Ja, ich habe Alles gelesen und will mal eine ganz andere Herangehensweise probieren, um ganz unemotional Spock das Wirken von Emotionen in persönlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zu erläutern.
@*******794 , du gehst ja mit einem sehr auf materielle Güter und einem fachgerechten Umgang mit ihnen, mit Technik insbesondere auf die Welt zu. Ich nenne es mal ein mechanistisches Welt- und Menschenbild in dem es sinnvoll ist, die Ketten von Ursache und Wirkung durchschaut zu haben. Das Seil ist die einfachste Maschine: man zieht vorne und hinten wird einen Kraft ausgeübt.
Solchen Prozessen müssten irgendwie doch auch Beziehungen und gesellschaftliche Prozesse gehorchen!?
OK, das erklärt Vieles. Aber denken wir uns doch mal in ein ganz anderes Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell hinein, dass die Menschheitsgeschichte vermutlich ein paar zehntausend Jahre länger geprägt hat, als unser heutiges, das Alles und Jeden zur Ware macht, die man handeln kann, wenn man nur einen Wert dafür festsetzen kann.
Kennst du das Modell der Geschenkökonomie? (
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/515869 )
Auch da funktioniere die Gesellschaft, weil Güter und Leistungen ausgetauscht wurden. Aber das erfolgte als "Geschenk" und sehr wohl in der Erwartung, dafür bei Gelegenheit etwas zurück "geschenkt" zu bekommen, was einen vergleichbaren Wert hat. Ein Tauschhandel, den wir unter Weihnachtsbaum auch noch kennen und der ohne ein Form von Geld auskommt. Diszipliniert wird eine solche Gesellschaft über das soziale Ansehen. Für Jemanden, der als Geizhals bekannt ist, macht man sich auch nicht krumm. In einer z.B. dörflichen Gemeinschaft unter prekären Verhältnissen, wo man aufeinander angewiesen ist, funktioniert sowas wunderbar. Logisch nachvollziehbar?
Das gute an diesem Modell ist, dass jeder seinen individuellen "Preis" für eine Leistung oder ein Gut bestimmen kann. Wenn du erst pfegebedürftig bist, wird Arsch-abputzen eine wertvolle Angelegenheit. Das kannst du heute schon wissen und ein "Guthaben" anlegen. Außerdem kannst du in diesem Modell der Zuneigung, der Fürsorge, der Geborgenheit genauso einen Preis geben wie dem Porsche. Was ist es dir wert? Du wirst zugeben müssen, dass der Wert des Porsches nicht das geringste mit dem Nutzwert zu tun hat. Logisch nachvollziehbar?
Geborgenheit zu bepreisen wird dir bei deiner Fixierung auf Materielles in unserem kapitalistische Wirtschaftsmodell nicht gelingen.
Ich behaupte mal, dass unsere Paarbeziehungen, in denen man sich immer noch in existenzielle Abhängigkeiten gibt, weiterhin vom Wesen der archaischen Geschenkökonomie getragen werden. Wer hat schon gerne Liebeskummer? Wer lässt sich schon gerne über Jahre ausnutzen?
Wenn du das Modell verstehst, dann gelingt es dir vielleicht auch, den individuell festgesetzten Tauschpreis emotionaler Entscheidungen als doch in gewisser Weise logisch zu akzeptieren.
(Im übrigen bin ich doch der Meinung, dass Geld die sinnvollere Währung ist und ich Ansehen und soziale Kontrolle als Währung in der Gesellschaft nicht vorziehe. In Beziehungen bleibt unsere Stammesgeschichte aber offenbar etwas traditioneller und bergen auch eine Voraussetzung für die Geschenkökonomie, einen gewissen Grad von gegenseitiger Abhängigkeit, wenn man erstmal ein gemeinsames Projekt wie z.B eine Familie in die Wege geleitet hat.)