällt einem dadurch ein Zacken aus der Krone? Verliert man die ach so geliebte Freiheit, alles zu vögeln, was nicht bei "drei" auf dem Baum ist? Kommen deswegen auch immer wieder die Vergleiche mit der Tierwelt?
Treue ist Treue - Punkt. Wenn man den Begriff etwas mit anderen Sprachen vergleicht, wird man bald einmal feststellen, dass für die unterschiedlichen Facetten der "Treue" auch unterschiedliche Begriffe existieren, ganz anders als in der deutschen Sprachenwelt. Vielleicht ist die mögliche Verwirrung und Vermischung mit anderen Werten der Grund dafür, dass eine "neue Definition" angemacht wird, wer weiss.
Ganz persönlich habe ich das auf meinem Profil (unter dem Thema "Intimität") so zusammen gefasst:
Intimität erfordert, dass sich eure Beziehung zueinander irgendwie von euren Beziehungen zu allen anderen unterscheidet. Viele Paare ziehen die Grenze bei ihrer sexuellen Exklusivität. Andere definieren ihre Intimität auf unterschiedliche Weise. Was auch immer eure Entscheidung zur Treue ist, es muss etwas geben, dem ihr beide zustimmt, dass es der Kern dessen ist, was eure Beziehung besonders, wertvoll und einzigartig gegenüber allen anderen macht. Beide stimmen darin überein, dass die Grenze so wichtig ist, dass ihre Verletzung das Fundament eures Paar-Seins erschüttern würde.