Da sieht man mal, dass ein Begriff im Gesetzestext (und je nach Kontext) komplett anders mit Sinn gefüllt sein kann als bei einer Diskussion im JC.
Wenn wir mal nicht "Treu und Glauben" nehmen, sondern den Treuebegriff, wie ihn vermutlich die Mehrzahl unserer Gesellschaft versteht, also die sexuelle Treue:
Mir kommt unsere Gesellschaft mit diesem Treuebegriff ehrlich gesagt unglaublich verlogen vor. Und da schließe ich mich nicht aus.
50% aller Paare, verheiratet oder nicht, sind sich sexuell untreu. Und da sind die seriell monogamen ja noch nicht mal dabei, die sich nach 10 Jahren Ehe trennen und dann mit dem nächsten seriell monogam sind.
Und aufgrund dieser Zahlen denke ich, wäre ein offenerer Umgang mit außerehelichen/partnerschaftlichen Affären, Beziehungen, nicht-monogamen Modellen viel viel ehrlicher, weniger stressig und für alle Beteiligten wesentlich besser.
Ich kann nur für mich sprechen: Offen Affären zu haben, kann ich mir aufgrund der Angst, meine Frau zu verlieren, nicht vorstellen. Interessanterweise weiß aber meine Frau ganz genau, was mir in unserer Beziehung fehlt...und das kann sie mir nicht geben. Insofern habe ich für mich das Modell gefunden, sie nicht zu verletzen, aber dennoch Affären zu haben.
Und aus dieser Erfahrung heraus hört sich für mich der Begriff Treue nur wie eine Verhöhnung meiner Bedürfnisse an.