Hi Daniel,
einige Gedanken aus deinem ET kann ich nachvollziehen und kenne sie von mir. Allerdings bleiben sie nur dann wichtig, wenn die dazugehörigen Leute nah an mir dran sind. Da kann ich dann auch Irritationen besprechen und ggf. Entscheidungen besser verstehen. Der Unterschied zwischen uns ist vermutlich, dass ich den Wunsch habe, Gefühle nachzuvollziehen und mir das in der Regel gelingt. Das musste ich aber auf jeden Fall auch trainieren.
„Also resignativ bin ich auf alle Fälle etwas, das finde ich aber auch irgendwo nachvollziehbar und normal wenn man eine gewisse Zeit gelebt und auch negative und lehrende Erfahrungen gemacht hat.
Resignativ finde ich ein großes Wort. Klingt ungut und, ehrlich gesagt, nicht glücklich. Aus unterschiedlichen, auch negativen, Erfahrungen zieht man nicht unbedingt resignative Schlüsse.
„Es ist nicht meine Angelegenheit und für mich auch nicht schlimm, da ich selbst daraus keine negativen Konsequenzen habe.
Ich kann es nur nicht nachvollziehen weil es weit weg von meinem eigenen Handeln ist und das lässt mich dann doch nicht los. Ich war noch nie ein emphatischer Mensch, der sich gut und auch gerne in andere hineinversetzen konnte und wollte. Allerdings komme ich langsam in ein Alter in dem Menschen mit ähnlichem sozialem Hintergrund, ähnlicher Bildung und Beruf Lebenswege einschlagen, die ich nicht nachvollziehen kann.
Prinzipiell könnte es mir egal sein und sollte es auch.
Da ich die Entscheidung aber nicht nachvollziehen kann, versuche ich sie zu verstehen, weil ich alles gerne verstehen würde. Auch berufsgeschuldet will ich die Hintergründe wissen und nehme nicht einfach etwas so hin. Das gelingt mir meist nicht.
Also, du siehst schon selber, dass dich da was schwer beschäftigt (und eher auf eine negative Weise), wozu du eigentlich Distanz haben könntest, da es dein Leben nicht wirklich betrifft. Noch dazu, wo du dich ohnehin nicht wirklich in andere reinversetzen kannst. Also warum?
Sorry, als Wissenschaftler kann ich dir sagen: Hintergründe wissen und Dinge nicht einfach hinnehmen wollen ist hier als Grund keine plausible Erklärung. Mir geht es genauso, nur ist es wichtig, thematisch genau zu fokussieren, um auch wirklich Erkenntnis zu fördern. Dauerschleifen über Entscheidungen anderer machen das Gegenteil: Verwirrung statt Erkenntnis. Noch dazu fehlt dir (mit der Empathie) offenbar eine Grundlage der Erkenntnis, da du ja wesentliche Gründe, warum Leute emotional entscheiden, gar nicht erkennen KANNST (wie du selber zugibst):
„Vor allem wenn andere Menschen rein emotional entscheiden und langfristig handeln und ich mir schwer vorstellen kann wie so etwas ist. Mir fällt es auch gerade in dem Moment sehr schwer mir vorzustellen was eine emotionale Entscheidung für mich sein könnte. Zumindest fällt mir dabei nichts ein...
Letztlich scheinst du mir eher mit Wertungen beschäftigt - und mit Abgrenzung von den Gefühlen anderer. Und da scheint mir schon eine Frage, vielleicht auch ein ernstes Thema zu liegen.
Du kannst dich natürlich in resignativem Nicht-Fühlen(-Wollen) einrichten. Das scheint der Weg, den du kennst. Er ist vielleicht sicher & vertraut. Aber Resignation und Grübelei wären für mich nicht attraktiv. Und wenig Empathie ist kein optimaler Ausgangspunkt für eine Partnerschaft - vielleicht auch nicht für Sex, aber das kommt sicher drauf an.
Aber ich will dir keinen Leidensdruck an die Backe quatschen. Wenn "Resignation" zu hoch gegriffen war, ist vielleicht auch alles ok. Jeder Jeck ist anders...